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www.rhetorik.ch aktuell: (04. Feb, 2014)

Facebook ist 10 Jahre alt

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Zum 10 j&aum;hrigen Jubiläum von Facebook wurde viel geschrieben. Wie das soziale Netzwerk die Welt verändert hat, wie die Benutzer zum Produkt wurden, oder gar zum Helfer von Spionen. Spiegel:
Mark Zuckerberg wurde anlässlich des zehnten Geburtstags seines Sozialnachrichtenkonzerns interviewt. Der Präsident des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maassen wurde anlässlich des Spähskandals interviewt. Zwischen Social Network und Geheimdienst - genau das ist das Spannungsfeld, in dem sich die gesamte digitale Sphäre befindet. Und deshalb sind sowohl die Weltbilder als auch Realitätverluste beider Männer essentiell für das Verständnis des anhaltenden Katastrophenszenarios des Internets. "Wenn man ständig unter dem Druck der realen Identität ist, ist das auch ein bisschen eine Last." Das sagt der Mann, dessen Unternehmen die gegenwärtige Ausformung der Online-Identität geprägt hat wie sonst niemand. Der Mann, der genau diese Last half zu konstruieren, zum Beispiel durch den unsäglichen Klarnamenzwang auf Facebook. Scheinbar aber ist der Satz sogar ein Fortschritt gegenüber früheren Aussagen von Zuckerberg. "Zwei [Online-] Identitäten zu haben, ist ein Ausdruck des Mangels an Integrität", hatte er 2010 einem Buchautor erklärt. Tatsächlich sind beide vermeintlich konträren Positionen in einer Hinsicht auf sehr unangenehme Weise konsistent. Denn beide gehen davon aus, dass Facebook die Instanz ist, die Identität im Internet gnädig zuteilt wie eine Lebensmittelration im Krisengebiet. Erst also schafft Zuckerberg den unerbittlichen Druck der realen Identität, er baut ein Geschäftsmodell auf, das ständige Identifizierbarkeit bis in die detailliertesten Persönlichkeitsmerkmale hinein voraussetzt. Dann lindert er den selbstgebauten Druck scheinbar ein klein wenig und scheint zwischen den Zeilen einsichtig davon überzeugt, etwas ernsthaft Gutes zu tun.
Heise:
Am 13. April 2013 stufte die Investmentbank Goldman Sachs die Microsoft-Aktie erstmals von "neutral" auf "verkaufen" herab, da das PC-Zeitalter zu Ende zu gehen scheint und es Microsoft an Zugkraft bei Tablet-Computern und Smartphones mangle. Der designierte neue Microsoft-Chef Satya Nadella liess unlängst die Nachrichtenagentur Bloomberg wissen, wie wichtig es sei, die Nähe von aufstrebenden Jungunternehmen zu suchen - in der Technologiebranche sei es nun einmal so, "dass die Kleinen gross rauskommen und die Grossen sterben". Die Ex-Giganten sind, mehr oder minder, alle noch da. Aber sie sind nicht mehr, was sie einmal waren - unausweichliche Mächte, die unsere Zukunft in der Hand halten. Das heisst: Eine Welt ohne Facebook erscheint vielen heute vielleicht unvorstellbar. Denkbar ist sie durchaus. Ein mögliches Szenario wäre, dass Facebook verschwindet - und bleibt. Genauer gesagt, dass das Unternehmen zu der Einsicht kommt, nicht das zu sein, was es heute zu sein glaubt, also ein "soziales Netzwerk", sondern etwas ganz anderes. Jeder spürt, dass an dieser Selbstbestimmung etwas nicht stimmt. Facebook ist eher ein Erwachsenenkindergarten unter algorithmischer Aufsicht oder eine globale Nutzerabwimmelanlage, als eine soziale Organisationsstruktur. Wer schon einmal versucht hat, einen Facebook-Mitarbeiter auch nur per E-Mail zu erreichen - etwa um zu verhindern, dass einem die digitale Identität abgedreht wird -, der weiss, was gemeint ist. Man kann einen solchen dramatischen Erkenntniswandel vergleichen mit der Firma IBM und ihrem Chef Thomas J. Watson, dem in den Dreissigerjahren des 20. Jahrhunderts klar wurde, dass sein Unternehmen nicht einfach Büromaschinen vermietete, sondern Informationsverarbeitung betrieb. Erst diese neue Wahrnehmung machte den Weg frei für das, was danach als "Big Blue" die Welt eroberte - der erste Blaue Riese des Computerzeitalters, seit nunmehr genau einem Jahrzehnt gefolgt von dem zweitblauen Moloch Facebook (Mark Zuckerberg leidet an einer Rot-Grün-Sehschwäche und kann Blau besonders gut sehen). Die These, dass Facebook eigentlich noch gar nicht weiss, was es ist, und deshalb (so wie wir es heute kennen) verschwinden wird, lässt sich durch einen Vergleich mit der Raumfahrtindustrie illustrieren. Denn auch die Nasa beginnt erst jetzt nach einem halben Jahrhundert langsam zu begreifen, dass sie sich mit einem Raumfahrtunternehmen verwechselt hat - in Wahrheit aber ein soziales Netzwerk ist. Eigentliches Ziel der immensen Anstrengungen, die nicht zuletzt zur ersten Mondlandung führten, waren weder technischer noch wissenschaftlicher Fortschritt, sondern die Produktion eines grenzüberschreitenden, planetaren und nach wie vor anhaltenden Gemeinschaftsgefühls: Hello World! Wir sind auf dem Mond gelandet!
Eine Timeline von Slate:

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