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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Sep, 2015)

Zum Fall Müller

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Aus 20 Min:
FDP-Präsident Philipp Müller ist am Donnerstagabend mit seinem Auto aus noch ungeklärten Gründen in Lenzburg AG auf die Gegenfahrbahn geraten. Dabei kam es zu einer Kollision mit einer 17-jährigen Rollerfahrerin. Diese erlitt schwere Verletzungen. Drittpersonen leisteten Erste Hilfe und alarmierten die Rettungskräfte. Später musste das Unfallopfer mit einem Rettungshelikopter in ein Spital überführt werden. Müller musste den Führerausweis vorläufig abgeben. (...) Obwohl der FDP-Sprecher am Sonntag gegenüber 20 Minuten angab, dass Philipp Müller sich nicht äussern werde, tat es Müller. Auffällig ist jedoch, dass er immer nur dann kommuniziert, wenn weitere Informationen oder Aussagen zu dem Fall bekannt werden. Dieses widersprüchliche Verhalten haben auch Kommunikationsexperten registriert. "Philipp Müller fiel mir schon vorher bei einer Präsentation in Schaffhausen auf; er spricht schneller, als er denkt", sagt Marcus Knill. "In diesem Fall zeigt sich: Je mehr Informationen Müller heraus gibt, desto widersprüchlicher werden seine Aussagen und er verheddert sich." Er wisse nicht, ob Müller schlecht beraten sei oder gar keine Beratung in Anspruch genommen habe. Doch: "Eine Krise bewältigen, will heissen, auch die Chancen zu nutzen", so Knill. "Herr Müller hätte überlegen müssen, wie und was er kommunizieren will. Denn in einer Krisensituation sind widersprüchliche Aussagen Gift." Transparent kommunizieren heisse, eindeutige Aussagen zu machen. Laut Knill besteht immer mehr die Gefahr, dass die verschiedenen Neuigkeiten zum Unfall sowohl Müllers Person als auch der Partei doch noch schaden könnten: "Das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit sinken mit jedem neuen Widerspruch."

20 Min:
Der am Freitag erschienen "Schweizer Illustrierten" ist ein 82 Seiten starkes Extra-Heft zu den eidgenössischen Wahlen im Oktober beigelegt, das FDP-Chef Philipp Müller ein vierseitiges Porträt widmet. Darin präsentiert sich Müller als grosser Autofan, der an einem alten Jaguar herumschraubt. Der Verkehrsunfall, bei dem der Aargauer letzte Woche eine 17-jährige Rollerfahrerin schwer verletzt hat, wird mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wird ein alter Freund Müllers, ein Garagist, mit dem folgenden Satz zitiert: "Phippu ist ein Naturtalent hinter dem Steuer." Müller selbst berichtet Anekdoten aus seiner Zeit als Rennfahrer, etwa, dass er im Porsche-Cup 1992 schneller als Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen gewesen sei. Habe ihn ein anderer Rennfahrer auf dem Kurs touchiert, sei er schnell auf 180 gewesen. Just am Freitag, an dem das Extra-Heft herauskam, wurde bekannt, dass das junge Unfallopfer wegen gravierender Beinverletzungen ein halbes Jahr lang auf den Rollstuhl angewiesen sein wird. Bei der Zeitschrift war man sich bewusst, dass der Beitrag für Kopfschütteln sorgen könnte: So beugt Stefan Regez, Co-Chefredaktor der SI, im Editorial allfälliger Kritik am Präsidenten der Freisinnigen vor. Das Heft sei vergangene Woche in Druck gegangen, noch bevor Müllers Unfall publik wurde. Das Treffen habe schon im Juli stattgefunden. Man bedaure die unglückliche Konstellation und wünsche der jungen Frau gute Genesung.

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