Zur Liste von Persönlichkeiten die bei Journalisten die Nerven
verloren haben, zählen Bodenmann,
Leuenberger, Mörgeli, Gabriel und Maurer (nun zum 7. Mal!).
Es ist nicht einfach, unter Druck die Nerven zu behalten.
Unter Stresssituationen können Menschen verschiedene
Verhaltensweisen zeigen. Eine Methode ist der Angriff.
Bundesrat Ueli Maurer, der inen Journalisten schon einmal als "Aff"
beschimpft machte seinem Ruf alle Ehre: Sein jüngster Ausraster in der Rundschau
wurde zum Medienthema.
Ueli Maurer verliert in der "Rundschau" die Beherrschung
Im Schweizer Fernsehen nahm Bundesrat Ueli Maurer Stellung zur
Gripen-Abstimmung. Das Interview endete mit Misstönen. "Machen Sie
es beim nächsten Mal besser": Ueli Maurer empört sich über
das Schweizer Fernsehen.
Ein gewöhnliches Bundesratsinterview schien seinen Lauf zu
nehmen. Wieso die Schweiz den Gripen brauche, wurde Ueli Maurer
zu Beginn des Gesprächs von "Rundschau"-Moderator Sandro Brotz
gefragt. Der Verteidigungsminister antwortete ruhig und mit den bekannten
Argumenten.
Von Frage zu Frage baute sich allerdings eine Spannung zwischen den
Gesprächspartnern auf. Plötzlich, als ein Vergleich zwischen
den Luftwaffen der Schweiz und Österreich zum Thema wurde, platzte
Maurer der Kragen. Österreich sei ein schlechtes Beispiel. Das passe
zur "tendenziösen Berichterstattung" des Schweizer Fernsehens. Das
gehöre sich nicht für einen aus staatlichen Geldern finanzierten
Betrieb. Und sowieso sei der vorher gesendete Beitrag "eine journalistisch
schwache Leistung". "Machen Sie es beim nächsten Mal besser."
Vor dem Gespräch mit Maurer hatte die
"Rundschau" einen Beitrag über den Gripen
gesendet. Darin sagte unter anderem der Kommandant der
österreichischen Luftstreitkräfte, die nur über
15 Eurofighter verfügen, dass diese wenigen Flugzeuge "in
beschränktem Masse" für den luftpolizeilichen Dienst
ausreichten. Weil Österreich nicht unmittelbar militärisch
bedroht sei, beschränke man sich darauf. Zum Vergleich: Die Schweiz
würde nach dem Gripen-Kauf über 54 Kampfjets verfügen. Auch
ein deutscher Rüstungsexperte kam im Beitrag zu Wort. Er sagte,
die Schweiz habe mit den 32 F/A-18 mehr als genug Flugzeuge für den
Luftpolizeidienst. Da könne man eigentlich "noch ein paar einmotten".
Nach diesem ersten Aufbrausen beruhigte sich Maurer wieder. Zum Schluss
kam der Moderator noch auf die Notvorratsdiskussion zu sprechen. Armeechef
André Blattmann hatte in den letzten Tagen mit einer Aussage
zu seinen persönlichen Notvorräten für Schlagzeilen
gesorgt. Er hortet unter anderem 300 Liter Wasser. Maurer nimmt seinen
Armeechef in Schutz: Er verdiene eine Medaille dafür, dass er an
die Sicherheit denke. Dass dies in den Medien so aufgebauscht werde,
sei einfach "bireweich".
Verteidigungsminister Maurer ist bei weitem nicht der Erste,
der vor laufenden Kameras die Nerven verliert. Unvergessen bleibt
etwa ein TV-Auftritt des ehemaligen Bundesrats Moritz Leuenberger
als er 2001 mit verschiedenen Medien über die
Luftverkehrsverhandlungen mit Deutschland spricht. Zwischen den einzelnen
Interviews lässt Leuenberger seinem Frust über die Fragen
der Journalisten freien Lauf - TV3 schneidet mit. "Das ist doch ein
Scheiss, oder? Jetzt soll ich da noch eine halbe Stunde diesen Scheiss
ablassen mit unvorbereiteten Journalisten? Peinlich",
ärgert sich der damalige Bundesrat.
