Hillary Clinton wurde vor dem Bengasi Ausschuss erneut
für elf Stunden gegrillt. Seit dem letzten Auftritt hat
sie viel gelernt. Sie behielt die Nerven und konnte zuschauen,
wie sich die Befrager selbst zerfleischten. Die Anhörung
wollten die Republikaner benutzen, um die Präsidenschaftskandidatin
zu diskreditieren. Doch es kam anders:
Spiegel:
Hillary Clinton liess sich nicht einschüchtern. Alleine sass sie
vor den Abgeordneten, die sie vom Podium herab ins Kreuzverhör
nahmen. Sie meisterte die Inquisition mit Würde, Wissen, Humor -
und charmantem Südstaatenakzent. Oder, so ein Reporter: "Sie kam,
sah und siegte." Das war der 28. September 1993 - Clintons allererster
Auftritt als First Lady vor dem US-Repräsentantenhaus. Die damals
46-Jährige war vorgeladen, um die kontroverse Gesundheitsreform
zu verteidigen, deren Planung ihr Mann, Präsident Bill Clinton,
ihr anvertraut hatte.
Heute, 22 Jahre später, sass Hillary Clinton im selben Saal, mit
denselben Säulen und Kronleuchtern, sie wurde erneut als einzige
Zeugin vom selben Podium herab verhört. Und erneut glänzte
sie mit Würde, Wissen, Humor - nur ihr Südstaatenakzent, der
war verschwunden. Diesmal piesackte sie der Untersuchungsausschuss
zum Terroranschlag im libyschen Bengasi, bei dem 2012 vier
Amerikaner umkamen, darunter US-Botschafter Chris Stevens. Clinton
war zu dieser Zeit Aussenministerin: Die Republikaner wollen ihr die
Hauptverantwortung für die Todesfälle anhängen und damit
ihre Präsidentschaftskandidatur sabotieren.
Doch wie im Jahr 1993 überstand Clinton das elfstündige
Kreuzverhör souverän, wenn auch mit zuletzt heiser-versagender
Stimme. Die Republikaner hingegen wirkten wie Schuljungen, die nur noch
mit den Füssen stampften vor lauter Wut.
....
Nichts blieb an Teflon-Clinton haften. Schliesslich stritten sich die
Ausschussmitglieder untereinander lauthals, während die Zeugin, das
Kinn in die Hand gestützt, dem Spektakel nur amüsiert zuschaute.