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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Mai, 2015)

Email nicht totzukriegen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Trotz allen Unkenrufen, ist die Email nicht totzukriegen. Es ist ein nun 44 jähriges Kommunikationsformat, das einmalig ist: es ist schnell, schneller als ein Postbrief, man muss nicht sofort antworten, muss also nicht die Arbeit unterbrechen wie beim Telefon oder Instant-Messaging. Man muss sich auch nicht auf Foren, Social networks oder Intranet Kommunikationslisten einloggen. Und die Email ist auch nicht unter Kontrolle einer Firma, welche jederzeit den Stecker aus dem Service ziehen könnte, oder in die Gespräche rienhört. Auch ist das Format so einfach, dass eine Archivierung oder Organisation von Email einfach ist. Es ist auch ein Format, bei der man zuerst sicherstellen muss, dass der Empfänger auch angemeldet ist.

Aus dem Spiegel:

Aber das geht eben nicht, aufhören. Die E-Mail, mit ihren 44 Jahren ältestes Kommunikationsmittel der Internet-Ära, ist nicht nur höchst lebendig, sie erlebt gerade ihren zweiten Frühling. Da kann ein Internet-Unternehmen noch so mobil, volldigital, socialdings und so weiter sein - ohne E-Mail kommen sie alle nicht aus. Im Gegenteil, jetzt legen sie erst richtig los. Twitter zum Beispiel. Der Kurznachrichtendienst hat 2012 für eine unbekannte Summe ein Start-up gekauft, das eine "Social Marketing Automation Platform" betrieb - die Firma RestEngine war auf automatisierte E-Mail-Newsletter spezialisiert. Twitter-Nutzer bekommen nun seit einiger Zeit regelmässig E-Mails, in denen sie auf besonders populäre Tweets hingewiesen werden. Kein Witz. E-Mail wird hier gewissermassen zum entschleunigenden Element im hektischen Echtzeit-Netz. Instagram macht jetzt das Gleiche. Das Foto-Netzwerk, für das Facebook einst eine Milliarde Dollar hinlegte, verschickt E-Mails an seine Nutzer, und zwar zum ersten Mal in der Firmengeschichte . Das magische Wort lautet hier, wie bei Twitter und RestEngine, "re-engagement": Wenn den Netzwerken Nutzer verloren gehen, vielleicht, weil die mit dem ganzen Fotos-Ansehen und Tweets-Lesen nicht mehr nachkommen, werden sie per E-Mail freundlich daran erinnert, doch mal wieder reinzuschauen. Auch in der traditionellen Medienbranche ist E-Mail plötzlich wieder ein heisses Stückchen Technik, wie der Medienjournalist Stefan Niggemeier am Wochenende in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" konstatierte. "Handelsblatt"-Chef Gabor Steingart, "Focus"-Chef Ulrich Reitz, "Tagesspiegel"-Chef Lorenz Maroldt, "Bild"-Politikchef Bela Anda, alle schreiben ihren Lesern jetzt direkt. Jeden Tag. Nur auf Wunsch, versteht sich. Nun könnte man in Häme über die Bräsigkeit deutscher Chefjournalisten ausbrechen - ausgerechnet E-Mail! -, wären da nicht diese ganzen furchtbar hippen Medien-Start-ups aus Amerika, die genau das Gleiche machen. Oder zumindest fast, nur noch ein bisschen radikaler: Während Steingart, Maroldt und Co. durchaus noch versuchen, den E-Mail-Leser mit dem einen oder anderen Link ins eigene Blatt zu locken, verzichten die E-Mail-Hipster aus den USA selbst darauf. "Eine der Realitäten der digitalen Welt ist, dass die Leute auf Ihrer Webseite keine Inhalte konsumieren werden", sagte Aneesh Raman, bei der US-Firma Ozy fürs Marketing zuständig, dem Branchendienst "Digiday". Ozy verschickt, klar, Newsletter. Der eine heisst "Presidential Daily Brief", in Anlehnung an den morgendlichen Lagebericht, den Barack Obama jeden Tag bekommt, der andere "Daily Dose". Zusammen haben die beiden Newsletter angeblich über eine Million Abonnenten. Links sind in diesen E-Mails oft gar keine mehr, mit Absicht. "Wir betrachten E-Mail als etwas Eigenes, nicht als etwas, das einem anderen Teil der Plattform dient", so zitiert "Digiday" Gideon Lichfield, bei der auch sehr hippen Business-Website "Quartz" für deren Newsletter "Daily Brief" zuständig. ... Da haben wir es also: Die E-Mail ist deshalb nicht totzukriegen, weil wir zwar alle permanent unter ihr leiden, aber es auch einfach nicht lassen können, immer noch eine aufzumachen. Sterben wird sie erst, wenn wir alle damit aufhören. Gleichzeitig. Also nie.

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