Viele Fragen sind nach dem Anschlag in München noch offen.
Die Verlautbarungen der Medien nach der Attentat mit 9 Toten in
München veranschulicht uns, wie mit ungesicherten informationen
umgegangen werden muss. Die Polizei ging lang von der falschen
Annahme aus, es wären mehrere Täter. Doch gelang es
den Medienverantwortlichnen, weitgehend Hypothesen und Vermutungen
auszuklmmern. Immer wieder war die analoge Formulierung zu hören
und zu lesen: "Die Annahme, dass ... ist nicht erhärtet."
Über längere Zeit war zu lesen, es wären noch weitere
Schüsse gefallen. Doch in den Verlautbarungen war zu vernehmen:
"Dass weitere Schüsse gefallen sind, kann nicht erhärtet
werden." Erstaunlich, wie die Münchner Polizei sehr schnell die
Plattform der sozialen Medien zu nutzen verstand. Die Polizei informierte
prominent auf diesen Kanälen. Das war klug. Denn wenn sich auf
den sozialen Medien Unsicherheit breit macht, lohnt es sich auf diesen
Kanälen die Informationshoheit zu sichern.
Es wurden laufend nur die gesicherten Fakten publiziert: Beim Täter
handelt es sich um einen 18 jährigen Deutsch-Iraner. Sein Motiv zu
töten, ist aber noch unklar. War auch noch erwähnenswert ist:
In der Krisensituation in München wurden die Bürger über
das Smartphone Warnsystem ``Katwarn" aufgefordert, die Häser nicht
zu verlassen. Man soll auch aus dem Umland nicht in die bayrische
Landesahauptstadt fahren. Dieser Informationskanal hatte sich
bewährt.
Weil widersprüchliche Aussagen Gift sind in Krisenistuationen
lohnt es sich, Krisensitautionen zu antizipieren und vorzubereiten.
Man kann in diesem Fall auch etwas über Augenzeugenberichte lernen:
Spiegel:
Zusammengefasst: Weil das menschliche Gehirn beim Abspeichern von
Erinnerungen unter Stress oft Fehler macht, gibt es nicht selten
Probleme bei Aussagen von Augenzeugen. Mit speziellen Techniken,
etwa der Selbsteinschätzung der Zeugen, lässt sich ein
Teil der Schwierigkeiten lösen. Videoaufnahmen von Zeugen sind
verlässlicher - sorgen aber für andere Herausforderungen, wenn
sie noch während des Einsatzes veröffentlicht werden. Dann
können sie etwa das Leben von Polizisten gefährden.
Spiegel:
Mit grossen Scheinwerfern leuchtet die Polizei den Bereich im
Münchner Olympiapark aus, auf dem Weg liegt ein Körper unter
einer Plane. Die Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann sich
selbst getötet hat. Er soll im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im
Norden Münchens neun Menschen erschossen haben. Nach Angaben der
Polizei handelt es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner.
Noch in den Nachtstunden hat ein Spezialeinsatzkommando eine Wohnung in
der Münchner Maxvorstadt gestürmt, angeblich soll der junge
Mann dort gewohnt haben, bei seinen Eltern.
Bestätigt ist das noch nicht. Die Wohnung, in der die Durchsuchung
stattfand, liegt in dem Viertel nördlich der Münchner Altstadt
und nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt. Das mehrstöckige
Wohnhaus ist weiträumig abgesperrt, Ermittler tragen Kartons aus
dem Haus. Sie sind auf der Suche nach dem Motiv, dem Warum.
Bislang liegen keine Erkenntnisse vor, dass der mutmassliche Täter
Bezüge zu extremistischen Szenen hatte.
Erst mal gehen die Fahnder daher von einer Amoklage aus. Auch während
der Stunden der Angst in München sprach die Polizei mehrfach von
einem möglichen Amoklauf - aber zwischenzeitlich auch von einem
möglichen terroristischen Hintergrund.
Ein Video, das am Abend auf Twitter kursierte, soll den Auftakt des
Verbrechens zeigen. Gegen 17.50 hielt sich der Täter demnach in
einem McDonald's-Restaurant gegenüber dem OEZ auf.
Der US-Fernsehsender CNN zitiert zwei mutmassliche Zeugen der Tat -
deren Aussagen zum möglichen Motiv des Täters sich allerdings
widersprechen. So sagte eine nach eigenen Angaben muslimische Frau,
die zum Tatzeitpunkt im Schnellrestaurant gewesen sein will, sie habe
gehört, dass der Täter "Allahu Akbar" gerufen habe - "Gott
ist gross". Ihr Sohn sei auf der Toilette des McDonald's-Restaurants
gewesen und habe gesehen, wie der Täter dort eine Pistole geladen
habe. Anschliessend sei er herausgekommen und habe auf Kinder gezielt.
Dann tritt der Schütze, bekleidet mit einem schwarzen T-Shirt mit
weisser Schrift, dunklen langen Hosen und Schirmmütze, auf die
Strasse, stellt sich breitbeinig auf, legt an und beginnt mit einer
Pistole auf Passanten zu schiessen.
In einem Video, das offenbar aus einem benachbarten Wohnblock aufgenommen
wurde, sieht man den mutmasslichen Täter auf dem obersten Deck
eines Parkhauses stehen. Ein Anwohner beschimpft ihn von seinem Balkon
aus und gerät so in einen Dialog mit ihm.
Er habe sich eine Waffe kaufen müssen, sagt der mutmassliche
Täter. "Ich bin Deutscher." Er sei hier geboren, in einer
"Hartz-IV-Gegend" aufgewachsen und "in stationärer Behandlung"
gewesen. Ausserdem ist der Ruf "Scheiss Türken" zu hören -
ob vom mutmasslichen Täter oder einem anderen Anwohner, ist unklar.
Ein anderer mutmasslicher Zeuge berichtete CNN, er habe gehört, wie
der Täter geschrien habe, er sei Deutscher und werde Ausländer
umbringen. Bei SPIEGEL ONLINE meldete sich ein Mann, der nach eigener
Aussage zur Tatzeit in einem angrenzenden Geschäft einkaufen war
und neben mehreren Schüssen auch die Schreie "Mir ist alles egal"
und "Ich töte euch alle" gehört hat.
Nach den Schüssen im Einkaufszentrum ergriff der junge Mann
die Flucht. Eine Zivilstreife stellte ihn, schoss auf ihn, doch es
ist unklar, ob der Täter getroffen wurde. Seine Leiche wurde etwa
einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt gefunden. Dort wurde auch
eine Pistole sichergestellt. Die Polizei geht inzwischen davon aus,
dass er als Einzeltäter handelte.
Es ist die zweite schwere Gewalttat eines Jugendlichen in Deutschland
innerhalb weniger Tage. Am Montagabend hatte ein 17-jähriger
Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong
in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte
erschossen den Jugendlichen. Diese Tat soll einen islamistischen
Hintergrund haben.