In der "Rundschau" selber sorgte die Wortwahl von Christoph Mörgeli
früher für Gesprächsstoff. Damals sollte der damalige
Leiter des Medizinhistorischen Instituts der Uni Zürich zu den
Vorwürfen gegen ihn Stellung nehmen. Auf die Frage von Moderator
Sandro Brotz, ob er als SVP-Nationalrat zurücktreten werde, fragte
Mörgeli zurück: "Sind Sii eigentlich vom Aff bisse?"
Ebenso verlor Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy einmal
die Nerven und beleidigte einen Besucher der Landwirtschaftsmesse in Paris
- auch das vor laufender Kamera. "Hau doch ab, du Idiot", rief Sarkozy dem
Mann sichtlich erbost zu, als dieser nicht die Hand des Präsidenten
schütteln wollte. Die Szene wurde mitgeschnitten - und anschliessend
zum Zielobjekt für den Spott der Onlinegemeinde. Und auch der
deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel geriet schon mit einer
Journalistin aneinander. Nach einigen Fragen, die Gabriel offenbar nicht
passten, sagt er genervt in einer Liveschaltung des ZDF: "Lassen Sie
uns doch diesen Quatsch beenden."
Die Fragen der Journalistin passten ihm wohl nicht: Sigmar Gabriel live
im Fernsehen. (Quelle: Youtube/fuerstenplatz) (ajk/ldc)
Sigmar Gabriel (SPD) mag Marietta Slomka vom ... -
YouTube #
7:48# 7:48
www.youtube.com/watch?v=Ow-36rH-nY8# 28.11.2013 - Hochgeladen von
fuerstenplatz Ein leicht überheblicher Sigmar Gabriel streitet sich
mit Moderatorin ... Merkel auf der Hannover Messe ...
Wer ausrastet, hat in der Regel das Zwei am
Rücken. Umgehend nutzten heute die Gripengegner Maurers Eklat und
liessen verlauten, er habe die Nerven verloren, weil ihm die Argumente
für den Gripen fehlen.
Ich finde das Verhalten Maurers unprofessionell, zumal es schon
der 7. Ausraster ist. Maurer hätte in der Sache hart aber im
Umgang mit dem Journalisten in bestimmtem Ton seine Meinung kund tun
können. Wer provoziert wird, darf die Nerven nie verlieren. Es ist
zudem ein gravierender Fehler, wenn der Interviewer gemassregelt wird.
Aggression gegenüber Journalisten ist immer kontraproduktiv.
Anderseits bin ich überzeugt, dass es nicht wenige Konsumenten
gibt, die in diesem Fall Maurer recht geben. Es gibt einmal jene
Fernsehkonsumenten, die schätzen harte Befragungen nicht. Dann gibt
es viele, die ärgerten sich über den bewusst tendenziösen
Einspielfilm in der Rundschau. Uebrigens: Als bei Hannes Britschi in
der Rundschau Hayek vom "Beichtstuhl" runter gesprungen, weil er
vom Moderator ständig unterbrochen worden ist, punktete Hayek beim
Publikum. Durch die überraschende Reaktion erschrak der Moderator
wie Moderator Brotz (nach dem Ausbruch Maurers). Er war auch einen Moment
lang irritiert (Signale bei der Körpersprache).
Fazit: Der Umgang mit Stress und Provokationen kann gelernt werden, so wie
Piloten im Simulator auch mit Pannen und Ueberraschungen umgehen lernen.
Jeder kann einmal die Nerven verlieren aber nicht sieben Mal!
