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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Jan, 2014)

Das grosse Rauschen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Eine Hefterscheinung "Das Grosse Rauschen" wurde von einem Autorenteam vom Think Tank W.I.R.E. verfasst. Die Studie analysiert aktuelle Trends und Erwartungen im Umfeld mit Daten.

Informationslawinen können langfristig die Wahrnehmungsfähigkeit beeinflussen. Wer sich im Umgang mit Informationsfülle nicht zurechtfindet, bleibt langfristig auf der Strecke. Wir müssen uns deshalb alle mit der Problematik der Datenexplosion auseinandersetzen und lernen, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. In einem Referat am traditionellen Dreikönigstreffen legte Stephan Sigrist dar, dass unsere Datengesellschaft mehr Menschen mit Verstand benötigt. Hier sind ein paar Stichworte:
In einem McKinsey interview spielte Erik Brynjolfson vom MIT auf eine andere Problematik an: wir sind an einem Moment angelangt, wo Maschinen beginnen, unsere Sprache zu verstehen und uns deshalb immer mehr Arbeit wegnehmen, die bis anhin vom Automatisieren sicher waren. Die Produktivität und Innovation ist riesig im Moment, doch der durchschnittliche Arbeitsmensch hat immer weniger zu lachen. Das Durchschnittseinkommen heute ist kleiner als 1997. Der Prozentsatz von Menschen ohne Arbeit wird grösser und grösser. Es wird erwartet, dass dieser Trend noch dramatisch beschleunigt wird: nicht nur in Produktionsjobs, wo schon heute mehr und mehr Roboter unsere Autos und Geräte bauen, sondern auch in anderen Branchen. Brynjolfson weist darauf hin, dass im Jahre 1800 noch 90 Prozent aller Amerikaner Bauern waren. Heute sind es noch 2 Prozent. Ja, die Leute sind auf andere Jobs umgestiegen aber diese Jobs werden auch mehr und mehr ersetzt: selbst Anwälte, Lehrer, Pflegepersonal oder gar Journalisten und Ärzte sind nicht gegen die Welle der Automatisierung gewappnet. Brynjolfson erzählt, wie er in den USA in einem der neuen Autos gefahren ist, die keinen Chauffeur mehr haben, weil das Auto selbständig fährt. Und er habe sich sicherer als in einem normalen Taxi gefühlt. Ja, unsere Jobs werden mehr und mehr zum Verwalten, Durchforsten und Verstehen von Daten, doch vor allem dies machen Maschinen heute schon sehr gut. Vielleicht wird es eine goldene Zeit für Psychologen, Apostel, Heiler, Gurus oder Psychiater, die den verunsicherten arbeitslosen Menschen noch versuchen, Sinn zu geben. Bis dann auch das Trostgeben automatisiert wird. Wer weiss. Vielleicht kommt auch alles ganz anders.
Aus dem Buchumschlag:
W.I.R.E. ist ein unabhängiger Schweizer Think Tank, der sich mit globalen Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und den Life Sciences beschäftigt. Ziele sind die kritische Auseinandersetzung mit etablierten Sichtweisen, das Schaffen von Transparenz über aktuelle Trends sowie die Erarbeitung neuer Konzepte und Ideen für die Zukunft. Auf Basis eines interdisziplinären Forschungsverständnisses funktioniert W.I.R.E. als Labor für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sowie als Plattform für Netzwerke zwischen Akteuren und Denkern aus verschiedenen Handlungs- und Wissensgebieten. Nebst seiner Kooperation mit der Bank J. Safra Sarasin und dem Collegium Helveticum der ETH und Universität Zürich verfügt W.I.R.E. über ein internationales Board aus Experten, Vordenkern und Entscheidungsträgern.
Daten gelten als das Gold des 21. Jahrhunderts. Und weil wir immer mehr davon generieren, wächst die Euphorie. Wir glauben, dass uns Algorithmen immer mehr schwierige Entscheidungen abnehmen und dabei helfen werden, unsere Umwelt besser zu verstehen oder gar die Zukunft vorherzusagen. Softwareunternehmen träumen von intelligenten Städten, welche die Wünsche ihrer Bewohner kennen, Forscher arbeiten an einem Weltsimulator, der Wirtschaftskrisen oder gar Kriege verhindern soll. "Big Data" ist das Schlagwort, das stellvertretend für die Hoffnung steht, dass mehr Daten mehr Wissen, Transparenz und Wohlstand bringen. Allerdings ist bei derart hohen Erwartungen immer auch kritisches Denken gefragt. So sprechen verschiedene Anzeichen dafür, dass die wachsenden Datenmengen nicht für mehr Transparenz sorgen werden, sondern letztlich ein grosses Rauschen bleiben. ABSTRAKT No. 12 macht sich auf die Suche nach den Folgen der Datengesellschaft. Es zeigt, warum die bleibende Intransparenz auch ihr Gutes hat und wir im neuen Zeitalter nicht nur bessere Algorithmen, sondern vor allem mehr Menschenverstand brauchen.





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