Ein Kadermann der Rega, der Schumis Krankenakte verkaufen wollte
hat sich in seiner Zelle erhängt.
20 Min:

Der Fall des toten Rega-Kadermanns bringt die Rega in
eine heikle Situation. Ihr guter Ruf steht auf dem Spiel. Imageberater
Peter Metzinger rechnet damit, dass der aktuelle Vorfall nicht mehr
als "ein leichter Kratzer im Lack" der Rega hinterlasse. "Die Leute
können zwischen der Institution Rega und den Handlungen einzelner
Mitarbeiter unterscheiden." Kommunikationsexperte Marcus Knill: "Es wird
sich zeigen, ob die Rega dank ehrlicher und proaktiver Kommunikation
grösserer Schaden abwenden kann oder ob sie durch unbedachte
Kommunikationspannen irreparabeln einen Imageschaden erleidet."
Ein Kadermitarbeiter der Rega ist am Dienstag verhaftet worden, weil
er unter dringendem Tatverdacht stand, die Krankenakte von Michael
Schuhmacher gestohlen zu haben. Am Mittwoch morgen wurde er tot in seiner
Zelle gefunden - er hatte sich erhängt. Die Staatsanwaltschaft hat
"keine Hinweise auf eine anderweitige Täterschaft" - das Verfahren
wird nun voraussichtlich eingestellt.
Eine heikle Situation für die Rega, die vom Vertrauen ihrer
Gönner lebt. Rund 2,5 Millionen Gönner tragen die Organisation
mit ihren Spendengeldern mit. 2012 nahm die Rega dadurch 83 Milionen
Franken ein. Ein nachhaltiger Imageschaden und Spendenrückgang
hätte für die Rega schwerwiegende finanzielle Konsequenzen.
Laut Kommunikationsexperte Marcus Knill ist es nun entscheidend, wie sich
die Rega in den nächsten Tagen gegenüber der Öffentlichkeit
verhält. Sie müsse sich in dieser Krisensituation richtig
verhalten und ehrlich kommunizieren. Sonst sei ihre Reputation schnell
im Eimer. "Die Rega muss für den Fall Verantwortung übernehmen
und darf ihn keineswegs bagatellisieren oder rechtfertigen."
Für Reputationsberater Peter Metzinger wären voreilige
Schlüsse oder Vorverurteilungen des verdächtigen Rega-Mannes
für den Ruf der Firma ebenfalls fatal. Er rechnet jedoch damit, dass
der aktuelle Vorfall nicht mehr als "ein leichter Kratzer im Lack" der
Rega hinterlasse. "Die Öffentlichkeit kann zwischen der Institution
Rega und den Handlungen einzelner Mitarbeiter unterscheiden." Metzinger
rechnet daher weder mit Spendeneinbrüchen noch mit einem
Imageschaden.
Nicht ganz so entspannt sieht das Knill: "Ich habe Angst, dass die Rega
jetzt unter Druck einen Kapitalfehler macht", so Knill, "Sie muss wirklich
aufpassen und bedacht kommunizieren." Es sei nicht der erste Krisenfall,
der Knatsch mit dem TCS etwa liegt noch nicht lange zurück.
"In der jetzigen Krise geht es um die Reputation", so Knill. Es werde sich
zeigen, ob die Rega dank proaktiver Kommunikation grösseren Schaden
abwenden könne, "oder ob sie durch unbedachte Kommunikationspannen
einen irreparabeln Imageschaden erleidet."
Metzinger geht zwar nicht von nachhaltigen Imageschäden aus,
sieht aber in der Einstellung des Verfahrens ein Problem für die
Rega. Wegen dem Suizid des Kadermannes könne nun wohl nicht mehr
geklärt werden, ob er wirklich schuldig war oder nicht. "Dies lastet
wie ein Schatten auf der Rega." Es sei ein Verdachtsmoment, von dem sie
sich nicht mehr reinwaschen könne.
In Krisensituationen beschädigen viele Institutionen Ihre
Reputationen sehr schnell, weil sie sich unprofessionell Verhalten.
Klassische Fehler:
- Man spricht nicht mit einer Stimme.
- Sachverhalte, die noch nicht geklärt sind, werden kommentiert.
- Offensichtliches Fehlverhalten wird bagatellisiert, beschönigt
oder
es folgen billige Rechtfertigungsversuche.
- Der Chef steckt den Kopf
in den Sand.
Bei der Rega handelte übrigens der mutmassliche Täter
unvorsichtig. Er kommunizierte mit Mails ohne Pseudonym. Die
französischen Strafverfolger konnten somit die unverschlüsselten
Angebote der gestohlenen Akten des Patienten Schumachers problemlos an
seine IP-Adresse zurückverfolgen.
Die REGA ist in einer heiklen Situation, zumal sie schon einmal in
der Angelegenheit TCS-REGA die Haut retten musste. Nun gilt es die
Sache rasch zu klären. Die Oeffentlichkeit interessiert es, wie es
möglich ist, dass Krankenakten entwendet werden können. Da hat
die REGA einen Erklärungsbedarf und müsste aufzeigen, dass aus
Fehlern, aus Kritik gelernt wird. Die Rega sollte ihre Sofortmassnahmen
bekannt geben. Die Oeffenlichkeit will sehen, dass nach so einem Vorfall
nicht einfach zur Tagesordnung zurückgekehrt wird und konkrete
Verbesserungen eingeleitet werden. Krisen können professionell
gemeistert werden. Ich gehe davon aus, dass die Rega Krisenfälle
antizipiert hat und so den Taucher verkraften kann.
Heute wird bei grossen Firmen das Krisenmanagement fest installiert.
Unschön ist, dass der Datenklau nicht mehr genau untersucht
wird. Dies fördert Gerüchte und Mutmassungen.