Kann es sein, dass das "Kannibalenbutter" zu einem Hit wird?
Der Übersetzungsfehler ist zwar peinlich, könnte jedoch dem Verkauf
förderlich sein. Es ist unwahrscheinlich, dass das geplant war.
Der Kannibalenbutter ist nun jedoch in den Medien.
NZZ:
In einer Stadt, in der massenhaft Luxemburgerli verschlungen werden,
sollte einen nichts mehr wundern. Dennoch hat die aufmerksame
Migros-Kundschaft in Zürich wie anderswo erstaunt registriert,
wie der Grossverteiler sein neustes Bioprodukt anschreibt: "Schweizer
Bratbutter" ist auf dem Deckel zu lesen, wogegen noch wenig einzuwenden
ist. Darunter aber steht: "Beurre à rôtir suisses." Das ist
schon einmal ein "s" zu viel, kann passieren. Der Vogel oder vielleicht
das Brathähnchen jedoch wird mit der italienischen Übersetzung
abgeschossen: "Burro per arrostire svizzeri." Darüber ist als
"Serviervorschlag" ein appetitlich gebratenes Kotelett abgebildet,
hübsch angerichtet mit einem Rosmarinzweigchen. Buon appetito!
Serie bleibt im Verkauf
Wir kurz angebratenen Schweizerinnen und Schweizer dürfen nun selbst
entscheiden: Ist das ein unverblümter Aufruf zum Kannibalismus oder
nur ein dezenter Wink, dass wir uns vor dem nächsten Sonnenbad mit
Bratbutter einreiben sollen? Martina Bosshard, Mediensprecherin beim
Migros-Genossenschafts-Bund, hält auf Anfrage fest, dass da ein
"ganz peinlicher Fehler" passiert sei. Man sei noch am Abklären, wie
die fehlerhafte Übersetzung alle internen Kontrollstellen unbemerkt
habe passieren können. Nun würden umgehend neue Packungen
gedruckt, die in ein paar Wochen in die Regale kämen. Bis dahin
werde die bestehende Serie verkauft, da das Produkt sonst einwandfrei
sei. Eidgenössischer Sprachenstreit hin oder her also: In diesem
Fall soll der Gaumen entscheiden. "Auf unserer Kappe gewachsen"
Dem Grossverteiler wäre es wohl dennoch am liebsten, wenn die Spuren
des sprachlichen Fehlgriffs möglichst bald verwischt würden. Die
Frage, ob man die jetzigen Deckel nicht aufbewahren sollte mit Blick auf
künftigen Sammlerwert, verneint die Mediensprecherin lachend, aber
dezidiert. Sie empfiehlt: "Augen zu und essen!" Die Schuld schiebt sie
übrigens keineswegs ab: "Das ist auf unserer Kappe gewachsen." Die
Migros nimmt das also auf ihren eigenen Mist. Zum Glück muss sich
der orange Riese für seine Packungen nur mit Übersetzungen
und nicht auch noch mit Redewendungen herumschlagen.
Spiegel:
Gefundenes Fressen für Schweizer Medien: Die
eidgenössische Supermarktkette Migros sorgt mit einem sprachlichen
Patzer landesweit für Belustigung. Ihr Bioprodukt "Schweizer
Bratbutter" heisst in der italienischen Übersetzung "Burro per
arrostire Svizzeri". Das bedeutet: "Butter zum Braten von Schweizern".
"Das ist peinlich und unfreiwillig komisch zugleich", sagte
Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Es handele sich um einem "blöden
Übersetzungsfehler". Das Produkt sei seit zwei Wochen auf dem Markt,
seitdem sei auch der Fehler bekannt.
Die Schweizer Presse nimmt den Fehler zum Anlass für ironische
Kommentare. "Die Migros haut uns in die Pfanne", schreibt etwa die
"Neue Zürcher Zeitung" ("NZZ"). Und der Sender SRF bezeichnet das
Produkt als "Kannibalenbutter".
Mitarbeiter im italienischsprachigen Kanton Tessin hatten das Missgeschick
beim Auspacken bemerkt. Man habe daraufhin sofort mit der Produktion
neuer Packungen begonnen, so die Sprecherin. Weil das Produkt selbst
aber einwandfrei sei, verkaufe man zunächst noch die Ware in der
alten Verpackung ab.
Auch bei der französischen Bezeichnung ist dem Hersteller ein Fehler
unterlaufen - allerdings nur bei der Rechtschreibung. "Beurre à
rôtir suisses", heisst es dort - das letzte "s" ist zu viel.