In einem
SRF Artikel
diskutiert Beat Soltermann das Phänomen, dass Donald Trump mit seiner Twitter Einwegkommunikation einen Weg vorbei
an den Medien gefunden hat. Er ist noch nicht Präsident, doch hatten seine
Tweets schon Einfluss. Ein Tweet über "Airforce One" brachte Boing
Aktien ins Schlingern und veranlasste die Firma einen besseren Preis für
die Maschine zu offerieren. Ein Tweet von Trump hat das Parlament veranlasst
einen die schon beschlossene Abschaffung der Ethik Kommission zu
überdenken.
Quelle.
Und hier ist ein Ausschnitt aus dem
SRF Artikel :
Der "Twitterer-in-Chief" bringt kritische Journalisten zum Verzweifeln. Was tun, wenn die Vierte Gewalt umgangen wird?
Seit Donald Trump in den US-Wahlkampf eingestiegen ist und noch vemehrt
seit seiner Wahl suchen die US-Medien nach einem Umgang mit ihm. Der
künftige Präsident versucht nämlich vor allem, die Medien
zu umgehen. Via Twitter kommuniziert er direkt mit dem Volk und der
Welt und an den traditionellen Medien vorbei.
So dominiert Trump seit Monaten die Berichterstattung und die US-Medien
machen gerne mit. Das Zusammenspiel ist so innig wie noch nie. "Donald
Trump sagt" - diese drei Wörter allein waren in den letzten Monaten
schon einen Bericht wert, wie Glenn Thrush feststellt. Der Chefreporter
der einflussreichen News-Plattform Politico beobachtet, dass viele
Journalisten gar nicht mehr nach der Relevanz eines Themas fragen. Sie
bringen es einfach und lassen sich so die Themen diktieren.
"Wenn alles, was Trump sagt, wichtiger ist als das, was er tut,
haben wir ein Problem. "
Als Beispiel nennt Thrush etwa den Tweet Trumps über die angeblich
hohen Kosten für das neue Präsidentenflugzeug von Boeing. Die
Kosten der Maschine seien gewiss relevant, doch die Journalisten
müssten auch den Zeitpunkt des Tweets hinterfragen und die
Boeing-Story gewichten. Etwa im Vergleich zur Frage, ob Trump sich
als Präsident von seinen Beteiligungen trennen sollte.
Auch Chris Frates denkt kritisch über die eigene Zunft nach
und glaubt, die Medien müssten Trump jetzt viel genauer auf die
Finger schauen als im Wahlkampf. Als Journalist betrieb er bis vor
Kurzem aufwendige Recherchen für den Fernsehsender CNN und deckte
regelmässig Skandale auf.
Frates plädiert für eine zweigleisige Vorgehensweise:
"Wir sollten möglichst schnell berichten, was Trump gesagt oder
entschieden hat. Aber damit ist die Arbeit nicht getan. In einem zweiten
Schritt müssen wir dem Publikum die Zusammenhänge aufzeigen."
" Trump sagt meistens Dinge, die nicht ganz falsch oder nicht
ganz richtig sind. Da müssen wir als Journalisten eine
Erklärungshilfe bieten. "
Über die Art der "Erklärungshilfe" gehen die Meinungen in der
Branche allerdings auseinander. Trump-Aussagen durch den Fakten-Check
lassen? Eher nicht, findet Shani Hilton, Chefredaktorin von Buzzfeed-News
USA: "Wenn niemand mehr an Fakten glaubt, machen Fakten-Checks keinen
Sinn."
Tatsächlich zeigen Umfragen, dass der Ruf der Journalisten gelitten
hat. Der Zeitdruck führt zu Fehlern und Ungenauigkeiten. Nicht nur
Donald Trump schlachtet das aus. Politisch konservative Amerikanerinnen
und Amerikaner glauben einer Twitter-Botschaft von Donald Trump eher
als einem Bericht in der Zeitung oder am Fernsehen.
Weniger Meinungen und weniger Auftritte von selbsternannten Experten,
dafür mehr klassische News-Stories, die aufzeigen, was die Fakten
sind. Das könnte laut Frates helfen, die Glaubwürdigkeit
der Medien wiederherzustellen. Die Glaubwürdigkeit sei zentral,
unterstreicht auch Thrush: "Wenn die Medien nicht glaubwürdig sind,
können sie ihre Rolle als Vierte Gewalt nicht ausüben." Real
News erhielten den Stellenwert von Fake News.
Thrush fordert deshalb, dass die Polit-Journalisten raus aus Washington
müssen - hin zu den Menschen: "Die Leute denken, wir Journalisten
seien Monster. Das ändere sich, wenn sie uns begegnen und sehen,
wie wir arbeiten und den Dingen auf den Grund gehen." So könnten
sie sich aus der Umklammerung des künftigen Präsidenten der
USA befreien und wieder unabhängiger und kritischer berichten.