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Medienclub von SRF gab es unter der Leitung von Franz Fischlin
eine gute Diskussion über die Rolle der Medien zur Trump Wahl:
der Titel war: "Die Medien - voll daneben getrumpt".
Der "Medienclub" am Dienstag war ein Bespiel einer konstruktiven
Diskussion.
Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten werfen Kritiker
den traditionellen Medien Versagen vor. Sie hätten Trump gross
gemacht und ihn gleichzeitig unterschätzt. Der "Medienclub" am
Dienstagabend dazu war eine erfreuliche Horizonterweiterung.
Franz Fischlin hatte eine gute Hand bei der Auswahl der Diskutanten. Die
Zusammensetzung der Akteute war hinsichtlich Meinungsvielfalt geschickt
gewählt. Die unterschiedlichen Ansichten führten dazu,
dass die Thematik breit ausgeleuchtet werden konnte. Es diskutierten:
Michael Hermann, Politikwissenschafter, Matthias Ackeret, Chefredaktor
Medienzeitschrift "Persönlich" und Moderator Blocher-TV,
Michèle Binswanger, Journalistin "Tages-Anzeiger" sowie Matthias
Zehnder, Publizist und Medienwissenschafter.
Dank den unterschiedlichen Ansichten der Runde gelang es dem Moderator,
die komplexe Problematik von verschiedensten Seiten zu beleuchten. Das
war wohltuend. Es gibt leider zu viele Diskussionssendungen, die viel
zu einseitig zusammengesetzt sind. Die Zuschauer übernehmen dann
den Röhrenblick solcher unbefriedigender Diskussionsrunden.
Das Phänomen Trump und die Rolle der Medien wurde übrigens
nach der Präsidentschaftswahl in den USA in vielen Medien
kommentiert. Doch schrieben einige Autoren die Sicht der Dinge wiederum
aus der Optik der eigenen subjektiven Meinungsfilter-Bubble. Das war
erfreulicherweise beim jüngsten medienkritischen Medienclub nicht
der Fall.
Wenige konkrete Fragen dienten Fischlin als roter Faden. Es ging ihm
vor allem um das Vertrauen in die etablierten Medien. Es kann heute
festgestellt werden: Immer mehr Menschen informieren sich ausschliesslich
via soziale Medien, via Twitter, Facebook & Co. Gefälschte News
erhalten grössere Aufmerksamkeit als faktenorientierte. Deshalb
müsse man sich fragen: Was bedeutet diese Medienentwicklung für
die Meinungsbildung? Welche Lehren können die Medien aus der Wahl
Trumps ziehen?
Matthias Ackeret, der sich in den Vereinigten Staaten persönlich ein
Bild machte von der Stimmung, machte bewusst, dass wir uns nicht immer
auf die veröffentlichte Meinung verlassen dürfen. Vor Ort ist
die Situation oft nicht so, wie es Journalisten wiedergeben. Aus seiner
optimistischen Sicht, haben die klassischen Medien heute eine grosse
Chance, wenn sie der Öffentlichkeit helfen, die Informationsschwemme
einzuordnen. Medienwissenschafter Zehnder schilderte, wie
die Medien in die Aufmerksamkeitsfalle tappen können. Die Medien
wollen jeden Skandal abbilden, was dazu führt, dass der Provokateur
zwangsläfuig zum Gesprächsthema wird. Trump verstand es, die
notwendige Aufmerksamkeit zu generieren und erhielt dadurch auch viel
mehr Sendezeit.
Michael Hermann erläuterte, weshalb die klassischen Medien immer
mehr an Autorität verlieren. Im Grunde sei es zu einer Entmachtung
der traditionellen Medien gekommen. Die Medien hätten sehr viel
gegen Trump geschrieben. Sie entlarvten seine Lügen, wurden jedoch
nicht mehr ernst genommen. Tagi-Journalistin Michèle Binswanger
machte bewusst, dass die Journalisten über die Bücher gehen
müssen. "Es braucht eine neue publizistische Vision", forderte
sie. Die Wachthundfunktion der Medien müsse aber aus ihrer Optik
unbedingt erhalten bleiben.
"Manche können nur fremde Meinungen, nicht die eigenen berichten",
schrieb vor Jahren Jean Paul. Im jüngste Medienclub war
erfreulicherweise eine Fülle von verschiedenen eigenen Meinungen
zu hören. Ein gutes Beispiel einer konstruktiven Diskussion, die
dem Publikum hilft, eine komplexen Thematik besser einzuordnen.