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Fleiss, Ausdauer, Gemeinschaftssinn und Engagement: Diese Attribute
schreibt die BDP der Biene zu. Die Partei erkennt sich in den
Eigenschaften des Tieres wieder und benutzt das Insekt darum als
Wahlkampfsujet. Drei verschiedene Bienenplakate (siehe Bildstrecke) stehen
für die drei thematischen Schwerpunkte der BDP-Kampagne. Für den
bilateralen Weg, für die Energiewende und für Frauenpower will
sich die Partei einsetzen - und sich als eigenständige Mittekraft
"ohne Scheuklappen" behaupten, wie Präsident Martin Landolt sagt.
Nach der schnaubenden Walliser CVP-Kampfkuh Lara, dem drolligen
SVP-Geissbock Zottel sowie dem twitternden SVP-Sennenhund Willy ist die
Schweizer Politlandschaft mit der BDP-Biene um ein tierisches Maskottchen
reicher. Doch passt die Biene mehr als nur farblich zur gelb-schwarzen
BDP? Ja, sagt der preisgekrönte Werber Frank Bodin. Für die
"kommunikativ sehr gelungene" Kampagne findet er nur lobende Worte:
"Die Biene ist unabdingbar wichtig für die Gesellschaft, die Umwelt,
die Nachhaltigkeit. Das sympathische Tier hat aber auch einen Stachel -
eine passende Analogie zu einer kleinen Partei, welche die etablierten
Kräfte herausfordern will."
Die Plakate überzeugen Bodin nicht nur visuell, sondern auch
inhaltlich. "Die Reduktion auf drei Kernbotschaften ist sinnvoll -
mehr kann sich der Mensch in einer Kampagne ohnehin nicht merken. Die
Themen sind geschickt gewählt, denn sie umfassen viele Aspekte und
sind im Moment prioritär. Zudem wirbt die BDP für und nicht
gegen etwas, das macht einen positiven Eindruck", sagt er.
Auch Kommunikationsberater Marcus Knill findet die BDP-Biene
grundsätzlich ein gelungenes Sujet für die Partei. Er
gibt aber zu bedenken, dass neben den positiven Eigenschaften auch
negative Assoziationen wie das Bienensterben mit dem Tier verknüpft
seien. Zudem stimmen für ihn die Bilder nicht mit den Botschaften
überein. "Durchschnittlich schaut der Betrachter ein Plakat drei
Sekunden an. In dieser Zeit erkennt er kaum, was ein Bienenstock mit
den Bilateralen zu tun hat." Die Fokussierung auf konkrete Themen
wiederum hält Knill für sinnvoll, aber: "Eine einzige
Kernbotschaft wäre mutiger und würde eine grössere Wirkung
erzielen." Komme hinzu, dass alle drei gewählten Bereiche zurzeit
konfliktbehaftet seien und sich daher für die Partei als Bumerang
erweisen könnten.
Politologe und Politberater Louis Perron, der Wahlkämpfe im In-
und Ausland betreut, beurteilt das anders: Die Themenwahl sei gelungen,
weil die BDP sich schon länger dafür einsetze. Konkrete
politische Aussagen seien erfolgsversprechend und im Unterschied zu
inhaltsleeren Sprüchen keine Geldverschwendung. "Zudem kann sich die
BDP damit von der FDP abgrenzen, die mit zwei Männern im Bundesrat
vertreten ist und sich mit der Energiewende bis heute schwertut", so
Perron. Andererseits erschwerten die gewählten Themen die Abgrenzung
nach links. "In einem Wahlkampf geht es darum, Unterschiede zur Konkurrenz
aufzuzeigen. Die meisten SPler und Grünen sind aber auch für
den bilateralen Weg, für die Energiewende und für Frauenpower."
