Es kam aus heiterem Himmel. Die Ankündigung, dass Google umgebaut
wird. "Alphabet" soll die neue Holding heissen. Google wird natuerlich
den Namen behalten. Als generischer Vokabularname ist "Alphabet" etwas
problematisch. Man wird sehen müssen, wie Google die Markenrechte
da beeinflusst. Über die Gründe des Umbaus ist man nicht
ganz im Klaren. Die Firma möchte flexibel bleiben. Das könnte
auch rechtliche Vorteile haben.
Spiegel:
Google-Chef Larry Page hat einen umfassenden Umbau seines
Unternehmens bekanntgegeben. Die Webaktivitäten werden von den
sonstigen Geschäften getrennt. Der Internetkonzern gründet
dafür eine neue Gesellschaft mit dem Namen Alphabet - eine Sammlung
von Unternehmen, von denen Google das grösste sei. Auch zur Holding
gehört Calico mit dem Forschungs- und Investmentbereich, z.B.
Google Ventures, Google Capital und Google X.
Alphabet wird Google als börsennotierte Gesellschaft
ablösen. Die neue Struktur werde es erlauben, die einzelnen
Unternehmen unabhängiger voneinander zu führen. Alle
Google-Aktien würden bis Ende des Jahres in die gleiche Zahl von
Alphabet-Aktien mit denselben Rechten umgewandelt.
Er werde Alphabet als CEO führen, kündigte Page in einem Beitrag
auf dem Unternehmensblog an. Google-Mitbegründer Sergey Brin werde
Geschäftsführer der Holding. Die Google-Finanzchefin Ruth Porat
wird bei Alphabet in derselben Position arbeiten. Chef der Suchmaschine
Google wird der derzeitige Vize-Präsident Sundar Pichai.
Blick berichtet auch ueber Spott über den neuen Holding namen:
- Letztendlich bezweckt #Google mit der neuen Firma doch nur eins: Endlich einmal vor #Apple sein, wenn auch nur (wait for it) im #Alphabet
- Wahrscheinlich kriegen jetzt 6jährige eine Abmahnung wenn sie ohne Lizenz das #Alphabet aufsagen.
Und
Das Internet kann jedoch noch lange spotten. Bei den Investoren kommt der Schritt gut an. Mit der neuen Firmenstruktur verspricht sich Google
mehr Flexibilität und Transparenz. Jeder Bereich soll eigene CEOs bekommen und an seinen eigenen Leistungen gemessen werden. Der
Wert der Google-Aktie stieg nachbörslich jedenfalls um fünf Prozent.
Es gibt auch Fragen. So in der
New York Times:
etwa: "Wie wird Alaphabet Geld für mehr innovative Projekte freimachen?"
Die Umstrukturierung soll aber auch verhindern, dass der Koloss Google nicht an einer zu grossen Struktur verkalkt.
Aus
20 MIn
Warum kommt die Ankündigung genau jetzt? Google hat seit
2001 rund 200 Firmen gekauft und integriert. Der Konzern entwickelt
selbstfahrende Autos, vernetzte Thermostate und Rauchmelder, Drohnen
und Ballone zur Verbreitung des Internets um nur
einige Projekte zu nennen. Investoren bemängelten deshalb
zunehmend die unübersichtliche Konzernstruktur von Google und die grossen
Ausgaben für riskante Projekte, die nichts mit dem eigentlichen
Kerngeschäft zu tun haben. Denn Google verdient Geld weiterhin
fast ausschliesslich mit Onlinewerbung: Im ersten Halbjahr 2015
stammten fast 90 Prozent des Gewinns aus Werbeeinnahmen.
Was soll der neue Name? In seinem offenen Brief schrieb CEO Larry
Page über die Wahl des Namens: "Wir mochten den Namen Alphabet,
weil er eine Sammlung von Buchstaben, die die Sprache ausmachen,
bedeutet." Zudem sei das Alphabet eine der wichtigsten Erfindungen
der Menschheit und der Kern der Indexierung bei Googles Suchmaschine. Ausserdem bedeute
"alpha-bet" eine Rendite, die höher ausfällt als ein
Vergleichswert. Etwas, wonach der Konzern laut Page strebe.
Was erhofft sich der Konzern aus dem neuen Konstrukt? Mit einer
übersichtlicheren Struktur soll es im Konzern künftig
eine grössere Kostentransparenz geben. Davon erhofft sich der
Technologiekonzern wohl, künftig noch interessanter für
Investoren zu werden. Allerdings werden vorerst neben dem Google-Kerngeschäft
alle übrigen Alphabet-Gesellschaften zusammen ausgewiesen.
Geht es bei der neuen Konzernstruktur vor allem um steuerliche
Vorteile? Es ist eine naheliegende Vermutung, dass es bei der ganzen
Restrukturierung weniger um Transparenz als ums Steuernsparen geht.
Eine Holding-Struktur wäre dafür ein ideales Instrument. Der
Konzern hat sich zu dieser Thematik noch nicht geäussert.
Was ändert sich für die Nutzer? Für den normalen
Google-Nutzer ändert sich eigentlich nichts: Wir werden weiterhin
googeln und auf Google Maps Routen planen. Google als Unternehmen
bleibt weiter bestehen, wenn auch in schlankerer Form. Unter dem
Brand Google wird in Zukunft nur noch das bis anhin äusserst
erfolgreiche Geschäft mit Internetdiensten und -angeboten
zusammengefasst. Diese als "Moonshots" bezeichneten Forschungsprojekte
sowie die Beteiligungen an Start-ups werden von Google getrennt.
Wie hat die Börse reagiert? An der Börse wurde die
Ankündigung mit Wohlwollen aufgenommen: Die Aktien legten
im Nachbörslichen Handel rund sechs Prozent zu, was einer
Wertsteigerung von gegen 30 Milliarden Dollar gleichkam. Auch die
Analysten zeigten sich mehrheitlich erfreut über die neue
Holdingstruktur. Sie werten das Vorgehen als Eingeständnis
gegenüber den Investoren, die seit Langem mehr Transparenz von
Google forderten.
Wer ist nun der Chef? Google-Mitgründer Larry Page tritt als
CEO von Google zurück und wird neu CEO der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft
Alphabet. Sergey Brin, ebenfalls Google-Co-Gründer und bisheriger technischer Leiter
(CTO) des Suchmaschinenriesen, wird Geschäftsführer von
Alphabet. Neuer Google-Chef wird indes der Inder Sundar Pichai, der bisher
für die Endnutzerprodukte Chrome, Google Apps und Android
verantwortlich war. Pichai arbeitet seit 2004 beim Konzern und ist
seit dem 24. Oktober 2014 Googles Produktchef.
Was sagt die Twitter-Community? Klar, dass eine solch
überraschende Ankündigung von einem so grossen Konzern
das Netz in Windeseile in Beschlag nimmt. Vor allem auf Twitter
kommentieren Nutzer munter drauflos. Für Blogger Carsten Knobloch
(Caschys Blog) etwa fehlt es allerdings im Netz noch an unterhaltsamen
Kommentaren zur Umstrukturierung, und Nutzer Nils fürchtet um
seine Schreib- und Lesefähigkeit: