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www.rhetorik.ch aktuell: (22. Nov, 2016)

Medienkompetenz von Jugendlichen

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Quelle
Medienkompetenz wird immer wichtiger. Doch gerade damit scheint es bei Sek- und Mittelschülern in den USA zu happern. Eine Untersuchung der Uni Stanford (an der 7804 Studenten gefragt worden sind) zeigt dort, dass in diesem Alter Jugendlichen sehr schnell irregeführt werden können. So wurden die Schüler gefragt, Informationsquellen nach Glaubwürdigkeit zu bewerten. Es zeigte sich, dass ein Foto schon den Eindruck erwecken kann, dass ein Tweet glaubwürdig ist. Viele wissen nicht, dass Nachrichten in sozialen Medien persönlich auf den User abgestimmt sind, dass es Algorithmen sind, welche Nachrichten im sozialen Netzwerk Facebook anzeigen. Auch das Unterscheiden von Werbung und Nachrichten ist schwieriger geworden. Selbst bei einem Artikel mit der Überschrift "Präsentiert von der Bank von Amerika" geschrieben von einem Autor, der bei der Bank arbeitet, haben zwei von drei Schülern den Artikel nicht als Werbung erkannt oder angeben können, ob der Artikel vertrauensunwürdig sei. Nach Yalda Uhls, einer Psychologin am "Children's Digital Media Center" von der Uni California, Los Angeles sind Jugendliche heute schon in der Sekundarschule mehr als 7 Stunden pro Tag online. Sie texten, lesen, sehen Videos, und das alles gleichzeitig. Im Alter von 18 Jahren, kriegen schon 88 Prozent der jungen Erwachsenen die News regelmässig von Facebook und anderen sozialen Medien (Studie vom Media Insight Projekt, das 1045 Leute im Alter 18-34 befragte). Quelle.
Man muss aber auch die Medien etwas ins Gericht nehmen. Weder der Wallstreet Journal Artikel, noch die vielen Meldungen darüber: Beispiel 1, Beispiel 2, Beispiel 3, Beispiel 4 Beispiel 5, die den Wall street journal Artikel abklatschen, machen sich die Mühe, einen Link zu Stanford anzugeben.

Hier ist ein Stanford News Artikel vom November 22. Als kritischer Beobachter muss man auch die Studie selbst hinterfragen. Erstens einmal wurde die Studie gesponsert von der Robert Mc Cormick foundation. Nicht, dass das die Studie diskreditiert, doch es ist gut, die Sponsoren zu kennen. Auch ist die aktuelle Studie noch schwierig zu finden. Es wäre zum Beispiel wichtig zu wissen, welche Fragen genau gefragt worden sind. Der Direktor der Studie ist Sam Wineburg. Er ist sicher eine Autorität zum Thema, hat er doch ein Buch über das Lehren der Schriftkundigkeit in der Sekundar und Mittelschule geschrieben. Doch wie alle Studien, besteht auch die Gefahr der Vorselektion. Wenn zum Beispiel eine Umfrage online gestartet wird, dann bei Definition sind praktisch alle Teilnehmer im Internet zu Hause. Aber Hier ist ein Youtube Video:
Schliesslich gibts auf Heise eine gute Zusammenfassung:
Die übergrosse Mehrheit junger Schüler in den Vereinigten Staaten kann nicht zwischen einem als "sponsored" getarnten Werbetext im Nachrichtenformat und einem richtigen Nachrichtentext unterscheiden. Das ist eines der Ergebnisse einer umfassenden Umfrage unter fast 8000 US-amerikanischen Kindern und Jugendlichen im Alter von mindestens 10 Jahren, aus der das Wall Street Journal vorab berichtet. Demnach bewerteten viele Schüler etwa die Glaubwürdigkeit eines nachrichtlichen Tweets anhand der Menge der enthaltenen Details und daran, ob ein grosses Foto dazugehört - nicht aber anhand der Quelle. Zu diesem Bild wurden Schüler gefragt, welcher der abgebildteten Tweets am vertrauenswürdigsten sei. Mehr als die Hälfte wählte den von Lisa Bloom, nicht den der freien Radiosender NPR mit weitferführendem Link. Ein Studen habe sogar geschrieben, der erste Tweet sei am glaubwürdigsten, weil er ein Foto umfasse. Zu diesem Bild wurden Schüler gefragt, welcher der Tweets die beste Informationsquelle sei. Mehr als die Hälfte wählte den von Lisa Bloom, nicht den der freien Radiosender NPR mit weiterführendem Link. Einer habe sogar geschrieben, der erste Tweet sei am glaubwürdigsten, weil er ein Foto umfasse. Vergrössern Bild: Stanford History Education Group Wie die US-Zeitung unter Berufung auf die Studienergebnisse zusammenfasst, konnten mehr als zwei Drittel der Befragten Mittelschüler (ungefähr 10 bis 14 Jahre alt) nicht begründen, warum sie einem Text misstrauen sollten, in dem ein Bankmanager argumentiert, dass junge Menschen mehr finanzielle Beratung bräuchten. Vier von zehn High-School-Schülern (14 bis 18 Jahre alt) glaubten, das Bild eines deformierten Gänseblümchens mit passender Überschrift sei Beweis genug für die toxischen Verhältnisse in der Nähe des AKW Fukushima, auch wenn zu dem Foto keine Quelle oder Ortsangabe gehörten. In einem anderen Test konnten lediglich 40 Prozent der Befragten erklären, warum sie nicht in einem Kommentar sondern in einem Nachrichtentext nach Fakten zu einem bestimmten Thema suchen würden. Medienkompetenz stärken Angesichts der aktuellen Debatte über den Einfluss von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter auf den Nachrichtenkonsum nicht nur junger Menschen, plädiert der Studienverantwortliche Sam Wineburg für die Unterrichtung grundsätzlicher Medienkompetenzen. Aber auch Eltern sollten mit ihren Kindern sprechen und fragen, warum sie auf bestimmte Links klicken. Ausserdem müssten Kinder und Jugendliche verstehen, dass das erste Ergebnis etwa einer Google-Suche nicht automatisch das beste sei. Darauf, dass derartige Fertigkeiten auch später fehlen, hat jüngst die Soziologin Zeynep Tufekci hingewiesen: Lediglich 10 Prozent ihrer Studenten wissen demnach auf Nachfrage, dass Facebooks Algorithmen entscheiden, welche Nachrichten im jeweiligen Newsfeed angezeigt werden.

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