Der Ausraster von Ueli Maurer im Interview mit
Rundschau-Moderator Sandro Brotz - es wurde vergangenen Mittwoch
ausgestrahlt - war beileibe nicht derart spontan, wie das am Bildschirm
erschien.
SVP-Bundesrat Maurer explodierte schon lange vor dem
Sendetermin. In dem Augenblick naemlich, als er den vorgaengigen
Rundschau-Beitrag ueber den Gripen erstmals zu Gesicht bekam -
das war am Dienstagnachmittag im Bundeshaus.
Anders als gewoehnlich durfte der Bundesrat den kritischen
TV-Beitrag im Salon du President auf einem Laptop vorvisionieren.
Anschliessend sollte ein Interview mit Sandro Brotz aufgezeichnet
werden, in dem Maurer auf den Beitrag reagieren sollte. Doch so weit
kam es zunaechst nicht. Der Grund: Der Bundesrat war veraergert.
Wurde laut.
Was er gesehen hatte, brachte den Verteidigungsminister in Rage. Er
waehlte deutliche Worte. Es kam zum verbalen Schlagabtausch zwischen
dem Magistraten und dem Rundschau-Team. Es hat wenig gefehlt und
Maurer haette das Interview platzen lassen. Mit knapper Not konnte das
verhindert werden, und Sandro Brotz stieg eher zahm in das Interview
mit Maurer ein - fast so, als wollte er diesen nicht reizen.
Marcus Knill, Experte fuer Medienrhetorik, meint nach einer
Videoanalyse: Brotz war von der heftigen Reaktion offensichtlich
irritiert. Und: Ueli Maurer habe bereits als SVP-Parteichef
Konfrontationen nicht gescheut.
In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass dieser sich in eine
verbale Rauferei mit Journalisten stuerzt (siehe Box). Mehr noch:
Sein persoenliches Verhaeltnis zur SRF-Bundehausredaktion ist seit
geraumer Zeit angespannt. Es ist offensichtlich: Ueli Maurer hat ein
Problem mit dem Staats-TV.
Er wurde schliesslich von den SRF-Leuten schon mehrfach unfair
behandelt, sagt SVP-Nationalrat Christoph Moergeli. Auch
das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Die groesste Partei
im Lande hat das oeffentlich-rechtliche Fernsehen schon lange im
Visier. Und die Aversion hat einen Namen: Roger de Weck, seit drei
Jahren SRG-Generaldirektor. Die Wahl zum obersten TV-Boss ist fuer
den SVP-Strategen eine Kampfansage, bis heute.
Wenn jemand, der sich mit Artikeln gegen die SVP die Finger
wund
geschrieben hat, Chef des Staatsfernsehens wird, begruendet Moergeli,
ist das eine Provokation. Zudem sei de Weck ein Euro-Turbo. Die
TV-Informationsgefaesse berichten ueber uns und unsere Politik
aeusserst tendenzioes.
Der Konflikt zwischen Maurer und der Rundschau ist nur der
vorlaeufig letzte Akt dieser Dauerfehde. Es ist erst ein paar Tage
her, seit Christoph Moergeli seine eigene Attacke gegen das Schweizer
Fernsehen geritten und gefordert hat: Die Parteien muessen gemaess
ihrer Waehlerstaerke in der SRG-Fuehrung vertreten sein.
Und: Als staerkste Partei hat die SVP Anspruch auf den
Generaldirektor. Im Klartext: Moergeli und Co. wollen de Weck
weghaben! In diesem Kontext ist wohl auch Maurers juengster Ausraster
zu sehen.
Derweil ruft seit gestern eine Informationsgruppe Pro-Kampfflugzeug
die Bevoelkerung auf, mit allen legalen Mitteln gegen die
vorzugehen. Beim TV-Ombudsmann Achille Casanova sind bereits ueber
zwei Dutzend Beanstandungen eingetroffen - so viele wie noch nie zu
einer einzelnen TV-Sendung.