Bekannte Kommunikationsexperten vermittelten am
Communication Forum 2013
vom 21. Juni im GDI den anwesenden Kommunikationsverantwortlichen
hilfreiche Erfahrungen und Strategien aus ihrer praktischen
Tätigkeit. Die Bedeutung der Kommunikation zeigt sich
vor allem in schwierigen Situationen.
Wie haben sich Kommunikationsexperten vor und während Krisen oder in schwierigen
Kommunikationssituationen erfolgreich verhalten? Welche Massnahmen
haben sich bewährt? Die Regeln im Umgang mit Medien müssen
wir eigentlich nicht neu erfinden. Bewährte Handläufe und
Checklisten können wir in der Fachliteratur nachlesen. Sie sind
allen bekannt. Dennoch lohnt sich, von Praktikern zu erfahren, wann -
welche Verhaltensweise - im Alltag Erfolg hatte. Die Praxisreferate
und Diskussionsrunden verdeutlichten am Forum, dass sich die
Kommunikationslandschaft heute mit den Social Media und den Online Medien
erheblich verändert hat und wir diese neue Situation zusätzlich
meistern lernen müssen. Ich fasse einige erwähnenswerte
Hinweise - gleichsam als meine persönliche Ernte - kurz zusammen:
Immer wieder war zu hören, dass man sich stets auf die
Kernbotschaft, auf die Dachbotschaft, konzentrieren muss und die
Kommunikationsverantwortlichen ihre Chefs laufend trainieren sollten.
Folgender Gedanke von
Cyril Meier (HWZ) war zentral
"Das Zentralste, was Studenten bei der kommunikativen Kompetenz mitgegeben
werden kann, ist die Persönlichkeitskompetenz (Manpower)."
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An der Hochschule für Wirtschaft Zürich wird deshalb die
Persönlichkeitsentwicklung gross geschrieben, indem die Studierenden
ihre Stärken und Schwächen kennen lernen. Rhetorik, Psychologie,
das Wahrnehmungsmanagement haben somit einen hohen Stellenwert.
In Krisensituationen ist die Glaubwürdigkeit des Sprechers am
Wichtisgsten. Das Image der Person schlägt bekanntlich Fakten.
Vor allem in schwierigen Situationen.
Auch für
Sonja Zöchling-Stucki (Flughafen Zürich)
müssen sich alle unter die übergeordnete Dachbotschaft des
Kommunikationsmangements begeben.
In Krisen darf man nicht über die Partner sprechen. Zöchling
legt ebenfalls Wert auf das praktische Simulieren von schwierigen
Situationen.
Urs Peter Naef (Migros) veranschaulichte mit zahlreichen Beispielen,
was er meint, mit dem Satz:
"Wir sollten schneller kommunizieren als Journalisten recherchieren".
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Er veranschaulichte bildhaft, dass sich man Krisen gut meistern kann
mit folgenden bewährten Werkzeugen:
- Fakten, Fakten, Fakten kommunizieren.
- Keine Mutmassungen, keine Interpretationen.
- Wenn es "brennt" muss man rund um die Uhr erreichbar sein!
Unternehmen und Kommunikationsverantwortliche sollten Verständnis
haben für das "leere Blatt". Journalisten haben immer ein leeres
Blatt zu füllen. Wenn wir Informationen verweigern, füllen
sie das Blatt mit Fremdinformationen, d.h. aus Quellen, die Sachverhalte
nicht genau kennen.
Wichtig sind nach Naef zudem: Wir benötigen in Krisensituationen
eine dicke Haut und Selbstkritik. Es gilt stets RUHE zu bewahren.
Eine Prise Humor kann auch hilfreich sein. Sein 3 C Modell ist
C = Care | Opfer stets zuerst bedenken |
C = Command | Ursachen erforschen |
C = Communication | Kommunizieren (aktiv) |
Ferner gilt immer zu beachten: Medien verkaufen in Krisen auch Emotionen
Bei einem Grossbrand der Migros titelte die Presse beispielsweise:
"Millionen Osterhasen starben Flammentod!"
Myriam Ziesack (Swiss) machte uns bewusst, wie schnell nach einem Ereignis
Bilder und Filmchen auf dem Netz sind. Das dauert nur wenige Minuten!
