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Die unendliche Geschichte um Sepp Blatter ist noch nicht zu Ende.
Da bleibt einem die Spucke weg.
20 Min:
Die Fifa-Spitze um den ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter soll
sich laut einer internen Untersuchung des Weltverbandes innert fünf
Jahren fast 80 Millionen Franken Bonifikationen zugeschanzt haben.
Der Fussball-Weltverband teilte heute mit, dass sich der frühere
Präsident Sepp Blatter, der ehemalige Generalsekretär
Jérôme Valcke und der Ex-Finanzdirektor Markus Kattner laut
einer internen Fifa-Untersuchung in den vergangenen fünf Jahren um
mehr als 79 Millionen Schweizer Franken bereichert haben.
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Spiegel:
Zwei Anwälte der Kanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan,
die den Weltverband seit Mitte 2015 quasi unter Zwangsverwaltung hat,
gaben auf einer Telefonkonferenz atemraubende Zahlen bekannt: Allein in
den vergangenen fünf Jahren haben demnach der langjährige
Präsident Joseph Blatter (Schweiz), Generalsekretär
Jérôme Valcke (Frankreich) und Finanzchef Markus Kattner
(Deutschland/Schweiz) mindestens 79 Millionen Schweizer Franken
kassiert. Diese Zahl könnte sich nach weiteren Ermittlungen noch
erhöhen, erklärten die Anwälte William Burck (USA)
und Thomas Wehrlen (Schweiz). Die Unterlagen seien der Schweizer
Bundesanwaltschaft und dem US-Justizministerium übergeben
worden. Burck sprach von koordinierter Selbstbereicherung des ehemaligen
Fifa-Führungstrios.
Auffallend ist, dass die Anwälte den Fifa-Rechtsdirektor Marco
Villiger, der neben Blatter, Valcke und Kattner als viertmächtigster
Mann der Fifa-Administration galt, ausdrücklich aus der Schusslinie
nahmen. Der Rechtsabteilung hätten viele Sonderabsprachen zu den
Verträgen nicht vorgelegen, hiess es zur Begründung. Burck wies
den Vorwurf zurück, die neuen Enthüllungen seien platziert
worden, um von dubiosen Aktionen des Fifa-Präsidenten Gianni
Infantino abzulenken.
Die von den Anwälten präsentierten Unterlagen beschreiben
die Fifa-Führung als kriminellen Selbstbedienungsladen. Demnach
hat sich die Führungscrew untereinander die Verträge
zugeschanzt, unterschrieben und gleichzeitig als höchste Instanz
abgesegnet. Beteiligt waren laut den Dokumenten der langjährige,
inzwischen verstorbene Finanzchef Julio Grondona aus Argentinien und
Issa Hayatou aus Kamerun, der die Fifa nach der Sperre von Blatter vom
Herbst 2015 bis 2016 übergangsweise geführt hatte.
In Erklärungsnot gerät aber auch der im Mai zurückgetretene
Chef der Compliance-Kommission, Domenico Scala (Schweiz). Denn Scala
war Ende Mai 2015 daran beteiligt, dem nunmehr entlassenen Kattner den
Arbeitsvertrag von 2019 bis 2023 zu verlängern. Dies geschah nur
vier Tage nach den ersten spektakulären Verhaftungen in Zürich
und in den USA - und zwei Tage nach der dubiosen Wiederwahl von Joseph
Blatter. Am 30. Mai 2015, nur eine Nacht nach Blatters Sieg gegen den
Herausforderer Prinz Ali, genehmigten Hayatou und Valcke ausweislich
der Unterlagen ihrem Freund Blatter einen neuen Vertrag: drei Millionen
Franken Jahresgehalt zuzüglich Bonus von maximal 1,5 Millionen
jährlich - und als Krönung maximal weitere zwölf Millionen
zum Ende der vierjährigen Amtszeit. Blatter wäre also von
2015 bis 2019 auf Einnahmen von 30 Millionen Franken gekommen.
Atemraubend sind auch die Boni, die sich Blatter, Valcke und Kattner
für Fussballweltmeisterschaften genehmigt haben sollen - teilweise
wurden die Verträge laut den nun veröffentlichten Unterlagen
erst nach Turnieren unterschrieben. Für die WM in Südafrika
kassierte Blatter demnach eine Prämie von elf Millionen Franken,
Valcke kassierte neun Millionen, Kattner drei Millionen. Laut den
Anwälten unterschrieb Blatter die Auszahlung für Valcke,
Blatter und Valcke unterschrieben die Zahlung an Kattner, Valcke und
Grondona unterschrieben für Blatters Bonus. So ging das über
Jahre in einem fort. Die WM-Prämien für Südafrika, so
erklärten die Anwälte, seien möglicherweise sogar ohne
vertragliche Grundlage gezahlt worden. Die internen Ermittlungen dauern
an, strafrechtliche Ermittlungen beginnen erst.
Für die WM 2014 in Brasilien kassierte Valcke nach den Unterlagen
einen Bonus von zehn Millionen, Blatter zwölf Millionen und Kattner
vier Millionen. Für die WM 2018 in Russland sollen Blatter und
Grondona am 10. Juni 2014 weitere elf Millionen für Valcke und
4,5 Millionen für Kattner genehmigt haben. Ab 2013 wurden laut
Unterlagen derlei Zusatzvereinbarungen von der Vergütungskommission
um Scala abgesegnet. In den Jahren zuvor entzogen sich diese Abmachungen
oftmals einer Prüfung durch die von Villiger geleitete juristische
Abteilung. Villiger ist wichtigster Ansprechpartner der Anwälte
von Quinn Emanuel, des US-Justizministeriums und der Schweizer
Bundesanwaltschaft. Die FIifa-Bücher wurden über all die
Jahre von der Firma KPMG geprüft und für gut befunden. Die
Buchprüfer hatten, so stellte das Strafgericht Zug im Frühjahr
2008 fest, seinerzeit auch zur Legalisierung des ISL-Schmiergeldsystems
beigetragen. Über die ISL flossen von 1989 bis 2001 mindestens 142
Millionen Franken vor allem an Fifa-Funktionäre.