Es gibt Politiker, die sind sich immer noch zu wenig bewusst, dass ihre
Gegner ständig darauf lauern, jeden verbalen Ausrutscher sofort
dankbar aufzunehmen um ihn medial auszuschlachten. So wie Politiker
Brüderle nach seiner Bemerkung über eine Frau mit ihrem
schönen Busen einen Medienwirbel verursacht hatte und beinahe daran
gestolpert war, hätte Bundesrat Maurer wissen müssen, dass er
sich in der jetzigen Situation keine zusätzlichen Patzer mehr leisten
kann. Er hätte auch wissen müssen, dass sein Altherrenwitz nicht
in einem Schonraum ausgesprochen wurde. Jo Lang - der Erzfeind Maurers -
und alle andern Maurer Gegner (nach seiner Medienschelte sind es wohl
nicht wenige Journalisten) haben die Empörung umgehend über
den fragwürdigen Witz in den Leitmedien ausgekostet. Dank des
Dominoeffektes führte am Montagmorgen die fahrlässige Aussage zu
einem Medienwirbel.
Die Geschichte
kam umgehend auf die Frontseite verschiedener Medien.
Jo Lang von der GSoA meinte auf Twitter: Maurer muss weg. Ob der Witz
dem Verteidigungsminister schadet ist nicht klar.
Falls der Medienwirbel als gezielte Aktion gegen
den unliebsamen Verteidigungsminister gewertet wird, könnte die
negative Wirkung abflachen.
Auf jeden Fall zeigt der Fall, dass Politiker immer Gefahr laufen, im falschen Moment
ins Fettnäpfchen zu treten. Denn es gibt Themen, die heikel sind.
20 Min:
"Wie viele Gebrauchtgegenstände, die 30 Jahre alt sind,
haben Sie noch zuhause?", fragte Verteidigungsminister Ueli
Maurer an einer Pro-Gripen-Veranstaltung in Zug vor versammelter
Menge. Der Bundesrat gab die Antwort gemäss zentral-plus
"Bei uns sind das nicht mehr viele, ausser natürlich die Frau,
die den Haushalt schmeisst."
Mit dem Spruch wollte er die Zuhörer überzeugen,
dass die 30-jährigen Tiger-Kampfjets ersetzt werden müssen.
Der Auftritt wirft bereits hohe Wellen: "Die Jungen Grünen sind
empört über den respektlosen Altherrenwitz", schreibt die
Partei in einer Mitteilung. Die Aussage sei "absolut sexistisch
und frauenverachtend". Die Jungen Grünen fordern nun eine
öffentliche Entschuldigung, wie sie in einer Mitteilung schreiben.
Der ehemalige Nationalrat Jo Lang geht noch einen Schritt weiter und
findet, dass Ueli Maurer nach einer solchen "Frauenbeleidigung" als
Bundesrat nicht mehr tragbar ist.
Limmattalerzeitung:
2011 witzelte er vor der Abstimmung zur Waffenschutzinitiative: "Ich habe
den Eindruck, wir haben komische Frauen in der Schweiz. Sie heiraten
Verbrecher, und kaum sind sie verheiratet, werden sie von morgens
bis abends mit einer Waffe durch die Wohnung gejagt." Rita Gygax,
damalige Präsidentin der SVP Frauen, reagierte verärgert:
"Es war nicht gerade die geschickteste Aussage." Über häusliche
Gewalt dürfe man sich nicht lustig machen.
Es wird interessant sein, ob die Reaktion der Bevölkerung
ähnlich ist, wie die der Journalisten.
Natürlich fallen die Meinungen nach politischer Farbe anders aus:
Maurers Parteikolleginnen nehmen ihm den Spruch nicht übel. Von SP
Politikerinneb hört man daher eher Kritik.
Nachtrag: Die Vorgeschichte zeigt, dass erst in Zug eine Medienkampagne losgetreten
wurde, denn für Ueli Maurer ist dieser "frauenfeidnliche" Witz nichts
Neues. Er wurde jedenfalls vor dem Aufritt in Zug von der Oeffentlichkeit
immer toleriert: Das Westschweizer Fernsehen RTS strahlte eine Sequenz
von einem Auftritt Maurers vor Wochenfrist in Neuenburg aus, wo er
den Scherz offenbar ein erstes Mal machte - auf Französisch.
Wie die "Schweizer Illustrierte" berichtet, kam zudem auch das St.
Galler Publikum bereits am vergangenen Donnerstag in den "Genuss" der
fragwürdigen Aussage - wenn auch in leicht abgeänderter Form.
"Wenn zu Hause etwas über 30 Jahre alt ist, entsorgen sie es ja
auch", soll Maurer an einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer
St. Gallen/Appenzell gesagt haben. Dabei habe der Verteidigungsminister
plötzlich in fröhliche Gesichter geblickt, rapportiert das
Blatt - und dann sei auch bei Maurer "der Fünfer gefallen": "Denken
Sie jetzt bitte nicht an ihre Frau zu Hause." ... dann Holziken AG Bei
einer SVP-Veranstaltung in Holziken AG vom letzten Samstag variierte
Maurer den Spruch dann abermals. "Überlegen Sie sich, was zu Hause
nach 30 Jahren noch funktioniert?", fragte er dort laut der "Aargauer
Zeitung" sein Publikum. Und Maurer antwortete gleich selbst: "Bei mir ist
es nur noch die Frau!" Für Empörung schien dies jedoch nicht
gesorgt zu haben. Erst nach dem Auftritt in Zug gelang es Jo Lang in der
Medienlandschaft ein Feuer der Empörung entfachen. Wie vermutet,
könnte nun der inszenierte Protest bereits zum Bumerang werden.