Ziesacks Empfehlungen:
- Engagement
- Präsenz
- Geduld haben
- Zuhören
- Dialogisch kommunizieren
- Aussagen mit Topmanagement koordinieren
- Mitarbeiter mit einbeziehen
Urs Ackermann (Zürcher Kantonalbank) machte darauf aufmerksam,
dass die Abläufe immer schneller werden. Die Qualität jedoch
nicht schlechter werden darf. Ackermann, der drei Mal zum Pressesprecher
des Jahres gewählt worden war, musste damals einspringen, als nach
der Bluttat (2004) bei der ZKB - mit drei Toten der damalige CEO zuerst
nicht auf Deck war, weil sich nur der internen Kommunikation gewidmet und
die Öffentlichkeitsarbeit seinem Kommunikationschef überlassen
hatte. Kommunikation ist bekanntlich immer Chefsache. Der Kapitän
gehört vor allem in heiklen Situationen auf die Brücke. Folgende
Regel muss von Unternehmen und Medien beachtet werden: Es gilt das
gesprochene Wort. Kritische Auseinandersetzungen gilt es zuzulassen.
Diego Yanez, Chefredaktor des Schweizer Fernsehens SRF, konnte
an Beispielen darlegen, dass bei Berichten immer beide Seiten
berücksichtigt werden müssen. Es gilt beide Positionen
genau anzuschauen. Viele Institutionen haben heute die Bedeutung der
Kontaktpflege mit Journalisten erkannt. Für die Fernsehschaffenden
gibt es dadurch zu viele Einladungen. Das Fernsehen schätzt es,
einen CEO persönlich kennen zu lernen - nicht erst wenn es brennt. Es
geht im Spannungsfeld "Jouarnalisten - unternehmen" um das gegenseitige
Vertrauen. Es wird geschätzt, wenn ein Mediensprecher auch hin steht,
wenn das Unternehmen verloren hat. Schönwetterkommunikation allein
genügt nicht.
Der Fall "Von der Bank Wegelin zu Notenstein" beschrieb
Dominique Meier
(Mediensprecherin. Notenstein Privatbank AG) mit vielen spannenden
Details. Diese persönlichen Erkenntnisse aus der turbulenten Phase
des Umbruchs fand bei den Anwesenden grosses Interesse. Vor allem die
Frage: Wie war es möglich, dass 100 Personen dicht halten konnten,
bis die Uebernahme perfekt war? Es gab nämlich erstaunlicherweise
bei den Mitarbeitenden keine Lecks!
Die Erkenntnisse Meiers aus dieser Extremsituation sind:
- Mitarbeiter müssen laufend orientiert und motiviert werden
- Die Geschäftsleitung ging gleichsam auf eine "Tour de Suisse". Sie
kontaktierte alle Niederlassungen in der ganzen Schweiz.
- Es mussten viele intensive Dialoge gepflegt werden. Gespräche:
Kundenberater mit Kunden
- Weil die Medien nur am Niedergang der Bank Wegelin interessiert waren
und nicht am Neuaufbau von Notenstein, musste ein klarer Schnitt gezogen
werden. Mit extensiver schneller Kommunikation wurde später der
Start auf allen Kanälen sauber mit klaren Botschaften lanciert:
"Von der ältesten zur jüngsten Privatbank der Schweiz!"
Der Nutzen der Erkenntnisse von erfahrenen Profis
ist für Kommunikationsverantwortliche gross. Jeder
Teilnehmer konnte seine Tätigkeit neu reflektieren. Bewährte
Grundsätze wurden bestätigt oder man wurde sich bewusst,
was beim eigenen Unternehmen geändert oder zusätzlich
neu erarbeitet werden muss. Das Forum im GDI bestätigte nicht
nur mir: Den Kommunikationsverantwortlicher ist Vieles bekannt und
sogar verinnerlicht. Doch genügt dieses Wissen allein nicht:
Die bewährten Erkenntnisse müssen in Krisensituationen auch
umgesetzt werden können. Dass Ueberraschungen und das Verhalten
in Krisensituationen regelmässig trainiert werden sollten, so wie
Piloten im Simulator richtig reagieren müssen, wenn beispielsweise
ein Triebwerk nur virtuell brennt - wurden den Teilnehmenden an dieser
Veranstaltung einmal mehr bewusst.
Eindrücke vom Communication Forum 2013, 21. Juni 2013 am GDI:
Mit Kathrin Amacker, Kommunikationschefin der SBB und
Urs Peter Naef, der Mediensprecher der Migros.