Eine Werbekampagne? Eine Diffamierungskampagne? Ein Scherz.
Auf einer Webseite
wurde behauptet, dass ein Schweizer Resaurant Katzen serviert würden.
Die Behauptung ist natürlich falsch. Es hat jedoch heftige Reaktionen
hervorgerufen. Wer dahinter steckt, und was die Sache soll ist noch nicht klar.
Nachtrag vom 15. Februar: Hinter der Aktion standen drei Vegi Organisationen.
Quelle. Die Idee ist auch nicht neu sondern
abgekupfert.
Die Katze ist aus dem Sack: Beim Schock-Video mit dem Schweizer
Restaurant, das angeblich auch Katzen und Hunde zum Verzehr anbietet,
handelt es sich um eine Aktion von drei verschiedenen Vegi-Organisationen:
Swissveg, Vegetarierbund Deutschland (Vebu) sowie Beyond Carnism aus
den USA. Swissveg und Vebu bekennen sich in einer Medienmitteilung
zum Video und schreiben: "Über zehn Millionen Menschen
wurden zum Nachdenken angeregt und haben Tausende von Kommentaren
hinterlassen." Die Reaktionen hätten "von Verständnis für
dieses aussergewöhnliche Konzept über Empörung bis hin zu
zahlreichen Beschimpfungen und Drohungen" gereicht. Umfrage Was halten
Sie von der Büsi-Video-Aktion der Vegi-Verbände?
Doch was wollte man mit dem Video erreichen? "Der Grund dafür ist
Karnismus", schreiben die Verantwortlichen: "Der Begriff bezeichnet
ein unsichtbares System aus Überzeugungen, das Menschen darauf
konditioniert, nur bestimmte Tierarten zu essen und andere nicht." Renato
Pichler von Swissveg sagt zu 20 Minuten: "Es ist eine künstliche
Unterscheidung: In Indien isst man keine Kühe, in China werden
Hunde auf dem Markt verkauft - das wäre bei uns undenkbar. Aber im
Restaurant isst man andere Tiere, ohne nachzudenken." Dabei sei das Essen
von Tieren, genau wie der Vegetarismus, eine Entscheidung, so Pichler -
eben Karnismus. "Diese Seite wird nie angeschaut, und das möchten
wir den Leuten bewusst machen."
20 Min
titelt: Shitstorm wegen Schweizer Büsi-Koch.
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Jedenfalls wird all das auf einer Website und einer dazugehörigen
Facebook-Page behauptet - sowie in einem professionell produzierten
Video in englischer Sprache, das es auch mit deutschen Untertiteln gibt.
Ob es La Table Suisse tatsächlich gibt oder ob es sich dabei um eine
politische Kampagne handelt, ist nicht klar. Vieles deutet auf Letzteres
hin: Man findet weder das Lokal noch den Koch von Seite und Video. Zudem
wurde die Website in den USA via Umwege registriert, so ist nicht ohne
Aufwand nachvollziehbar, wer wirklich dahintersteckt.
Sicher ist nur: Ob echt oder nicht, mit der Katzenküche erweisen
die Macher der Schweiz einen Bärendienst. Denn obwohl hierzulande
kaum mehr jemand Katzen oder Hunde isst, scheint international der
Eindruck zu entstehen, die besten Freunde des Menschen seien schon zum
Znüni ein beliebter Snack. Das Video wird auf Facebook von grossen
Organisationen wie Peta (über drei Millionen Follower) geteilt und
wiederum tausendfach geshart und kopiert.
Wegen eines Videos über einen Hipster-Gourmetkoch, der seinen
Gästen angeblich Katzen und Hunde serviert, hat die Schweiz nun den
Salat: Weltweit hagelt es Kritik wegen der "barbarischen Tradition".
Tierschutzverbände und Facebook-Gruppen fordern unser Land auf,
dem Gräuel sofort ein Ende zu bereiten. Den Koch wünscht man
ins Pfefferland oder in die ewigen Jagdgründe - es gibt auch kaum
verklausulierte Morddrohungen. Ein Shitstorm. Bildstrecken Darum sehen
so viele Katzen wie Hitler aus
Gut immerhin, dass weder Koch noch Restaurant existieren: Es handelt sich
um eine Viral-Kampagne - wofür genau, ist allerdings noch unklar.
Sicher ist auch: Diese Suppe haben wir uns nicht selbst eingebrockt. Die
Spur führt nach Deutschland.
Die Macher der Kampagne haben ganze Arbeit geleistet: Das Video ist eine
teure Profi-Produktion, der Schauspieler spricht Französisch,
Schweizerdeutsch und Englisch (er arbeitet in der Filmbranche
und bestreitet auf Anfrage, im Video vorzukommen, obwohl er keinen
Zwillingsbruder hat), die dazugehörigen Web-Auftritte sind anonym
in den USA registriert.
Doch Indizien machen stutzig. "Mostbröckli vom Hund",
"Büsirücken", "Gulasch vom Sennenhund" - das kauft man eiem
Schweizer Katzen-Koch noch ab. Aber "Schweinelendchen"? "Puten-Spiesse
Saté"? "Serviettenknödel"? "Petersilie"? "Eis"? Und
dann das ss auf der Website statt des schweizerischen Doppel-S -
auffällig. Die "Schweizer Grossmutter" des Möchtegern-Kochs
war hier jedenfalls kaum am Werk.
Den endgültigen Beweis für eine Kampagne von deutschen Werbern
liefert dann das Reservations-System: Wer im "La Table Suisse" einen
Tisch reservierte, erhielt gestern eine automatische Antwort per E-Mail:
Vielen Dank für Dein Interesse an unserem Restaurant La Table Suisse.
Leider erreichen uns momentan, zusätzlich zu unserer täglichen
Arbeit, sehr viele Anfragen. Wir werden uns jedoch bemühen, uns
schnellstmöglich bei Dir zu melden.
Im Mail-Header verraten sich die Urheber dann endgültig (siehe auch
Bildstrecke): Die Mails werden über den Server der Werbeagentur
Scholz & Friends verschickt - über den Sitz in Deutschland. Die
Website wird in Berlin gehostet. 20 Minuten hat das Unternehmen
angefragt. Dort heisst es, man möchte die Katze noch nicht aus dem
Sack lassen.