Spiegel Titelbild:
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Donald Trumps Dekret eines US-Einreiseverbots für mehrere muslimische
Länder sorgte weltweit für heftige Kritik. Die symbolische
Verarbeitung dieses Themas auf dem Cover der Samstagsausgabe des deutschen
Nachrichtenmagazins "Spiegel" spaltet die Meinungen. Auf der Titelseite
der neuen "Spiegel"-Ausgabe wird Trump nämlich als Schlächter
portraitiert, der eigenhändig die amerikanische Freiheitsstatue
geköpft hat. Die comicartige Zeichnung zeigt einen klar als Donald
Trump erkennbaren blonden, jedoch gesichtslosen, Mann im Anzug, mit roter
Kravatte. Die Figur hält die Arme in Siegerpose in die Höhe,
mit blutigem Fleischermesser in der einen, dem abgetrennten Kopf der
Freiheitsstatue in der anderen Hand. Die Pose erinnert an jene des
wegen seinem englischen Akzent als "Jihadi John" bekannten ehemaligen
Henker des Islamischen Staats. Dass der Lady Liberty das Blut aus der
noch frischen Wunde aus dem Hals und auf den Boden tropft, wird auf
der Onlineseite des "Spiegels" noch in animierter Form dargestellt. Die
Freiheitsstatue ist ein sehr starkes Symbol für die USA als Ganzes,
aber auch für das Aufnehmen von Notbedürftigen. Auf der linken
Seite steht in Grossbuchstaben geschrieben: "America first", etwa "Amerika
zuerst". "Es ist das Köpfen der Demokratie, das Köpfen eines
heiligen Symbols", erklärt der für das Cover verantwortliche
Künstler Edel Rodriguez, der "Washington Post". Rodriguez floh 1980
als politischer Flüchtling aus Kuba in die USA. "Und das, was in
letzter Zeit mit Köpfen in Verbindung gebracht wird, ist der IS, da
steckt also ein Vergleich drin. Beide Seiten sind Extremisten, ich mache
also nur einen Vergleich zwischen den beiden." Das grösstenteils
amerikanische und deutschsprachige Medienecho zeugt von gespaltenen
Meinungen. Die amerikanische Presse freut sich mehrheitlich. Die
"Washington Post" titelt mit "erstaunlichem Cover" und sprach gleich mit
dem Künstler. Auch "Buzzfeed" berichtete als einer der ersten und
"Mashable" beschreibt das Bild als "gewaltig". Mittendrin die britische
"Daily Mail", die die "Empörung" über die "schockierende"
Titelseite thematisiert. "Focus" und "Bild" hingegen bezeichnen die
Darstellung als "drastisch", die "Welt" geht sogar so weit, von einer
"Entwertung des Journalismus" zu sprechen. Auch auf den sozialen Medien
wird reagiert.
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