China hatte am Anfang des Jahres mit Börsentumulten zu tun. Zweimal musste der
Handel gestoppt werden, weil die Kurse rutschten. Panik?
Spiegel vom 7. Januar:
Den Rutsch ins neue Jahr nahm man an den Weltbörsen etwas zu
wörtlich: Erst schlitterte die chinesische Börse am ersten
Handelstag 2016 tief ins Minus, dann riss sie die Aktienmärkte
weltweit mit.
An diesem Donnerstag wiederholte sich das Spiel: Eine halbe Stunde nach
Eröffnung war der Aktienindex CSI 300 bereits um sieben Prozent
gesunken - so weit, dass die Börse in Shanghai den Handel erneut
beendete.
Auch der Dax leidet unter dem China-Crash: Zum ersten Mal seit Oktober
fiel er unter die 10.000-Punkte-Marke. In den drei Tagen davor hatten
die 30 grössten börsennotierten Konzerne Deutschlands im
Durchschnitt bereits mehr als fünf Prozent ihres Wertes verloren.
Dieser Anfang mit Schrecken könnte ein unruhiges Börsenjahr
einleiten: "2016 häufen sich die geopolitischen Risiken", sagt
Stefan Bielmeier, Chefvolkswirtschaft der DZ Bank, die das Geld der Volks-
und Raiffeisenbankkunden anlegt.
Der Ausblick für die kommenden Monate ist ebenso finster. Zwar
haben sich die Weltbörsen zum Wochenausklang vorerst wieder
gefangen. Doch Sorgen über das Ende des wirtschaftlichen
Superzyklus in China bleiben. Börsenkenner rechnen bald mit neuen
Kurseinbrüchen. Finanzexperten spielen schon Extremszenarien durch:
Was droht der Welt, falls der grosse China-Crash kommt?
"Apocalypse Now" in Asien? Tsunamis an den Weltbörsen? Die
Ökonomen sagen selbst: Das sind Prognosen mit geringer
Eintrittswahrscheinlichkeit. Doch gehört es zu ihrem
Brot-und-Butter-Geschäft, auch solche Voraussagen zu machen. Oder,
wie es Arthur Kroeber von Gavekal Dragonomics, einem renommierten
Analystenhaus für chinesische Wirtschaftsdaten, formuliert:
"Paranoia ist mitunter wertvoll."
In den vergangenen Monaten haben sich unter anderem die Citibank (hier),
die Ratingagentur Fitch (hier) und das Schweizer Institut UBS (nicht
online, Zusammenfassung hier) rabenschwarze Varianten der Zukunft
ausgemalt. Die Annahmen und Berechnungswege der Experten variieren;
doch die Ergebnisse ähneln sich im Kern: Sollte Chinas Wirtschaft
abstürzen, gäbe es keinen Ratten-, sondern einen Drachenschwanz
an Problemen. Weltweit.