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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Mai, 2014)

Werbekampagne gegen Uebergewicht

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Viele Faktoren spielen eine Rolle, ob Werbung wirksam ist oder nicht. Die Werbung muss ankommen, man muss darüber sprechen. Sie darf anecken. Es können auch Nebenfaktoren eine Rolle spielen. Beim folgenden Beispiel einer Kampagne muss zum Beispiel auch einbezogen werden, dass Untergewicht schädlicher sein kann als Übergewicht und dass Idealbilder von Körpern heute oft manipuliert sind.

20min:
Die Schweizer sind zu dick. 50 Prozent der Erwachsenen und jedes fünfte Kind sind übergewichtig. Gegen diese Tatsache kämpfen die Gesundheitsbehörden seit Jahren. Mit Plakatkampagnen und Informationsbroschüren versuchen sie vor allem Kinder und Jugendliche auf die Gefahren von Übergewicht und ungesunder Ernährung aufmerksam zu machen. Rund 150 Projekte laufen heute schweizweit. Aber Präventionsprogramme sind häufig sinnlos oder sogar schädlich, warnt das Experten-Netzwerk Essstörungen Schweiz in seinen diese Woche veröffentlichten Empfehlungen, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Die Organisation hat internationale Studien zur Wirksamkeit von Präventionskampagnen untersucht und vertieft analysiert. Die Befunde zeigten, das Präventionskampagnen, die darauf abzielen, das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, nichts nützten, so Erika Toman, Präsidentin des Netzwerks. Im Gegenteil: Die Thematisierung und Problematisierung von Ernährung im Kindesalter könne sogar erst recht zu einer Essstörung führen. Nicht nur das Übergewicht, sondern auch sonstiges krankhaft gestörtes Essverhalten seien heute in der Schweiz weit verbreitet, sagt Toman. "Die meisten Kampagnen fokussieren aber nur auf Übergewicht." Essstörungen seien jedoch schädlicher als etwa ein leichtes Übergewicht, von dem heute sogar wisse, dass es die Lebenserwartungen eher erhöhe. "Untergewicht schadet der Gesundheit hingegen deutlich." Die Gesundheitsförderung Schweiz hat mit einer grossen Kampagne dem Übergewicht von Kinder und Jugendlichen den Kampf angesagt. Überdimensional grosse Davoser Schlitten und Kindervelos mit XXL-Sitzen waren auf den Plakaten abgebildet. Darunter stand in grossen Buchstaben: "Die Schweiz wird immer dicker" und etwas kleiner: "Es braucht wenig, um viel zu ändern". Eine Fehlleistung, sagt das Netzwerk für Essstörungen: Mit Präventionskampagnen, die auf Übergewicht und ungesunde Ernährung als Problem hinweisen, verunsichere man die Zielgruppe zusätzlich, so Toman. Die meisten Betroffenen seien sich sehr wohl bewusst, dass sie zu dick seien, nur schon, weil sie täglich damit konfrontiert würden, dass sie das in der Gesellschaft gültige Körperideal nicht erfüllten. Zu behaupten, es brauche wenig, um etwas zu ändern, sei ebenfalls ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen: "Jeder, der schon einmal versucht hat, ein paar Kilos loszuwerden, weiss, dass dies nicht ganz einfach ist." Wie aber soll das Thema Übergewicht mit Kindern besprochen werden? "Gar nicht", sagt Toman. Die Thematisierung von Essen bei Kindern unter 12 Jahren sei kontraproduktiv. Auch im Kindergarten und der Primarschule seien Lehrmittel unnötig, die Ernährung problematisierten. Von diesen gibt es aber einige. Ein Beispiel ist das "Nutrikid"-Lehrmodul für Fünf- bis Siebenjährige, empfohlen von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE). Dabei lernen die Schüler, wie lange sie Velo fahren müssen, um den Energiegehalt eines Apfel zu verbrennen. "Prävention und Gesundheitsförderung beim Ess- und Bewegungsverhalten muss früh beginnen", sagt SGE-Geschäftsführer Christian Ryser. Informationen über ausgewogenen Ernährung sei besonders für benachteiligte Kinder und Jugendliche wichtig. Wie sich Präventionskampagnen auf die Zielgruppe auswirkten, sei schwer messbar, man habe aber beobachtet, dass sich die Verbreitung von Übergewicht bei Kindern in den letzten Jahren zu stabilisieren scheine.

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