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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Mai, 2016)

Parmelin unter Druck

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der "Blick" hatte vor kurzem enthüllt, dass der ehemalige Weinbauer Guy Parmelin sich dafür eingesetzt hatte, dass Landwirte beim Verkauf von Bauland steuerlich privilegiert werden. Bundesrat Parmelin hätte als Miteigentümer einer Parzelle in Bursains davon profitierte. Zuerst war Paremlin uneinsichtig, dann meinte er, dass er einen "politischen Fehler" begannen habe, dass er es aber vertretbar halte, im Bundesrat nicht in den Ausstand zu treten.
Bei Politikern können schon kleine Dinge zu einem Problem werden. So musste der ehemalige Deutsche Bundespräsident Wulff im Jahre 2012 wegen relativ kleinen Dingen zurücktreten: wie bessere Leasing Konditionen für Autos oder Upgrades für Flüge. Nicht nur finanzielle Dinge, auch Plagiatsaffairen wie bei Merz, Guttenberg oder Privat Affairen wie bei Clinton, Berlusconi, Naef oder Patraeus können für Politiker tödlich sein. Zur Kritik bei Parmelin: Aus Watson:
Es ist kurz vor 16 Uhr, als sich gestern die Tür des Kommissionszimmers 301 im Bundeshaus öffnet. Heraus kommt Verteidigungsminister Guy Parmelin, der sich soeben den Fragen einer parlamentarischen Geschäftsprüfungskommission stellen musste. Vor dem Sitzungszimmer erwarten ihn Kameras, Mikrofone und viele kritische Fragen. Lange hält es der Westschweizer Magistrat aber nicht aus. Er sagt zwei, drei Sätze auf Französisch, dann flüchtet er über die Wendeltreppe aus dem Bundeshaus. Weg von den Fragen, weg von der Kritik, raus in die Sonne. Nachdem Parmelin vergleichsweise fulminant in sein Amt gestartet ist, brennt es in seinem Departement mittlerweile an mehreren Fronten. Wenig ist übrig geblieben vom Macherimage, das er in den ersten Wochen nach seinem Antritt ausstrahlte. Eine Übersicht der wichtigsten Pleiten und Pannen. Guy Parmelins zurzeit grösstes Problem ist er selbst. Im Raum steht der Verdacht, dass er im Bundesrat Politik fürs eigene Portemonnaie gemacht hat. Wie der "Blick" enthüllte, hat sich der ehemalige Weinbauer diesen Frühling in einem Mitbericht dafür eingesetzt, dass Landwirte beim Verkauf von Bauland steuerlich privilegiert werden. Dabei vergass er zu erwähnen, dass er zu diesem Zeitpunkt formell immer noch Besitzer einer 1366 Quadratmeter grossen Bauland-Parzelle in seiner Heimatgemeinde Bursins war. Geschätzter Wert: über eine Million Franken. Bei einer Pressekonferenz am Freitag zeigte sich Parmelin uneinsichtig und betonte unablässig, das Grundstück sei rückwirkend per Anfang Jahr auf seinen Bruder überschrieben worden - doch der fahle Nachgeschmack bleibt. Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates (GPK) will heute entscheiden, welche Konsequenzen sie aus der Affäre zieht. Parmelin selber räumte gestern nach der Befragung durch die GPK in einer kurzen Stellungnahme ein, dass er einen "politischen Fehler" begangen habe. Im Nachhinein sei man immer schlauer. Juristisch jedoch hält er seinen Entscheid, im Bundesrat nicht in den Ausstand zu treten, weiterhin für vertretbar.