Mit dem Schwerpunkt "Frauenpower" möchte die BDP jenes
Wählersegment erreichen, das die Partei gemäss Präsident
Landolt überdurchschnittlich wählt. Konkret will die BDP die
Frauen besser in den Arbeitsmarkt integrieren und die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie erleichtern. Auf dem entsprechenden Plakat ist
inmitten ihres Volks die Bienenkönigin zu sehen - eine Anspielung
auf die wichtigste Figur in der Partei. Eine personalisierte Kampagne
wie jene der SVP aus dem Jahr 2007 ("Blocher stärken! SVP
wählen!") lehnte BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf
ab. Deshalb wird das prominente Aushängeschild nun auf den Plakaten
als Bienenkönigin angedeutet - eine Gratwanderung für eine
Partei, die gegen den hartnäckigen Ruf kämpft, ein Fanclub
ihrer Bundesrätin zu sein.
Genau deswegen findet Knill die Kampagne denn auch riskant. "Wenn Eveline
Widmer-Schlumpf als Bienenkönigin wahrgenommen wird, könnte
sich das Image festigen, dass die Partei nur von ihr lebt und in
ernsthafte Schwierigkeiten geraten wird, wenn sie zurücktritt. Will
die BDP das?", fragt er. Bodin teilt diese Meinung nicht: "Eine
Kommunikationsstrategie ist nur dann gut, wenn sie ein gewisses Risiko
eingeht. Dass die BDP das Wählerinnenpotenzial ansprechen will und
dabei augenzwinkernd auf ihre Bundesrätin verweist, ist absolut
statthaft."
Auch Perron hält das Sujet der Bienenkönigin für
einen "eleganten Mittelweg", um eine Personalisierung zu vermeiden
und gleichzeitig den grössten Trumpf auszuspielen. "In einem
Wahlkampf muss eine Partei auf ihre Stärken setzen. Bei der
BDP ist das nun einmal die eigene Bundesrätin - daran kann
sie kurzfristig nichts ändern. Langfristig sollte sie jedoch
ihre Schwächen neutralisieren und neue Wählerpotenziale
aufbauen."
Blick:
Die Partei hat die Biene zum Wahlkampf-Sujet erkoren, wie der Berner
Nationalrat Lorenz Hess erläuterte. Es sei kein Maskottchen, aber
der bildliche Blickfang in der Wahlkampagne. Sie verkörpere positive
Eigenschaften wie Fleiss, Ausdauer, Gemeinschaftssinn und Engagement,
gelte als natürlich, schweizerisch und friedlich - und könne
im Notfall auch stechen.
Sie eigne sich damit bestens als Imageträger für die BDP. Kein
Tier verkörpere den Zeitgeist im Moment so gut wie die Biene,
die in der Bevölkerung viel Sympathie geniesse.
Die im Herbst 2008 gegründete BDP habe entgegen allen Unkenrufen
"mutige und lösungsorientierte Positionen" sowie ein "klares und
eigenständiges Profil", sagte Parteipräsident Martin Landolt. Er
strich insbesondere die Differenzen zu anderen bürgerlichen Parteien
heraus.
Wer bei Wahlkampagnen mit Bildern arbeitet, dürfte nur Bilder
verwenden, die mit der Kernaussage der Partei übereinstimmen.
Wenn die BDP die Ausdauer, den Gemeinschaftssinn, ihr Engagement mit einer
Biene veranschaulicht, so ist dies gut. Wenn die Partei damit auch
zeigen will: Wir können notfalls zustechen, so ist
das Bild in dieser Hinsicht auch noch stimmig.
Wenn jedoch die Biene auch für die Themenschwerpunkte der Partei
gelten soll, wie - Einsatz für den "Bilateralen Weg" - "Frauenpower"
- "Energiewende" so stimmt die Analogie nicht mehr ganz.
Denn es sind auch eher abwertenden Begriffe, wie
"schöne Biene" für eine Sexyfrau, oder "Bienensterben"
Die BDP versucht zwar "Die Bilateralen" mit dem
Bienenstock, "Frauenpower" mit der Arbeitsbiene und "Energiewende" mit
der Königin zu visualisieren. Diese Analogieen überzeugen
mich nicht ganz. Sie wurden zurechtgebogen. Drei Botschaften werden
zwar in der Werbung meist toleriert. Doch sind drei Schwerpunkte nach
meiner Erfahrung zu viel und dadurch sind die Botschaften weniger
nachhaltig, obschon im Titel die Frauenpower betont wird.