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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Okt, 2015)

Ruecktritt von Widmer-Schlumpf

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf tritt zurück. 20 Min:
Am Vormittag gabs zahlreiche Spekulationen über den bevorstehenden Rücktritt. Als erster twitterte Markus Gilli von TeleZüri darüber. Gemäss Informationen von TeleZüri hat sie am Morgen den Bundesrat darüber informiert. Den Entscheid habe sie bereits unmittelbar nach den Wahlen gefällt. Am Montag, 19. Oktober, habe sie ihren Vertrauenskreis über ihre Zukunftspläne eingeweiht.
Blick:
Souveräne Amtszeit, souveräner Abschied. Die kühle Rechnerin Widmer-Schlumpf gab heute nüchtern ihren Rücktritt als Bundesrätin bekannt. Kurz nach 16.30 Uhr kam sie beim Bundeshaus in Begleitung ihre Sprecher Brigitte Hauser-Süess udn Roland Meier an.
Ein Auszug aus einem NZZ Artikel:
Sie machte es fast so spannend wie im Dezember 2007. Damals kam die Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat einem politischen Knall gleich. Acht Jahre später hat die Bündner Magistratin wieder für Spannung und Emotionen gesorgt. Vor den Parlamentswahlen enthielt sie sich jeglicher Aussage zu ihrer politischen Zukunft. Nach dem Wahlsonntag sprachen viele über die Finanzministerin. Nur sie selber schwieg. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet. Eine in vielerlei Hinsicht spektakuläre Amtszeit neigt sich dem Ende zu. Eine tüchtige und standhafte Magistratin, die parteipolitischen Widerständen getrotzt hat und als überdurchschnittlich fachkundige Finanzministerin in Erinnerung bleiben wird, zollt den veränderten Mehrheitsverhältnissen im Parlament Tribut. Ihre Rücktrittsankündigung ist staatspolitischer Vernunft geschuldet. Man kann nur mutmassen, wie sehr die ehrgeizige Bündner Kämpferin mit sich gerungen hat. Umso mehr verdient ihr vernünftiger Entscheid Respekt. Als versierte Analytikerin war sich Eveline Widmer-Schlumpf bewusst, dass sie viel Unbill schulterte, als sie 2007 ihren damaligen "Parteifreund" Christoph Blocher aus der Landesregierung bugsierte. Das Donnerwetter folgte auf dem Fuss. Die SVP kappte die Fäden zur neuen Magistratin und auch zum parteiintern höchstens geduldeten Bundesrat Samuel Schmid. Doch obschon Eveline Widmer-Schlumpf fortan als parteiinterne Königsmörderin verschmäht wurde, vereinsamte sie nicht. Sie erfuhr vielfältige Solidarität: von Frauen, von parteiunabhängigen Bürgern, vom anonymen Fernsehpublikum auch, das sie zur Schweizerin des Jahres 2008 kürte. Eine neue politische Heimat fand Eveline Widmer-Schlumpf in der BDP, die von moderaten Bündner, Berner und Glarner SVP-Vertretern gegründet wurde.
Spät, aber nicht zu spät hat die Finanzministerin erkannt, dass sie mit ihrer Demission der Schweiz eine Zerreissprobe erspart. Wäre sie am 9. Dezember nochmals angetreten, hätte es vor allem Verlierer gegeben. Bei einer Wiederwahl wäre die Wahlsiegerin SVP einmal mehr vor den Kopf gestossen worden. Falls die 59-jährige Bündnerin abgewählt worden wäre, wären all jene brüskiert worden, die sie als politische Musterschülerin ins Herz geschlossen haben.
Nach dem Vernunftentscheid von Eveline Widmer-Schlumpf ist jetzt die SVP gefordert, vernünftig zu agieren. Wenn man die Aussagen von Parteiexponenten zum Nennwert nimmt, stehen rund zehn Kandidaten bereit. Diese sollten nicht länger den Kopf einziehen, sondern ihre Karten auf den Tisch legen. Gesucht sind Bewerber, die verantwortungsbewusst mitregieren wollen. Unerwünscht sind Parteisoldaten, die sich als Horchposten ihrer Partei im Bundesrat verstehen. Mögliche Kandidaten sind der Bündner Nationalrat Heinz Brand sowie aus Schaffhausen Nationalrat Thomas Hurter und Ständerat Hannes Germann. Auch Parteipräsident Toni Brunner wäre ein valabler Kandidat, aber er will nicht. Ob hier das allerletzte Wort gesprochen ist, bleibt abzuwarten. Diese aus der Ostschweiz stammenden Personen stehen parteiintern in der ersten Reihe.

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