Siegfried Lenz ist tot.
Der Spiegel
Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller
der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur, ist tot. Er
starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren in Hamburg im Kreise der Familie,
wie der Verlag Hoffmann und Campe mitteilte.
(...)
Für sein Schaffen war Siegfried Lenz unter anderem mit dem
Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels und dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte
ausgezeichnet worden. "Jetzt bleibt die Erinnerung an eine einzigartige
Freundschaft, an einen grossen Menschen und als Zeugnis dafür seine
Bücher", würdigte Lenz' Verleger und langjähriger Freund
Thomas Ganske den Schriftsteller.
Zum Werk, aus
Wikipedia:
Neben vierzehn Romanen verfasste Siegfried Lenz über hundert
Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele, Essays, Reden,
Rezensionen und mischte sich immer wieder ins politische Tagesgeschehen
ein. Laut Hanjo Kesting gehörte er neben Heinrich Böll und
Günter Grass #zu den bestimmenden und herausragenden Autoren der
deutschen Nachkriegsliteratur". In seinen frühen Jahren war er einer
der Wegbereiter des Genres der Kurzgeschichte in der deutschsprachigen
Literatur und blieb lange deren herausragender Vertreter. Über
Jahrzehnte hinweg finden sich Modellgeschichten wie Das Feuerschiff
(1960) im Kanon der Schullektüre. Erst spät etablierte
sich Lenz mit Romanen wie Deutschstunde (1968), Heimatmuseum (1978)
und Arnes Nachlass (1999) auch als Meister der langen Prosaform. Noch
1963 urteilte etwa Marcel Reich-Ranicki: "Dieser Erzähler ist ein
geborener Sprinter, der sich in den Kopf gesetzt hat, er müsse sich
auch als Langstreckenläufer bewähren."
Aus dem Nachruf der
NZZ;
Menschen zu studieren, ihren Leidenschaften, ihren Seltsamkeiten
nachzudenken, wurde ihm nie langweilig. Die Neugier, mehr zu
erfahren über den Schmerz, über Altern, Verlassenheit,
darüber, wie das Gedächtnis arbeitet, wuchs noch mit den
Jahren, und zuweilen ging sie so weit, dass der Schriftsteller, der
Pfeifenraucher mit dem Jungengesicht, kaum noch Schritt halten konnte
mit dem Menschenkenner. Als ganz junger Autor entwarf er in Stenka, dem
kleinen Russen aus seinem ersten Roman, "Es waren Habichte in der Luft",
das Porträt des ruhelosen Alters und als alternder Mann die Leiden
einer haltlosen Jugend in dem Roman "Arnes Nachlass". Etwas altmodisch
mutete manchen die Ernsthaftigkeit, die Grundsätzlichkeit an, mit
der die Gegenwart als Reservoir notorisch gefährdeter Humanität
durchmustert wurde. So hatte er es nie sehr weit zu jenen, die wie er
selbst grosse Menschenerzähler waren, zu Jean Paul, zu Lew Tolstoi,
denen er zeitlos nahestand, oder zu Heinrich Böll und zu Wolfgang
Koeppen, den um ein, zwei Jahrzehnte älteren Zeitgenossen. Er starb
am Dienstag im Alter von 88 Jahren in Hamburg im Kreise seiner Familie,
wie der Verlag Hoffmann und Campe mitteilte. (...)
Und aus
20Min:
Lenz' wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und
verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und
einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Der Ostpreusse galt aber vor
allem als ein Meister der Erzählung. Dafür stehen humorvolle
Bände wie "So zärtlich war Suleyken" (1955) oder "Lehmanns
Erzählungen" (1964). Vor zwei Jahren (2011) erschien sein letzter
Erzählband "Die Maske".