Zwei Beispiele, wo das Schweizer Militär die Kultur vom Schweizer Film oder
Malerei förderte:
Der Film "Wehrhafte Schweiz" (In English "Fortress of Peace") der Expo 1964 wird im Moment aufwendig restauriert
und am 13. September 2014 in Bern neu aufgeführt. Der aufwendig gemachte
Streifen war an der Expo 1964 ein Publikumsmagnet. Er zeigte in martialischer
Manier eine schlagkräftige, gefährliche Schweizer Armee. Die
inszenierte Abwehrschlacht erhielt eine
Oscar-Nominierung. In der Schweiz
löste der Film einen Skandal aus, weil die Crew nicht aus der Schweiz stammte.
13 Bilder des St Galler Künstlers Willy Koch
im Bunker Selgis im Muotathal wurden vor wenigen Jahren
unter Schutz gestellt. Die 1943/1944 geschaffenen idyllische Bilder bilden
eine Gegenwelt zur Bunkerromantik. Sie halfen den Truppenmitgliedern,
den Aufenthalt im Bunker besser auszuhalten.
Ein paar Wandbilder von Koch sind auch noch in St Gallen zu sehen.
Willy Koch war im Jahre 1909 in Stein am Rhein geboren. Er starb im Jahre 1988.
Quelle.
Der Film "Wehrhafte Schweiz" wurde aufwendig restauriert und wird am 12.
und 13. September 2014 auf dem Bundesplatz in Bern anlässlich 50
Jahre Expo 1964 wieder aufgeführt.
Der offizielle Film für die Expo 1964 war Action pur: Die Macher
zeigten eine schlagkräftige, gefährliche Schweizer Truppe. Doch
die martialische Inszenierung und die Wahl einer ausländischen
Filmcrew sorgten für einen Skandal.
Der Propagandafilm wird jetzt aufwendig restauriert wird
Der Streifen "Wehrhafte Schweiz" (In English "Fortress of Peace")
wurde an der Landesausstellung Expo
64 gezeigt und war ein Publikumsmagnet. Er zeigte in martialischer
Manier eine schlagkräftige, gefährliche Schweizer Armee.
Kampfszenen wurden in Hollywood-Maniergezeigt : Mit Fliegerangriffen, Explosionen und
Maschinengewehrfeuer überwältigt der Armeefilm das Publikum
auf der Expo 64. Die Bilder sind martialisch:
Soldaten verstecken sich hinter einer Mauer und feuern aus
einem Flammenwerfer um die Ecke. Panzer greifen mit Nebelgranaten an.
Explosionen von scharfen Fliegerbomben waren zu sehen,
Gebirgsfüsiliere fahren Ski mit Maschinengewehrschlitten;
"Es ging nicht darum, eine logische Geschichte
zu erzählen oder ein schlüssiges Argumente für die
Armee zu bringen", sagt der Filmhistoriker Thomas Schärer,
"man wollte die Leute emotional packen."
Der Armeestreifen setzte filmische Massstäbe.
Es wurde grossen Kelle angerichtet. Das 70mm-Spezialformat verleiht dem Film höchste
Bildqualität. Die Kamera ist ständig in Bewegung,
filmt Schlitten, Panzer und Flugzeuge in Aktion. Der Film zeigt
über weite Strecken eine zeitgemässe Ästhetik der
1960er-Jahre.
Verantwortlich für die Produktion sind damals die
Propaganda-Spezialisten Rudolf Farner und sein Kompagnon Gustav
Däniker. Beide arbeiten im Werbebüro Farner, beide kennen
sich aus dem Generalstab und sind daher bestens vertraut mit der
Armee. Für den Film bekam die Spindoctors von der Armeeleitung praktisch
freie Hand. "Wir haben die Bedrohung ernst genommen und durften das
im kalten Krieg auch", erzählt der mittlerweile verstorbene
Däniker 2000 in einem SRF-Interview, "Ich wollte nicht eine
biedere Milizarmee zeigen, die ein bisschen schiessen geht und am
Abend in der Beiz sitzt."
Die Kosten betrugen insgesamt knapp 1'100'000 Schweizer Franken - inklusive
der Kosten für Filmprojektoren, Leinwände und
Vorführung.
Der Film setzt auf emotionsstarke, wuchtige Kriegsbilder:
Es ist die Zeit des Kalten Krieges: Bau der Berliner Mauer,
Kubakrise; die Schweizer Armee überlegte sogar, Atomwaffen
anzuschaffen. Der Film "Wehrhafte Schweiz" wird an der Expo 64 ein
Publikumserfolg. Gegenwind gibt es von linken Kreisen, die lieber
eine Armee zeigen wollen, die sich für Friedensförderung
einsetzt. Soldaten rennen durch ein Schlachtfeld.
Alle Szenen des Films werden mit scharfer Munition gedreht: Scharf
geschossen wird aber auch neben dem Filmset: Stein des Anstosses
ist das international erfahrene, aber ausländische Filmteam -
hauptsächlich Holländer, Deutsche und Amerikaner. Für
die wichtigen Posten hatten die Verantwortlichen keine Schweizer
vorgesehen.
