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www.rhetorik.ch aktuell: (24. Okt, 2014)

Studie zum Multitasking

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Eine Studie hat herausgefunden, dass 85 Prozent der Jugendlichen zeigten bessere Resultate, wenn sie sich voll und ganz auf Etwas konzentrieren. Nach dieser Untersuchung gibt es aber 15 Prozent, die besser arbeiten, wen sie Verschiedenes gleichzeitig tun. In "20 Minuten" heisst der Titel "Jeder 7. Teenager arbeitet besser dank multitasking".

An dieser Geschichte sind mehrere Dinge interessant: erstens wurde die Studie von Jugendlichen (17-18 jährige gemacht). Man muss die Studie also mit mit einem Körnchen Salz geniessen. Zweitens hatten die Versuchsteilnehmer selbst entschieden, ob sie Multitasker sind oder nicht. Das ist schwierig zu beurteilen weil der Begriff Multitasking nicht sehr klar definiert ist: gilt das Hören von Musik zur Arbeit als Multitasking? Drittens - und das ist aus rhetorischer Sicht, der interessanteste Punkt - wurde die Aussage der Studie gedreht und damit in den Medien verbreitet: es sieht vom Titel so aus, als ob Multitasking gut sei.

Angenommen, eine neue Herzoperation wird getestet und eine Studie zeigt, dass 80 Prozent der Patienten dabei sterben. Der Titel wäre: "Jeder 5. Patient wird dank neuer Herzoperation gesund." Klingt doch toll, nicht?

20 Min: Jeder 7. Teenager arbeitet besser dank multitasking.

Die zwei Studienleiterinnen Sarayu Caulfield (17) und Alexandra Ulmer (18) haben am vergangenen Wochenende in San Diego die Zusammenfassung ihrer Untersuchung vorgestellt. "Wir wollten unbedingt herausfinden, wie Medien-Multitasking junge Menschen beeinflusst", sagte Caulfield. Ulmer: "Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass sich das Gehirn von uns jungen Digital Natives an den Einfluss der konstanten Berieselung durch Medien gewöhnt hat und - weil wir damit aufgewachsen sind - mit den verschiedenen Reizen zurechtkommt." Für die Studie haben die Schülerinnen 400 Jugendliche analysiert. Die Teilnehmer wurden basierend auf einem standardisierten Test der Stanford-Universität in "sehr gute", "mittelgute" und "schlechte" Medien-Multitasker unterteilt und willkürlich in einen von zwei Räume geschickt. Dort lösten sie eine Reihe von kognitiven Tests am Computer. Die Aufgaben waren einfach: So mussten sie beispielsweise erkennen, ob sich ein bestimmtes farbiges Rechteck bewegte, wenn sich der Hintergrund auf dem Bildschirm änderte. Im Multitasking-Raum lösten die Studenten die Tests und hörten währenddessen Musik, tippten auf ihren Handys, surften im Internet und lasen Mails. Die Teilnehmer im Nicht-Multitasking-Raum machten dieselben Tests, einfach ohne Ablenkungen. "Es hat sich gezeigt: Die meisten Teenager erbrachten bessere Leistungen, wenn sie sich auf nur eine Aufgabe konzentrierten", so Ulmer. "Aber diese eine Gruppe - die sehr guten Multitasker - arbeitete am besten in einer Multitasking-Umgebung." Gregor Waller vom Departement Angewandte Psychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat sich auf das Gebiet der Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Seiner Meinung nach hängt die Leistungsfähigkeit beim Multitasking vor allem vom Bereich ab, der das Gehirn fordert. "Jeder kann Auto fahren und währenddessen ein Gespräch führen", sagt er. Dies habe damit zu tun, dass das Bedienen des Fahrzeugs einen anderen Teil des Gehirns fordere als das Sprechen. So verhalte es sich auch bei den Tests, die in der Studie durchgeführt worden seien. Rechtecke zu erkennen beanspruche den visuellen Bereich, während Musik hören eine auditive Tätigkeit sei. "Das kann funktionieren, weil sich die kognitiven Bereiche wenig überschneiden und so keine oder nur eine minime Ablenkung entsteht", so Waller. Wenn jemand beispielsweise aber ein deutsches Buch lese und dazu Musik mit deutschen Texten höre, sei die Ablenkung viel grösser, weil bei beiden Tätigkeiten die Verarbeitung von Sprache eine zentrale Rolle spiele. Hätten die Teilnehmer also eine Mathematikprüfung lösen müssen, bezweifle er, dass sie gleich gut abgeschnitten hätten. "Ich bin grundsätzlich der Überzeugung, dass jeder Mensch produktiver und effizienter arbeitet, wenn er sich auf nur eine Aufgabe konzentriert." Dass das Gehirn allerdings anpassungsfähig sei und nach einer gewissen Zeit einen Trainingseffekt zeige, könne er sich durchaus vorstellen. Hier glaube er aber, dass eher eine Art Ausblendung stattfinde. "Wenn jemand beispielsweise seit vielen Jahren immer vor dem Fernseher lernt, dann kann sich das Gehirn an die Geräusche und Bilder gewöhnen und die Ablenkung ausblenden - das bedeutet aber auch, dass die Person nicht viel davon mitbekommt, was im TV läuft."

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