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www.rhetorik.ch aktuell: (08. Apr, 2016)

Haendedruck Affaire

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Muss sich eine Schule bei Schülern mit anderen Kultur oder Religionswerten anpassen? Um diese Grunzsatzfrage geht es in der "Händedruck" Affaire von Therwil. Solche Fragen sind auch anderswo schon aufgetaucht, wie etwa in einem Fall, wo ein Schüler aus religiösen Gründen ein Dolch mit sich tragen will oder Schüler nicht im Schwimm- oder Turnunterricht mitmachen müssen. Die Händedruckaffaire, bei der zwei aus dem Irak stammende Schüler der Lehrerin nicht die Hand geben wollen, wurde nicht nur in der ganzen Schweiz zum Thema. Die Kontrowerse hat sich auch in internationalen Medien verbreitet.


20 Min
Mehrere Tage war von Jürg Lauener, dem Therwiler Rektor, der mit dem Händedruck-Dispens zweier muslimischer Schüler für grossen Wirbel gesorgt hatte, nichts mehr zu hören. Schwere Vorwürfe wurden gegen den Schulleiter laut. Doch nun äussert er sich ausführlich und nimmt detailliert zu den Ereignissen und zur Kritik Stellung - in einem Interview mit der "BZ Basel".
"Im ersten Moment hat mich die Berichterstattung betroffen gemacht", sagt Lauener, darauf angesprochen, dass er als "Zauderer", Leiter der "Skandalschule von Therwil" oder als Chef, der nun nach Ausreden suche, bezeichnet wurde. Doch nun gehe es ihm persönlich gut. In der Schule herrsche "Courant normal", man hoffe einfach, "dass sich der Wirbel bald legt".
Der Wirbel um den Händedruck-Dispens für zwei muslimische Schüler: Ist er denn unbegründet? Mittlerweile ist die Sache zur Staatsaffäre geworden, Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich dazu geäussert, die Geschichte von den Händeschüttel-Dispensierten geht um die ganze Welt, wo sie, aus verschiedenen Gründen, für Kopfschütteln sorgt.
Nach und nach kamen weitere Details zutage - etwa, es sei anfangs gar nicht um einen Händedruck gegangen, sondern um einen Streit auf einer Schulreise. Deshalb hätten die muslimischen Brüder der betreffenden Lehrerin die Hand nicht mehr geben wollen. "Das stimmt nicht. Es hat in keiner Art und Weise einen Streit gegeben", sagt der Rektor zur "BZ Basel": Er habe mit den Lehrern gesprochen und diese Version der Geschichte hätten sie "klar verneint". Zudem: "Auch in den zahlreichen Gesprächen, die wir mit den beiden Schülern und der Familie geführt haben, war nie von einem solchen Vorfall die Rede."
Allerdings räumt Lauener ein, er könne sich vorstellen, dass das Thema Religion bei der Schulreise diskutiert wurde - und dass dieses danach als Streit dargestellt wurde. Zu weiteren Ausführungen in der "Basler Zeitung" über eine Affäre zwischen einem Lehrer und einer Schülerin und einer Schlägerei sagt Lauener: "Die Vorfälle sind passiert, aber nicht so, wie im Artikel beschrieben. Ich denke, dass diese Berichterstattung eine persönliche Abrechnung mit meiner Person darstellt."
Es treffe auch nicht zu, so Lauener, dass sich "zahlreiche" Personen Sorgen machten: Es habe zwei Anfragen im Sekretariat gegeben, mehr nicht. "Niemand hat seine Kinder von der Schule genommen." Lauener betont: "Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Gefährdung." Ein Brief - gemeinsam von Schule und Polizei verfasst - soll alle Eltern weiter informieren.
Zum Vorwurf, er würde die Gefahr und den Ernst der Lage womöglich verharmlosen, entgegnet Lauer: "Nein, die Experten von der Polizei kommen zur genau gleichen Einschätzung." Dies sei nach allen Gesprächen mit der Familie und den Söhnen der Fall gewesen, und dies bleibe auch so, nachdem nun verdächtige Videos auf dem Facebook-Feed des älteren Bruders gefunden wurden. Rektor Lauener: "Wenn ich alle Profile meiner 450 Schüler durchstöberte, würde ich auf manch schräges Zeug stossen."
Der Klassenlehrer beschreibt die Schüler als religiös, fromm, höflich und zuvorkommend. Sie hätten "ihre religiöse Haltung verinnerlicht". Wenn die Weisung aus Liestal komme, sie müssten den Lehrern die Hände schütteln, dann würde er das durchsetzen, sagt Lauer. Zur Frage, wie er das bewerkstelligen werde, sagt er: "Gerade das ist die Frage. Wie setzen sie bei einem Schüler, der sich weigert, etwas durch, das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist?" Er verlange vom Kanton eine juristische Expertise.
Vom Verraten von Schweizer Werten will Lauener erst recht nichts wissen. Der Rektor: "In der Bundesverfassung steht nichts von Händeschütteln."

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