Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (29. Aug, 2013)

Zeit Artikel per Verfuegung vom Netz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nach einem Zeit Artikel hat die Bundesregierung vor Windows 8 gewarnt. Es sei ein inakzeptables Sicherheitsrisiko für Behörden. Die Zeitung musste den Artikel zurücknehmen, weil die betroffene Firma eine Verfügung gegen das Magazin erwirkt:Heise:
Zeit Online musste einen Artikel über Trusted Computing und Windows 8 zurückziehen, nachdem Microsoft eine Einstweilige Verfügung gegen das Online-Magazin erwirkt hatte. Der Rechtsstreit dreht sich um einen Artikel, den das Online-Magazin in der vergangenen Woche unter der Überschrift "Bundesregierung warnt vor Windows 8" veröffentlicht hatte und der für einige Aufmerksamkeit sorgte. Die kontroverse Aussage des Artikels untermauerte Zeit Online mit Zitaten aus einem Eckpunktepapier des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Auszügen aus internen Dokumenten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Zwei Tage später veröffentlichte das BSI eine Stellungnahme. Darin betonte das Bundesamt, man warne ausdrücklich nicht vor einem Einsatz von Windows 8. Im Gegenteil: Für einige Nutzer könne Windows 8 durchaus einen Sicherheitsgewinn bedeuten. Gegenüber der dpa versicherte ein Sprecher des BMWi: "Die Meldung, das Bundeswirtschaftsministerium warne vor der Nutzung von Microsofts Windows 8, ist falsch". (...) Die von Microsoft angestrengte Einstweilige Verfügung wendet sich sowohl gegen die Überschrift des ursprünglichen Zeit-Artikels als auch gegen die Behauptung, "Experten der Regierung" würden Windows 8 als "inakzeptables Sicherheitsrisiko" einstufen. Gegen die Verkürzung des BSI und BWMi auf "Bundesregierung" hatte das Landgericht München hingegen keine Einwände.
Der Streisandeffekt griff. Denn die Verfügung kann nicht verhindern, dass der Artikel auf dem Internet Archive.org noch immer erhältlich ist.
Trusted ComputingBundesregierung warnt vor Windows 8 Windows 8 ist ein inakzeptables Sicherheitsrisiko für Behörden und Firmen, warnen Experten der Regierung. Das sogenannte Trusted Computing sei eine Hintertür für die NSA. Von Patrick Beuth 20. August 201316:34 Uhr98 Kommentare Windows 8 darf in deutschen Behörden nicht eingesetzt werden, sagen IT-Experten. Wie vertrauenswürdig ist Microsoft? Für die Bundesverwaltung und alle deutschen Behörden, Unternehmen und Privatanwender, die auch in Zukunft mit dem Betriebssystem Windows arbeiten wollen, stellt sich diese Frage heute mehr denn je. Denn früher oder später müssten sie Windows 8 oder dessen Nachfolger verwenden. Aus Dokumenten, die ZEIT ONLINE vorliegen, geht aber hervor, dass die IT-Experten des Bundes Windows 8 für geradezu gefährlich halten. Das Betriebssystem enthält ihrer Ansicht nach eine Hintertür, die nicht verschlossen werden kann. Diese Hintertür heisst Trusted Computing und könnte zur Folge haben, dass Microsoft jeden Computer aus der Ferne steuern und kontrollieren kann. Und damit auch die NSA. Trusted Computing ist alles andere als ein neues Phänomen. Seit rund zehn Jahren ist die Technik auf dem Markt. Vereinfacht gesagt, geht es dabei um den Versuch, den Rechner vor Manipulationen durch Dritte zu schützen, zum Beispiel vor Viren und Trojanern. Der Benutzer soll sich dabei um nichts mehr kümmern müssen. Um das zu erreichen, braucht es erstens einen speziellen Chip, der Trusted Platform Module (TPM) genannt wird, und zweitens ein darauf abgestimmtes Betriebssystem. Zusammen regeln sie unter anderem, welche Software der Nutzer auf einem Computer installieren darf und welche nicht. Wie das genau funktioniert und welche Funktionen sonst noch zum Trusted