Das Schweizer Fernsehen könnte die Zahl der Moderatoren reduzieren.
Es nicht klar, was die Folgen wären. Eine Personalisierung und Personenkult
wie in den USA könnte auch zu mehr Abhängigkeit und grösseren Kosten
führen, weil man auf die Stars angewiesen ist.
Handelszeitung PDF.
Wer bei SRF eine Sendung präsentiert, hat nationale Aufmerksamkeit
auf sicher. Noch immer sind die öffentlich-rechtlichen Sender
klare Marktführer in der Schweiz und erreichen Millionen von
Zuschauern. Doch welche Frauen und Männer sind künftig die
Aushängeschilder des nationalen Fernsehens? Diese Frage wird derzeit
auf den Gängen des SRF-Sitzes am Leutschenbach heftig diskutiert,
wie handleszeitung.ch am Samstag berichtete.
So sollen "10vor10" oder auch die Tagesschau nur noch von zwei
Hauptmoderatoren präsentiert werden. Derzeit sind es noch deutlich
mehr. "Selbstverständlich überprüfen wir laufend
Sendungskonzepte, mit der Absicht, Formate klar zu positionieren",
bestätigte SRF.
Ist der Abbau an Moderatorenstellen einfach nur Mittel zum Sparen?
Medienprofessor Heinz Bonfadelli vermutet auch eine andere Abicht
hinter der Konzentration auf weniger Gesichter am Bildschirm. "Dies
deutet auf eine stärkere Personalisierung der einzelnen
Sendegefässe hin". Das sieht auch Kommunikationsexperte Marcus
Knill so. "Sendungen wie "10vor10", Tagesschau oder Schweiz Aktuell
leben von Identifikationsfiguren."
In vielen Ländern sind denn auch einzelne Männer und Frauen
über Jahrzehnte Aushängeschilder der Nachrichtenformate. In
den USA werden die Sendungen gar nach den Moderatoren benannt. So
heissen etwa die Abend-Nachrichten bei CSB "Evening News with Scott
Pelley". Auch in Deutschland ist der Personenkult üblich. Seit
1992 moderiert etwa Peter Kloeppel die Sendung RTL Aktuell. "Das Ziel
muss sein Glaubwürdigkeit, Sympathie und Identifikation beim Volk
zu schaffen. Dazu braucht man pro Sendung zwei bis drei kompetente
Moderatoren", kommentiert Knill.
Der Zürcher Markenexperte und Chef der Agentur Jung von Matt,
Dominique von Matt, sieht SRF auf dem geplanten Weg aber vor einem grossen
Hindernis: "Wir haben in der Schweiz kaum Starkult. Es braucht daher
Mut sich auf eine bis zwei Personen zu fixieren." Für die Marke
einer Sendung sieht er aber Vorteile: "Es gibt ein klareres Markenbild
der Sendung. Die Person wird allerdings dann Teil der Marke" und so
könne auch eine Abhängigkeit vom Moderator entstehen.
Dass dabei auch die Kosten sinken, ist ein erwünschter
Nebeneffekt. "Ich kann mir vorstellen, das auch Sparvorstellungen mit
zu dieser Ausrichtung beigetragen haben", so Dozent Bonfadelli. Denn
mit nur noch zwei Aushängeschildern pro Sendung könnten auch
Abläufe einfacher werden. "Für die Produzenten-Teams der
Sendungen wird es einfacher. Diese müssen sich nur noch auf zwei
Personen einstellen und kennen diese besser"
Für den Professor der Uni Zürich ist klar, dass eine
Konzentration der Moderatoren aber auch ein Verlust der Vielfalt ist,
die jetzt bei SRF in einzelnen Formaten geboten wird. Ob dies beim
Publikum Anklang findet, stellt Bonfadelli in Frage. Auch Knill sieht
heikle Punkte. "Auch wenn die Quoten sinken und Geld eine Rolle spielt -
eines ist für eine öffentlich rechtliche TV-Station bei allen
Massnahmen nicht zu vergessen - es geht schlussendlich um den Auftrag
und die Akzeptanz beim Publikum"
Bei Schweiz Aktuell etwa sind speziell viele Moderatoren beschäftigt,
die auch eine breite Palette der Schweizer Dialekte abdecken. Eine
Konzentration würde heissen, die Vielfalt zu Gunsten eines
schärferen Profils zu opfern.
Der Weg zu mehr Personenkult dürfte für die SRF-Spitze also noch
steinig und lang werden. Es braucht zur Umsetzung vor allem eines - Mut.