geht der zunehmenden politischen Korrektheit auf Amerikanischen Unis nach. Der Artikel
geht auf einen im Atlantic Monthly erschienenen Artikel eines Sozialpsychologen und
Anwalts ein. Die Kurzfassung der Kurzfassung ist, dass
vor allem durch den Druck sozialer Medien, (die aus einer kleinen Sache ein
Gewitter oder gar einen Shitstorm machen können), die Rede, die Publikationen oder selbst Unterricht
an US Unis zu einem Minenfeld geworden ist. Das emotionale Wohlbefinden von Studenten
könnte durch ein umstrittenes Thema, Bild oder Wort verletzt werden.
Bestimmte Bücher werden als verletzend empfunden und aus den
Seminaren verbannt. Die Sprachpolizei patrouilliert den Campus
und registriert selbst kleinste "Mikroaggressionen". Lehrende
sollen vorsorglich "vor Auslösern" warnen, wenn in Vorlesungen
Stoffe behandelt werden, die bei Studenten psychologische Traumata
hervorrufen könnten. Und Identitätspolitik wie politische
Korrektheit, beides eigentlich alte Hüte, sind wieder da. "Etwas
Merkwürdiges passiert an amerikanischen Universitäten
und Colleges", melden der Sozialpsychologe Jonathan Haidt und der
Anwalt Greg Lukianoff in einem kürzlich im "Atlantic Monthly"
publizierten Artikel.
Ideen werden verboten, weil sie womöglich verletzend
sind, Professoren beschuldigt, keine Rücksicht auf das
emotionale Wohlbefinden ihrer Studenten zu nehmen: Im amerikanischen
Elfenbeinturm kracht es vernehmlich. Immer lauter werden die Beschwerden
derjenigen, die an den Hochschulen eine gefährliche Mischung von
Identitätspolitik und politischer Korrektheit beobachten. Ziel
der neuen Bewegung sei es, "den Campus in eine Sicherheitszone
zu verwandeln, wo junge Erwachsene vor Ideen und Wörtern
geschützt werden, die ihnen Unwohlsein bereiten", so Lukianoff
und Haidt.
"Es gibt jetzt so viele Möglichkeiten, auf eine Mine zu treten,
so viele Begriffe, die verboten sind", klagte der Publizist und
Uni-Lehrende Freddie DeBoer über die neue politische Korrektheit.
Dass die Berufssituation der Hochschullehrer prekär ist, macht
die Sache noch schlimmer: Immer mehr Unis bauen Lehrstühle vor
allem in den Geisteswissenschaften ab und ersetzen fest angestellte
Professoren durch billige Lehrkräfte mit Zeitverträgen. Wer
ins Visier der Sprachpolizei gerät, verliert womöglich seinen
Job und seine Zukunft. Selbstzensur ist deshalb an der Tagesordnung:
Besser nicht anecken, ja nichts Kontroverses ansprechen.
Längst meiden berühmte US-Komiker wie Jerry Seinfeld oder
Chris Rock die Unis. Er gehe nicht einmal "in die Nähe von einem
College - zu politisch korrekt", sagt Seinfeld. Und im Onlinemagazin
"Vox" erklärte jüngst ein "liberaler" Professor unter dem
Pseudonym Edward Schlosser, er habe "Angst" vor seinen "liberalen
Studenten". Wer sich wehrt, wird auf Social Media von politisch
korrekten Studenten umso entschiedener bekämpft. Nachdem die
Professorin Laura Kipnis in einem Fachblatt die "sexuelle Paranoia" an
der Northwestern University beklagt hatte,
leitete die Uni nach Beschwerden von Studenten eine Untersuchung gegen
sie ein.
Mitschuld an der vergifteten Atmosphäre trägt neben Social
Media, auf denen bisweilen regelrechte Zensur-Mobs organisiert werden,
auch die Obama-Administration. Sie verschärfte die Vorschriften
zum Schutz von
Frauen und Minderheiten an den Universitäten derart, dass sogar
"nicht willkommene Sprache", etwa die Anmache einer Studentin
durch einen Studenten, zum justiziablen Fall werden und die Uni in
Schwierigkeiten bringen kann. Oft werden Hochschulen in diesem Klima zu
Komplizen der Gedanken- und Sprachpolizei und laden zum Beispiel Redner
wie IWF-Chefin Christine Lagarde oder Ex-Aussenministerin Condoleezza
Rice nach Studentenprotesten wieder aus. Mindestens 120 Reden wurden
seit 2009 auf diese Weise verhindert.
Bestrebungen, Studenten im Klassenzimmer zu schützen anstatt
sie herauszufordern, seien "infantilisierend und anti-intellektuell",
warnte die Vereinigung amerikanischer Uni-Professoren, ein Ende der
politischen Korrektheit ist jedoch nicht in Sicht. Im Gegenteil:
Zusehends werde die neue Zensur institutionalisiert, befürchten
Greg Lukianoff und Jonathan Haidt.