Die Schweizer Filmschaffenden gehen daraufhin auf die Barrikaden. Man fühlt
sich benachteiligt und ärgert sich über einen entgangenen
Grossauftrag. Aus konservativen Kreisen werden Stimmen laut, die
sich wegen der Sicherheit sorgen, weil Ausländer Einblick
in sensible Militärbereiche erhalten.
Zeitungsausschnitte mit den Überschriften "Der Armeefilmskandal"
und "Ausländer drehen Schweizer Armeefilm für die Expo
1964".
Die Presse spricht vom "Armeefilmskandal": Der Film wird zum
Politikum. Das Parlament schaltet sich ein und man setzt sich mit
den Kontrahenten an den runden Tisch. Das Resultat ist ein gut
schweizerischer Kompromiss: Einige wichtige Posten in der Filmcrew
werden mit Schweizern besetzt. Das beruhigt die Gemüter.
Den Kindern malte er heitere Wandbilder in die Schulhäuser, der SBB majestätische
Stadtansichten ins Bahnhofbuffet, den wintermüden St. Gallern
stimulierende Fasnachtsbilder und den Weltkriegssoldaten inselreife
Frauenfiguren an die Festungswände. Dazwischen bewährte er sich
als Zeichnungslehrer in Kreuzlingen, am Gewerbemuseum in St. Gallen und
als umsichtig ausgleichender Präsident der Künstlergilde Gsmba.
Willy Koch war nicht nur mit Bildern, sondern auch als Mitbürger
präsent. Er gehörte dazu, schaute sich seine Mitmenschen mit
schelmischen Augen an, sog an seiner Pfeife, machte sich seine Meinung und
ab und zu einen träfen Spruch. Und bald schon konnte sich St. Gallen
im Spiegel seiner Bilder erkennen, heiter, hintersinnig, unverblümt.
Diese Heiterkeit wurde dem in Stein am Rhein geborenen Maler nicht in
die Wiege gelegt. Erstaunlicherweise hat er sie in St. Gallen gelernt.
Hierher kam er, um zwischen 1926 und 1929 die Kunstgewerbeschule zu
besuchen, bei Fritz Gilsi das Zeichnen und Alfred Staerkle die Welt der
Farben kennenzulernen. In dieser Zeit bevorzugte Willy Koch noch eine
dunkle Farbpalette und ernste Themen. Bis ihn Gilsi aufforderte, doch
über die Heiterkeit und das Lachen nachzudenken. Gesagt, getan. Koch
merkte zwar bald, dass es einfacher ist, ernste Bilder zu malen. Er
wusste aber auch, dass seine Zeit die heiteren weit eher brauchte.
Doch zunächst erfuhr Willy Koch, dass Malen eine ziemlich brotlose
Kunst ist. Er absolvierte eine zusätzliche Lehre als Flachmaler,
arbeitete in Zürich, Genf und Bern auf dem Bau. Und bildete sich
auch als Kunstmaler weiter, "in der freien Akademie des Lebens", wie
er es nannte. 1934 liess er sich definitiv in St. Gallen nieder, bezog
sein Atelier in der Hinterlauben und bekam auch bald schon Aufträge
für Wandmalereien in Fresco-, Mineralfarben- oder Sgrafittotechnik.
Legendär wurden die grossformatigen Bilder, die Koch in den
1950er-Jahren zu den Schnitzelbänken Johannes Linders gemalt hat. Mit
raschem, lockeren Pinsel auf grosse Papierrollen gemalt, wurden sie zu
einer einzigartigen Chronik des St. Galler Jahres. Ein Teil blieb in
der Vadiana erhalten.
Ein anderer Teil des Werks von Willy Koch ist erst seit wenigen Jahren
bekannt: Jene Wandbilder, die er im Aktivdienst in der Muotathaler Festung
Selgis gemalt hatte. Bis 2003 standen diese Réduit-Bunker noch
unter Geheimhaltung, so dass die Bilder erst vor fünf Jahren bekannt
wurden Zwischen 1943 und 1944 hatte Koch luftige Bilder vom Leben auf dem
Land oder an südlichen Stränden an die Bunkerwände gemalt,
um den Soldaten das Leben unter Tag etwas erträglicher zu machen.
Vielleicht etwas allzu erträglich. Denn als sich an einem von Kochs
Stränden auch zwei unbekleidete Damen räkelten, reklamierte
eine Offizierin des Frauenhilfsdienstes. Füsilier Koch musste erneut
einrücken und die beiden Nackten mit etwas Tüll überziehen,
mit so dünnem freilich, dass noch genügend Anmut durchschimmert.
Das waren die Augenblicke, in denen Koch die Komik des Alltags
entdeckte. Diese wollte er festhalten, den Zeitgenossen zuliebe. Mehr
und mehr wurde sein Werk ein "Aktivdienst der Heiterkeit".