Computing gehören, wird zum Beispiel hier und hier erklärt. Die Art und Weise, wie der Chip und das Betriebssystem zusammenarbeiten, ist standardisiert. Die entsprechende Spezifikation wird von der Trusted Computing Group (TCG) festgelegt. Die TCG wurde vor zehn Jahren von Microsoft, Intel, Cisco, AMD, Hewlett-Packard und Wave Systems gegründet - allesamt US-Unternehmen. Die bisherige TPM-Spezifikation wird demnächst durch eine neue ersetzt, sie heisst kurz TPM 2.0. Was in Smartphones, Tablets und Spielekonsolen längst üblich ist, wird durch die Kombination von TPM 2.0 und Windows 8 auch auf PCs und Notebooks zum Normalfall: Hardware und Betriebssystem sind aufeinander abgestimmt, und der Hersteller des Betriebssystems legt fest, welche Anwendungen auf einem Gerät installiert werden können und welche nicht. Anders gesagt: Trusted Computing ist ein Weg, ein Digital Rights Management (DRM) durchzusetzen. Microsoft könnte damit theoretisch bestimmen, dass kein Textverarbeitungsprogramm ausser Microsoft Word unter Windows 8 funktioniert. Das kann wettbewerbsrechtlich problematisch sein. Es hat aber auch sicherheitsrelevante Folgen, eben weil der Nutzer keinen Einfluss auf das hat, was Microsoft erlaubt und was nicht. Drei Punkte sind dafür entscheidend: Erstens ist das TPM im Gegensatz zum bisherigen Standard künftig schon beim ersten Einschalten des Computers aktiviert. Wer den Computer in Betrieb nimmt, kann also nicht mehr selbst entscheiden, ob er die Trusted-Computing-Funktionen nutzen will (Opt-in). Zweitens ist künftig kein nachträgliches, vollständiges Deaktivieren des TPM mehr möglich (Opt-out). Drittens übernimmt das Betriebssystem die Oberhoheit über das TPM, im Fall eines Windows-Rechners also letztlich Microsoft. Spätestens im Jahr 2015 wird praktisch jeder handelsübliche Computer mit Windows 8.x nach dem Standard TPM 2.0 funktionieren. Was Microsoft durch Aktualisierungen dann aus der Ferne mit dem System und damit dem ganzen Computer macht, ist für den Nutzer nicht vollständig zu überblicken. Zusammengefasst verlieren die Nutzer eines Trusted-Computing-Systems die Kontrolle über ihren Computer. Das gehört zwar ein Stück weit zur Grundidee von Trusted Computing, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hier sehr ausführlich erklärt. Das BIS empfiehlt Behörden, Unternehmen und Privatanwendern den Einsatz dieser Technik auch, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Zu diesen Voraussetzungen aber gehören die Optionen des Opt-in und des Opt-out - und die fallen künftig weg. "Vertraulichkeit und Integrität nicht gewährleistet" Stattdessen könnte Microsoft festlegen, welche Programme noch auf dem Computer installiert werden können, bereits eingerichtete Programme nachträglich unbrauchbar machen und Geheimdiensten helfen, fremde Computer zu kontrollieren. Die zuständigen Fachleute im Bundeswirtschaftsministerium, in der Bundesverwaltung und beim BSI warnen denn auch unmissverständlich vor dem Einsatz von Trusted Computing der neuen Generation in deutschen Behörden. So heisst es in einem Papier aus dem Wirtschaftsministerium von Anfang 2012: "Durch den Verlust der vollen Oberhoheit über Informationstechnik" seien "die Sicherheitsziele 'Vertraulichkeit' und 'Integrität' nicht mehr gewährleistet." An anderer Stelle stehen Sätze wie: "Erhebliche Auswirkungen auf die IT-Sicherheit der Bundesverwaltung können damit einhergehen." Die Schlussfolgerung lautet dementsprechend: "Der Einsatz der 'Trusted-Computing'-Technik in dieser Ausprägung # ist für die Bundesverwaltung und für die Betreiber von kritischen Infrastrukturen nicht zu akzeptieren."

Rhetorik.ch 1998-2013 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com