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www.rhetorik.ch aktuell: (07. Apr, 2016)

Ein Bild zum Ehrgeiz

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Spiegel:
Dabeisein ist alles? Von wegen: Vielen Eltern geht es nur um den Sieg ihrer Kinder. Beim Linzer Juniormarathon zogen einige ihre heulenden Schützlinge über die Ziellinie. Juniormarathon in Linz: Zieleinlauf mit Kindern Zur Grossansicht FOTO LUI/SPORTMEDIAPICS.COM An der Hand ihrer Eltern sind in Österreich bei einem Lauf-Wettbewerb mehrere drei- bis vierjährige Kinder ins Ziel gezerrt worden. Wie die Wiener Zeitung "Kurier" berichtet, sollten die Kleinen beim "Juniormarathon" eine rund 40 Meter lange Laufstrecke bewältigen. Sportfotograf Manfred Binder hielt das Eltern-Kind-Gezerre mit seiner Kamera fest. Die Kinder seien an den Händen der Eltern einen halben Meter hoch durch die Luft geflogen, sagte er der Zeitung "Der Standard". "Da wollten die Eltern gewinnen. Die Kinder haben geweint." In sozialen Netzwerken wurden seine Fotos bestürzt kommentiert: "Total falscher Ehrgeiz", "fassungslos" und "da stellen sich mir die Nackenhaare auf". "Nicht nur im Jugendfussball gibt es Auswüchse", kommentierte ein Twitter-Nutzer. Erst Mitte Januar hatte es bei einem Kinderfussballturnier in Hamburg nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung eine Schlägerei gegeben - bei der Erwachsene gegen Acht- bis Zehnjährige handgreiflich geworden waren. Es sei nicht das erste Mal, dass es zu solchen Bildern kommt, sagte der Organisator des Linzer Juniormarathons dem "Kurier": "Leider hat der übertriebene Ehrgeiz der Erwachsenen von Jahr zu Jahr zugenommen." Auf Facebook äusserte sich der Veranstalter: "Unser Ziel ist es, mit dem Juniormarathon die Kinder zum Laufen zu bringen und ihnen Freude an der Bewegung zu schaffen." Die Platzierung sollte dabei eigentlich nicht im Vordergrund stehen. "Wir arbeiten allerdings auch hier an einer Lösung, um allen Kids ein lustiges Lauffest zu bieten." Ob die Kinderveranstaltung am Rande des Linz-Marathon, an dem am Sonntag mehr als 20.000 Läufer teilnahmen, auch 2017 stattfindet, ist nach dieser Debatte offen.
Kurier:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Kinder, die an der Hand von ihrer Mutter oder ihrem Vater über eine Laufbahn gezerrt werden. Statt lachender Kindergesichter, die Spass an der Bewegung zeigen, gab es Tränen. So geschehen vergangenen Samstag beim Juniormarathon in Linz. Konkret ging es um die Drei- und Vierjährigen, die eine 40 Meter lange Strecke zu bewältigen hatten. Das Bild eines Sportfotografen verbreitete sich am Sonntag rasant in sozialen Netzwerken und sorgte für grosse Empörung. Die Kommentare dazu reichten von "total falscher Ehrgeiz", "fassungslos", über "traurig" bis hin zu "da stellen sich mir die Nackenhaare auf". Dass das Bild kein einmaliger Schnappschuss war, sondern bei Kinderläufen regelmässig vorkommt, weiss Ewald Tröbinger. Er organisiert sei 2002 den Linz Marathon und hat in den vergangenen 14 Jahren schon viel gesehen. "Es ist leider nicht das erste Mal, dass wir solche Bilder sehen mussten. Leider hat der übertriebene und falsche Ehrgeiz der Erwachsenen von Jahr zu Jahr zugenommen", sagt Tröbinger. Der Organisator ist selbst Marathonläufer und Vater von drei Töchtern. Er weiss: "Linz ist leider kein Einzelfall. Eigentlich müssten die Kinder vor ihren Eltern und Grosseltern geschützt werden", meint er. Bartosz Schober war mit seinen Kindern selbst vor Ort und kann der Aussage von Tröbinger nur zustimmen. Er sagt: "Eltern pushen die Kids zu viel. Sie vergessen, dass es nur um die Bewegung und den Spass an der Bewegung geht. Leider passiert es bei sehr vielen Läufen." Mittlerweile würde vor dem Start der Veranstaltungsmoderator nun extra darauf hinweisen, "die Kinder nicht über die Laufbahn zu schleifen." Spielerisch mit Spass "Die Teilnahme an Kinderläufen kann natürlich eine Motivation darstellen. Allerdings sollte das Dabeisein bei derartigen Veranstaltungen nicht zu häufig erfolgen", weiss Leichtathletiktrainer Wilhelm Lilge vom Laufverein team2012.at. Auch er beobachtet immer wieder, dass Eltern ihr Kind mit Gewalt zum Erfolg treiben wollen. "Da werden Kinder zum eigenen Lauftraining mitgeschleppt und meist überfordert, weil die am Anfang naturgemäss schnelle Leistungsentwicklung den Eltern die scheinbare Richtigkeit des eingeschlagenen Weges bestätigt", sagt Lilge. Generell sei seiner Meinung nach davon abzuraten, dass Eltern bei den Kinderläufen auf der Strecke mit dabei sind. Dazu sagt der Linz-Marathon-Organisator Tröbinger: "Wir erlauben es bei den Kleinsten, weil viele ohne Mama oder Papa Angst haben." Ein Schuss, der wie man sieht, leider oftmals nach hinten losgeht und in Tränen endet. Für ihn steht fest: "Wir haben in den vergangenen Jahren überlegt, die Kinderläufe der Drei- und Vierjährigen deswegen abzusagen. Nun werden wir das Ganze erst einmal analysieren und dann wird entschieden, ob es nächstes Jahr nochmals einen Bewerb in dieser Altersklasse geben wird."

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