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www.rhetorik.ch aktuell: (30. Dez, 2016)

Zum Tod von Ferdy Kuebler

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Das Schweizer Radsportphänomen Ferdy Kübler ist tot. 1919 in Marthalen geboren hat er 1942 die Tour de Suisse gewonnen und 1950 die Tour de France gewonnen. ""Ferdy National" beendete 1957 seine Radsportkarriere.


Foto von Kübler. Man beachte das Outfit: Kein Helm. Veloschlauch um die Schultern, Alu Flasche mit Korken ....
Josef Renggli, ein legendärer Sportreporter, der 2015 gestorben ist schrieb für die NZZ einen Artikel über Kübler:
Ferdinand Kübler, genannt Ferdy, Bürger von Marthalen im Zürcher Weinland, huldigte in seinem Leben vier Sportarten. Den Radsport betrieb er während 19 Jahren. Die Karriere begann 1938 mit einem Anfängerrennen in Glarus, führte über 700 000 Kilometer, 17,5-mal um die Erde, von Adliswil zum Mond und retour; sie umfasste 3200 Rennen und trug ihm 400 Siege ein - trotz sechs durch den Zweiten Weltkrieg verlorenen Jahren. Sie endete am 21. Oktober 1957 mit der Sechs-Stunden-Américaine vor 12 551 Zuschauern im Zürcher Hallenstadion.
Das Rad spielte schon bei Ferdys Geburt am 24. Juli 1919 eine Rolle. Nomen est omen, des künftigen Radstars Wiege stand im Weiler Radhof zwischen Rheinau und Marthalen. Die Familie war mausarm, der Vater Wärter in der Anstalt, er verdiente 140 Franken im Monat. Ferdy war das zweitjüngste der fünf Kinder, er musste schon während der Schulzeit bei Bauern schuften, fast wie ein Verdingkind. Nach dem achten Schuljahr arbeitete er von morgens halb fünf bis abends neun Uhr als Knecht für einen Monatslohn von 20 Franken. Nach zwei Jahren hatte der aufmüpfige Jüngling von dieser Schinderei genug. Heimlich verliess er bei Nacht und Nebel das Elternhaus und floh mit 11 Franken Startkapital nach Männedorf zu Bäckermeister Schneebeli. In dessen Diensten machte der Brotausträger Kübler auf einem alten Velo die Strassen zum Pfannenstiel unsicher, am Rücken die 30 bis 35 Kilo Brot. Pro Monat gab es 30 Franken plus Kost und Logis. Ein paar Franken durfte er behalten, den grössten Teil schickte er nach Marthalen. Den entscheidenden Schritt wagte das Landei 1937. Es fand eine Stelle in der Stadt bei Bijoutier Barth an der Zürcher Bahnhofstrasse und steigerte sein Einkommen von 30 auf 120 und später sogar auf stolze 150 Franken. Jeden Morgen fuhr Ferdy auf einem ausrangierten Damenvelo von Marthalen nach Zürich und abends zurück: zweimal 42 Kilometer, Tagespensum 84 Kilometer, sechsmal wöchentlich. (...)
Kübler profitierte, wie er stets gern betonte, von der Rivalität mit Hugo Koblet. Die beiden lebten zwar wie Hund und Katze, doch Kübler, in dieser Beziehung ganz Diplomat, sprach nie von seinem "Feind" Koblet, sondern viel lieber von "Freund" Hugo. "Diplomatie ist die Kunst, so zu lügen, dass einem sogar die Wahrheit geglaubt wird", sagte der italienische Komiker Alberto Sordi. Er muss Kübler gekannt haben.

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