NZZ:
Die nichtagrarische Schweiz staunt, mit welcher Souplesse die Bauernlobby im Bundeshaus am laufenden Band Subventionen und Privilegien einheimst. Damit nicht genug: Recherchen der Zeitung "Blick" haben am Freitag Bundesrat Guy Parmelin unter Zugzwang gesetzt. Der Waadtländer Magistrat muss sich vorwerfen lassen, dass er im Bundesrat Steuerprivilegien beim Verkauf landwirtschaftlicher Grundstücke einforderte, von denen seine Familie explizit profitieren würde. Der Verdacht liegt nahe, dass der einstige Weinbauer Parmelin politisches Amt und Eigennutz nicht sauber getrennt hat. Magistrale Unsorgfältigkeiten hinterlassen Spuren. Schaler Nachgeschmack Es war deshalb gewiss nicht falsch, dass der Verteidigungsminister gleichentags vor die Medien trat, um sich in Selbstverteidigung zu üben. Soweit ersichtlich, ist Parmelins Verhalten nicht als skandalös zu beurteilen, zumal er seinen Besitz am Genfersee rückwirkend auf Anfang Januar 2016 an den Bruder übertragen hat. Steuerprivilegien für Bauern Parmelin erklärt ein heikles Engagement 6.5.2016, 16:26 Verteidigungsminister Parmelin hat sich wegen seines Einsatzes für ein Steuerprivileg zugunsten der Bauern gerechtfertigt, bei dem ihm Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt die Causa trotzdem. Von Magistratspersonen wird erwartet, dass sie das Wohl der Gesamtbevölkerung vertreten, nicht Partikularinteressen. Das gilt erst recht, wenn es um Anspruchsgruppen geht, denen die Magistraten selber nahestehen. Winzer Parmelin muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er beim bäuerlichen Bodenprivileg mit beiden Füssen in den vor ihm postierten Fettnapf getreten ist. Das unkluge Verhalten Parmelins ist zudem nicht kompatibel mit der Art und Weise, wie er als neuer Verteidigungsminister auftritt. Kaum im Amt, ergriff er Schaufel und Besen, als müsste er einen Augiasstall ausmisten. Er gab früh bekannt, dass er einen neuen Armeechef suche. Fast gleichzeitig zog er beim Beschaffungsvorhaben für ein bodengestütztes Luftverteidigungssystem (Bodluv) die Reissleine. Über die Gründe dieser von Indiskretionen und Rankünen befeuerten Causa schwieg sich der Verteidigungsminister aus. Sein Amtsvorgänger Ueli Maurer rieb sich verwundert die Augen. Das quittierte Parmelin mit dem Hinweis, er habe triftige Gründe gehabt, das Rüstungsprojekt zu sistieren. Lobbying zugunsten der Bauern Seither wird departementsintern untersucht, weiter intrigiert, über Lecks und unklare Abläufe spekuliert. Die ersten hundert Amtstage des neuen SVP-Bundesrats waren spektakulär. Guy Parmelin hat viel Applaus erhalten, weil er als Mann mit starker Hand auf den Plan getreten ist. Das hat allerdings seinen Preis: Im Verteidigungsdepartement wuchert das Misstrauen. Dass der Saubermann selber nicht nur blitzsauber agiert, wie sein Lobbying zugunsten der Bauern belegt, ist jedenfalls keine vertrauensbildende Massnahme.
Aus dem Blick:
Millimeter um Millimeter rückte Verteidigungsminister Guy Parmelin in den letzten Tagen von seiner Position ab, in der Bauland-Affäre nichts falsch gemacht zu haben. Gestern Nachmittag kapitulierte er. Dass er sich im Bundesrat für ein Steuerprivileg einsetzte, von dem er und seine Familie stark profitieren könnten, halte er juristisch weiterhin für vertretbar. Dann aber räumte der VBS-Chef ein, es sei "ein politischer Fehler" gewesen. Kaum gesagt, liess Parmelin die Medienschaffenden stehen. Ohne Fragen zu beantworten. Dem Schuldeingeständnis war ein aufreibender Tag vorausgegangen. Am Mittag meldete sich mit Benjamin Schindler, Rechtsprofessor der Universität St. Gallen, erstmals ein juristischer Experte zur Ausstandsfrage zu Wort. Mit glasklarem Verdikt: Da das Steuerprivileg zu einem direkten finanziellen Vorteil für Parmelin hätte führen können, wäre der SVP-Magistrat verpflichtet gewesen, in den Ausstand zu treten. "Umso mehr, als es sich ja um ein Privileg handelt, das einen kleinen Teil der Bevölkerung betrifft - im Gegensatz etwa zu