Angela Merkel wird auch Teflon-Kanzlerin genannt. Sie versteht es im Allgemeinen gut,
heiklen Fragen auszuweichen und es mit Populismus und Pragmatismus
den Status der mächstigsten Frau zu wahren. Im Duell gegen
Steinbrück konnte sie mit Phrasen und allgemeinen Aussagen punkten.
Bei den Fragestellern aus dem Volk bekundete sie jedoch mehr Mühe:
Aus
Zeit:
Angela Merkel ist angespannt. Die Kanzlerin hat Lauerstellung eingenommen, den
Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, den Kopf nach oben gereckt,
ernster Gesichtsausdruck. In einem TV-Studio in Mönchengladbach
lauscht Merkel den Belangen normaler Menschen - konzentriert, die
Hände fest ineinander verknotet.
Zum ersten Mal in diesem Wahlkampf erlebt das Publikum eine teilweise
hilflose Kanzlerin. Als ein Arbeiter aus Leipzig ihr erzählt,
dass er seit zehn Jahren ununterbrochen bei einem Automobilzulieferer in
Leiharbeit beschäftigt ist und dass man da doch nicht mehr von einer
Brücke in den regulären Arbeitsmarkt reden kann, da weiss Merkel
auch nicht, was sie sagen soll. Auf 30 bis 40 Stammbeschäftigte
kämen 500 Leiharbeiter, berichtet der Mann von seinem Betrieb.
"Wie gross ist der Lohnunterschied?", fragt Merkel - in
der Hoffnung, dass sie an diesem Punkt auf ein Mindestlohn -Gesetz ihrer
schwarz-gelben Bundesregierung verweisen kann. Grundsätzlich
sei es doch schön, dass bei der Firma Leiharbeiter
durchgehend beschäftigt würden - das spreche für
die Abwrackprämie, die noch zu Zeiten der grossen Koalition die
Automobilbranche vor einem Auftragseinbruch geschützt habe. Offenbar
merkt Merkel da schon, wie krude ihre Argumentation ist. Zum Schluss
sagt sie freundlich: "Ich halte das für einen besonders krassen
Fall". Sie wolle sich das mal genauer angucken.