Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (27. Sep, 2013)

Sexistische Feministische Rhetorik

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Schriftsteller Bernhard Lassahn geht in einer Kritik an geschlechter-korrekter Anrede im Focus 38, 2013 noch weiter als üblich: er argumentiert, dass der Gebrauch vor allem auch sexistisch ist, denn der Gebrauch betont die Trennung.

Hier ist ein anderes Beispiel, dass Lassahns Argument unterstützt: bei einer Formulierung "Lieber Weisse und Schwarze Menschen" wäre der Gebrauch eindeutig als rassistisch einzustufen, denn die Benutzung zeigt, dass der Sprecher überhaupt nur in Betracht zieht, eine der Gruppen nicht einzuschliessen.

Lassahn meint, dass etwa der Gebrauch "Wählerinnen und Wähler" gebehtsmühlenartig die Botschaft wiederholt: "Weibliche und männliche Wähler sind getrennt voneinander, und die weiblichen sind mir wichtiger."

(Nur nebenbei: Um politisch korrekt zu sein und nicht eine der Gruppen zuerst zu nehmen, müsste ein Politiker beide Formulierungen "Wählerinnen und Wähler" und "Wähler und Wählerinnen" benutzen. Lassahn's Kritik geht natürlich tiefer: auch der Gebrauch "WählerInnen" betont die Geschlechtertrennung und ist nach Lassahn "Feministisches Falschgeld".)

Man kann also nur hoffen, dass die Zeit kommen wird, wo geschlechterneutrale Sprachverstümmelungen nicht mehr im Gebrauch sind. Auch sprachlich sind die Formulierungen unverständlich. Lassahn: sie machen Deutsch zu einem "kuriosen Provinzdialekt", den man nicht übersetzen kann. Im Englischen müsste man etwa sagen: "the female and the male voters", eine Formulierung, deren Gebrauch sehr komisch wirkte und in den USA einen sexistischen Beigeschmack hätte.

Auch im Deutschen wird die Idiotie nur klar, wenn man Analogien zieht. Der Gebrauch von "Mensch und Tier" macht nur Sinn, weil die meisten Menschen einen Unterschied zwischen Mensch und Tier sehen (so ist es etwa in Ordnung, ein Tier zu essen). Welcher Lehrer aber etwa würde die Anrede "Liebe Mädchen und Buben" gebrauchen? Er wäre nicht mehr lange im Lehrberuf denn die Formulierung stammt aus dem 19. Jahrhundert, wo Mädchen noch diskriminiert wurden. Um konsequent zu sein, müsste man auch "Liebe kleine und grosse Wähler" sagen, um nicht kleine Menschen zu diskriminieren, oder "Liebe Akademiker und Nichtakademiker", ein Gebrauch der den Sprecher eindeutig als elitär entlarvte, oder "Liebe Behinderte und Nichtbehinderte", was auch eindeutig politisch inkorrekt wäre, denn wer würde auch nur auf den Gedanken kommen, Behinderte nicht einzuschliessen?


Rhetorik.ch 1998-2013 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com