einer allgemeinen Steuersenkung." Am Nachmittag musste Parmelin bei den Geschäftsprüfungskommissionen (GPK) von Ständerat und Nationalrat antraben. Um 14.30 Uhr traf er im Bundeshaus ein. Angespannt, nervös. Doch die GPK-Politiker liessen den Magistraten und seinen Stab fast fünf Minuten vor verriegelter Türe warten. Bauland-Affäre, Spionage-Attacke und Bodluv-Abbruch Dann wurde der Verteidigungsminister von den Parlamentariern grilliert. Eineinhalb Stunden lang - 30 Minuten länger als vorgesehen. Nicht nur wegen der Bauland-Affäre. Mit der Spionage-Attacke auf die Ruag und dem Abbruch des Beschaffungsprojekts Bodluv hat Parmelin derzeit weitere Krisenherde. Hans Stöckli (SP/BE), Chef der ständerätlichen GPK, erklärte, Parmelin habe sich in der GPK ausführlich zur Bauland-Affäre geäussert. Es habe viele Fragen gegeben. "Das Thema wurde sehr seriös behandelt, von uns Politikern wie auch von Bundesrat Parmelin." Alfred Heer (SVP/ZH), Präsident der nationalrätlichen GPK, nahm seinen Bundesrat gestern Abend in Schutz: Die Geschichte sei für Parmelin dumm gelaufen, der politische Flurschaden gross. "Die GPK muss sich nun auf die Frage konzentrieren, wie der Bundesrat die Ausstandsregel grundsätzlich handhabt." Damit steht auch fest, dass sich Bundesbern weiterhin mit den Folgen von Parmelins Bauland-Affäre beschäftigen wird. Schon heute müssen Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (FDP) und Bundeskanzler Walter Thurnherr (CVP) in der GPK Auskunft geben zum Ablauf der Bundesratssitzung.
Nach verschiedenen Beurteilungen hat Bundesrat Guy Parmelin juristisch nicht falsch gehandelt. Aber es war ein politscher Fehler. Leider wurde dieser Fehler zu spät eingeräumt. In einer sich anbahnenden Krise muss offensiv informiert werden. Gemäss Markus Schefer hätte Parmelin bei diesem Geschäft wegen der persönlichen Interessen in den Ausstand treten müssen und den Gesamtbundesrat über seine Situation ins Bild setzen müssen. Er hätte diese Situation bis zum Amtsbeginn bereinigen sollen, so wie es Christoph Blocher vor der Wahl zum Bundesrat mit seinem Unternehmen geschafft hatte. Die Affaire wurde dann aufgebauscht. Das Mea culpa Parmelins war richtig, erfolgte aber zu spät. Wer die Schuld auf sich nimmt, wird in der Regel nachher nicht mehr zusätzlich belastet. Er nimmt Druck weg. Parmelin sagte unmissverständlich: "Ich habe einen Fehler gemacht". Insofern hat der Bundesrat gut reagiert. Er hat am Anfang auch nicht geschwiegen, sondern die Situation mit dem Landverkauf transparent geschildert. Die Geschichte könnte für die Bauern aber noch negative Folgen haben, indem der Ständerat die Prifilegien welche der Nationalrat beschlossen hat, wieder rückgängig macht. Damit hätte der Bauernlobbyst Parmelin mit der Geschichte ein Eigengoal geschossen. Was in den letzten Tagen über Bundesrat Parmelin inszeniert wurde, sprengte natürlich den Rahmen der Verhältnismässigkeit. Man hat das Gefühl, es werde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Wie frühere Beispiele aber zeigen, können auch relativ kleine Dinge für einen Politiker zu einem grossen Problem werden. Vor allem, wenn nicht richtig reagiert wird. Ein extremes Beispiel in der Geschichte des Bundesrats war Elizabeth Kopp, der ein Telefonat zu ihrem Mann zum Verhängnis wurde. Sie wurde zwar später vom Bundesgericht vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung freigesprochen, doch der Skandal hatte sie erledigt. Vor allem bei Politikern erwartet man absolute Unbestechlichkeit, und Integrität. Wenn da Zweifel auftauchen, dann haben politische Gegner einen grossen Vorteil. Und die Medien haben eine Geschichte. Wir haben unzählbare Beispiele von Fällen verfolgt, wo "Bagatellen" zu einem Problem geworden sind, vorallem, wenn bei einem Politiker verschiedene kleine Fälle zusammenkommen oder medienrhetorisch falsch reagiert wird.
Hier sind ein paar Beispiele aus den letzten 15 Jahren:
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