Die SVP-Sektion Luzern hat ein eigenes Web-TV aufgeschaltet. Auch in
anderen Kantonen denken SVP-Vertreter über solche Projekte nach.
Seit Mitte März sendet die SVP des
Kantons Luzern nun ein eigenes Webformat mit dem
nüchternen Namen SVP Luzern TV. Dies berichtet die
NZZ von heute. Gesendet wird aus der Wohnung des neu gewählten
Kantonalpräsidenten Franz Grüter in Eich, vor der Kamera
begrüsst der Luzerner SVP-Sekretär Anian Liebrand die
Zuschauer. Die wöchentliche Politsendung orientiert sich stark
am Vorbild von Christoph Blochers hauseigenem Webformat. Liebrand
bestätigt, dass Teleblocher der Idee eines eigenen Web-TV Pate
gestanden habe.
Auf der Website der SVP Luzern heisst es zum neuen Fernsehprojekt: "Wir
demonstrieren damit, dass die SVP eine moderne, zukunftsorientierte
Partei ist und der sich im Wandel befindenden Medienwelt Rechnung
trägt." Wöchentlich greifen die alternativen Fernsehmacher ein
aktuelles Thema auf, wobei Interviewer und Interviewter oft einer Meinung
sind - auch hier ganz nach dem Vorbild Teleblocher. So wurden etwa die
vor kurzem eingereichte Asylinitiative der SVP Luzern diskutiert oder
die Kommunikationsoffensive der eigenen Partei. Gestartet habe man das
Web-TV zunächst auf Youtube und dort laut Liebrand rund 570 Personen
erreicht. Ziel sei es, die eigenen Positionen ungefiltert an den Mann zu
bringen, denn das sei über die Medien nicht immer möglich. Zudem
erhoffen sich die Macher, so vor allem ein jüngeres Publikum zu
erreichen, als es über klassische Kanäle möglich wäre.
Die Kosten für den Sender lägen im vierstelligen Bereich,
schreibt die NZZ. Das ist, gemessen an der potentiellen Reichweite
einer solchen Internetsendung, sehr kostengünstig. Zudem kommt das
Format einigermassen professionell daher. Die beiden Macher Liebrand und
Grüter haben beide Erfahrungen im Kommunikationsbereich. Grüter
ist CEO und Verwaltungsratspräsident des Internetanbieters Green.ch,
Liebrand hat die Internetplattform Info8.ch aufgebaut, auf der vor allem
SVP-Vertreter ihre Positionen vertreten.
Auch bei anderen SVP-Sektionen hat das Projekt Interesse geweckt. Zum
Beispiel beim Aargauer SVP-Nationalrat Luzi Stamm: "Dieser Art
der Informationsvermittlung gehört die Zukunft", sagte er
gegenüber der NZZ. Und auch, dass er das Thema Web-TV an der
nächsten Geschäftsleitungssitzung aufgreifen werde. Ebenfalls
interessiert zeigte sich die SVP-Sektion aus der Zentralschweiz. Auch
die Parteizentrale in Bern beobachtet solche Initiativen mit Wohlwollen,
Pläne für ein schweizweites SVP-Fernsehen gebe es allerdings
keine.
Es ist wahrscheinlich, dass auch anderen Parteien eigene Kanäle
aufbauen werden. Jedenfalls sind sie jetzt im Zugzwang. Wenn die
verschiedensten Interessegruppen ihre eigenen Positionen im Netz
darlegen, so wäre dies für die politische Landschaft eine
Bereicherung. Die Stimmberechtigten könnten sich aus der Fülle
von "gefärben" Sichten, besser eine eigenen Meinung bilden. Ich habe
mir eine Sendung Luzerner SVP Internetfernsehens im You tube angeschaut.
Die Aufnahmequalität ist erstaunlich gut - Ausleuchtung und
Bildausschnitte wirken professionell. Laien Video Experimente haben einen
Haken. Sie können ohne professionelle Beratung und ohne seriöse
Vorbereitung -wie bei Marco Fischers (FdP) legendären Werbespot -
in die Hosen gehen. Wenn ein "Parteien TV" lanciert wird, darf man nicht
am falschen Ort sparen. Neue Projekte müssen professionell angegangen
werden. Beim Webauftritt der SVP Sektion Luzern stelle ich fest: Beim
Moderator gefällt mir die Fragetechnik. Er setzt einen Gedanken
und dann folgt die Anschlussfrage. Laien reden als Interviewer oft zu
lang und stellen Frageketten. Die Haltung finde ich unprofessionell. Die
Körperspannung fehlt. Der Moderator lehnt zurück und versinkt
im Polsterstuhl. Abschon die SVP mit dem Start zufrieden sein kann,
fehlt mir in diesem Interview die Stimulanz, das Spontane. Das Ganze
wirkt als Pflichtübung. Offensichtlich wurde der Interviewte - Franz
Grüter - gecoacht. Er versuchte wie ein Journalist im richtigen
Moment zur Kamera zu sprechen, um das Publikum direkt anzusprechen. In
dieser Hinsicht wurde er schlecht beraten. Dieser Einschub wirkte mir
zu aufgesetzt. Was bei dieser Sendung optimiert werden sollte: Das
Gespräch müsste zu einem natürlichen, persönlichen
Dialog entwickelt werden.