Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer am 2. März nach schwerer
Krankheit verstorben. Er wurde 75 Jahre alt.
Blick:
Gestern Morgen ist Urs Widmer nach schwerer Krankheit in Zürich verstorben. Dies
meldet der Diogenes-Verlag.
Erst im letzten Spätsommer hatte Widmer noch eine Autobiographie
veröffentlicht. Die "Reise an den Rand des Universums" begann 1938
und endete 1968 - jenem Jahr, in dem sein Debüt veröffentlicht
wurde: "Alois", das wie fast alle seine Werke im Diogenes-Verlag
erschienen. Für die Autobiographie erhielt er im Januar den
Schweizer Literaturpreis. Basel, Frankfurt, Zürich
Urs Widmer war am 21. Mai 1938 in Basel zur Welt gekommen. Sein Vater war
Lehrer, Übersetzer und Literaturkritiker, seine Mutter die Tochter
eines Ciba-Vizedirektors. Widmer studierte Germanistik, Romanistik und
Geschichte in Basel, Montpellier und Paris.
1966 promovierte Widmer, arbeitete zunächst als Lektor im Walter
Verlag in Olten, dann beim Suhrkamp-Verlag in Frankfurt. Dort lebte
er auch bis 1984, zog dann nach Zürich.
Zu seinen bekanntesten Werken gehörten die Erzählung "Der
Blaue Siphon" (1992) und der Roman "Die Geliebte der Mutter" (2000). Er
veröffentlichten 30 Bücher. Sein Theaterstück "Top Dogs",
1996 am Theater am Neumarkt in Zürich uraufgeführt, begeisterte
die Kritiker. Ausserdem arbeitete Widmer als Übersetzer.
Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Neben dem Schweizer
Literaturpreis auch mit dem Literaturpreis der Stadt Basel (1989) und
jenem der Stadt Zürich (1996), dem Preis der Literaturzeitschrift
Manuskripte (1983) und dem Grossen Literaturpreis der Bayerischen Akademie
der Schönen Künste (2002).
Widmers Stärke war die Ironie, die Fantasie, das Surreale. Seine
Werke hatten oft autobiographische Züge - auch wenn sein letztes Buch
die einzige tatsächliche Autobiographie blieb.
Urs Widmer hat jüngst im Radio über den Tod
sinniert und dem personifizierten Tod den Wusch äusserte: "Gib
mir noch 24 Jahre! Dann beschäftige ich mich mit dem Abschied".
Nun hat Widmer diese 24 nicht mehr erhalten.
Aus der Erzählung "Der blaue Siphon":
"Ich bin zuweilen damit beschäftigt,
mir in meinem Kopf drin etwas Schönes vorzustellen, Bäume
oder Ozeane oder Luft oder Liebe, weil es da, wo ich wohne, irgendwie
nicht immer schön genug ist, zu wenig Bäume und Ozeane und
Luft und Liebe."
Bilder und Vorstellungen beeinflussen uns stark und bringen uns
bei Kommunikationsprozessen weiter.