Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (09. Okt, 2014)

Kannibalenbutter

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Kann es sein, dass das "Kannibalenbutter" zu einem Hit wird? Der Übersetzungsfehler ist zwar peinlich, könnte jedoch dem Verkauf förderlich sein. Es ist unwahrscheinlich, dass das geplant war. Der Kannibalenbutter ist nun jedoch in den Medien.

NZZ:
In einer Stadt, in der massenhaft Luxemburgerli verschlungen werden, sollte einen nichts mehr wundern. Dennoch hat die aufmerksame Migros-Kundschaft in Zürich wie anderswo erstaunt registriert, wie der Grossverteiler sein neustes Bioprodukt anschreibt: "Schweizer Bratbutter" ist auf dem Deckel zu lesen, wogegen noch wenig einzuwenden ist. Darunter aber steht: "Beurre à rôtir suisses." Das ist schon einmal ein "s" zu viel, kann passieren. Der Vogel oder vielleicht das Brathähnchen jedoch wird mit der italienischen Übersetzung abgeschossen: "Burro per arrostire svizzeri." Darüber ist als "Serviervorschlag" ein appetitlich gebratenes Kotelett abgebildet, hübsch angerichtet mit einem Rosmarinzweigchen. Buon appetito! Serie bleibt im Verkauf Wir kurz angebratenen Schweizerinnen und Schweizer dürfen nun selbst entscheiden: Ist das ein unverblümter Aufruf zum Kannibalismus oder nur ein dezenter Wink, dass wir uns vor dem nächsten Sonnenbad mit Bratbutter einreiben sollen? Martina Bosshard, Mediensprecherin beim Migros-Genossenschafts-Bund, hält auf Anfrage fest, dass da ein "ganz peinlicher Fehler" passiert sei. Man sei noch am Abklären, wie die fehlerhafte Übersetzung alle internen Kontrollstellen unbemerkt habe passieren können. Nun würden umgehend neue Packungen gedruckt, die in ein paar Wochen in die Regale kämen. Bis dahin werde die bestehende Serie verkauft, da das Produkt sonst einwandfrei sei. Eidgenössischer Sprachenstreit hin oder her also: In diesem Fall soll der Gaumen entscheiden. "Auf unserer Kappe gewachsen" Dem Grossverteiler wäre es wohl dennoch am liebsten, wenn die Spuren des sprachlichen Fehlgriffs möglichst bald verwischt würden. Die Frage, ob man die jetzigen Deckel nicht aufbewahren sollte mit Blick auf künftigen Sammlerwert, verneint die Mediensprecherin lachend, aber dezidiert. Sie empfiehlt: "Augen zu und essen!" Die Schuld schiebt sie übrigens keineswegs ab: "Das ist auf unserer Kappe gewachsen." Die Migros nimmt das also auf ihren eigenen Mist. Zum Glück muss sich der orange Riese für seine Packungen nur mit Übersetzungen und nicht auch noch mit Redewendungen herumschlagen.
Spiegel:
Gefundenes Fressen für Schweizer Medien: Die eidgenössische Supermarktkette Migros sorgt mit einem sprachlichen Patzer landesweit für Belustigung. Ihr Bioprodukt "Schweizer Bratbutter" heisst in der italienischen Übersetzung "Burro per arrostire Svizzeri". Das bedeutet: "Butter zum Braten von Schweizern". "Das ist peinlich und unfreiwillig komisch zugleich", sagte Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Es handele sich um einem "blöden Übersetzungsfehler". Das Produkt sei seit zwei Wochen auf dem Markt, seitdem sei auch der Fehler bekannt. Die Schweizer Presse nimmt den Fehler zum Anlass für ironische Kommentare. "Die Migros haut uns in die Pfanne", schreibt etwa die "Neue Zürcher Zeitung" ("NZZ"). Und der Sender SRF bezeichnet das Produkt als "Kannibalenbutter". Mitarbeiter im italienischsprachigen Kanton Tessin hatten das Missgeschick beim Auspacken bemerkt. Man habe daraufhin sofort mit der Produktion neuer Packungen begonnen, so die Sprecherin. Weil das Produkt selbst aber einwandfrei sei, verkaufe man zunächst noch die Ware in der alten Verpackung ab. Auch bei der französischen Bezeichnung ist dem Hersteller ein Fehler unterlaufen - allerdings nur bei der Rechtschreibung. "Beurre à rôtir suisses", heisst es dort - das letzte "s" ist zu viel.

Rhetorik.ch 1998-2014 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com