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Richard von Weizsäcker ist gestorben.
Der frühere deutsche Bundespräsident war 94 Jahre alt.
Seine Rede vom 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes ist berühmt geworden.
Spiegel:
Letztendlich war es eine glänzend formulierte und vollendet
vorgetragene Rede, ja eigentlich sogar nur ein Satz in dieser
Rede, mit dem Richard von Weizsäcker sich in die deutschen
Geschichtsbücher geschrieben hat:
"Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung."
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Für die damalige Bundesrepublik war auch dieser Satz eine Befreiung,
die Rede ein - wie Helmut Schmidt zu Weizsäckers 90. Geburtstag
befand - "historisch glücklicher Moment".
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Tagi:
Wenn jeder aktive Bundespräsident wenig mehr hat als
die Autorität des Amtes und seiner eigenen Persona, so hat
Weizsäcker nach seiner Amtszeit es doch verstanden, diese moralische
Präsenz zu behaupten und mitunter auch einzusetzen. Die Kommission
zur Bundeswehrreform, die vor mehr als einem Jahrzehnt nach ihm benannt
wurde, hat nicht nur nach innen das Bewusstsein der veränderten
Weltlage geschärft, sondern auch nach aussen der Neuorientierung der
Bundesrepublik nach dem Kalten Krieg Ziele gesetzt und Wege gewiesen -
vielleicht nicht genug für die Wirrnisse der Welt, aber das war
nicht Weizsäckers Fehler. Dass er die Kommission für die -
dringend gebotene - Reform der Vereinten Nationen leitete, bestätigte
seinen internationalen Rang und Ruf. (...)
Manche Bundespräsidenten hinterlassen mehr als andere. Richard
von Weizsäcker hat mit seiner Rede zum 40. Jahrestag der deutschen
Kapitulation am 8. Mai 1945 sehr viel mehr getan als ein vieldeutiges
Datum zu kommentieren. Er hat den Deutschen, jüngeren und
älteren, mit Erinnerung und ohne, den Weg gewiesen, mit der
jüngeren Geschichte aufrecht zu leben. Es sei dieser 8. Mai,
was immer die deutsche Niederlage an Schrecken barg, doch der "Tag
der Befreiung vom menschenverachtenden System der NS-Gewaltherrschaft"
gewesen.