Obama scheint auf seiner Nahost Reise mehr erreicht zu haben, als man
geglaubt habe. Gute Planung und Fingerspitzengefühl war wichtig.
Obamas Rede wurde vor Studenten gemacht, nicht vor Politikern.
Spiegel::
Am Ende, beim Staatsbankett, war sein Lachen dann echt. Am Ende sass
Barack Obama zwischen Premier Benjamin Netanjahu und Staatschef Schimon
Peres, vor ihnen weisse Lilien und die Reste des Nachtischs, und der
US-Präsident zeigte nicht nur sein vielzahniges, schönes
Lächeln, er lachte wirklich. Rita, israelischer Superstar, geboren
in Teheran, sang "Yerushalayim shel zahav", Jerusalem in Gold, und der
neue amerikanische Aussenminister John Kerry hatte vertrauensvoll den Arm
um den Stuhl der neuen israelischen Justizministerin Zipi Livni gelegt.
Am Ende war Barack Obamas erster Besuch in Israel ein Erfolg. Und
zwar für ihn.
Als Tourist komme der US-Präsident ins Heilige Land, ohne Plan,
ohne Initiative, war ihm vorgeworfen worden. Von der Welt, von den
Palästinensern, aber auch von Israelis. Obama ist nicht als
Tourist gekommen, er kam mit einer Mission. Und diese Mission hat er
erfüllt, und zwar mit Bravour. Er hat die Herzen der Israelis
gewonnen. Ihr Misstrauen, ihre Skepsis ihm gegenüber dürfte
sich mit diesem Besuch deutlich verringert haben, in Teilen hat er es
schlicht verwandelt in: Begeisterung.
Und damit hat Obama erreicht, was er in Jerusalem vor allem erreichen
wollte: Er hat den eigenen Handlungsspielraum erweitert.
(...)
Vor allem aber hat er seine Botschaft überbracht, in einem schnöden
Kongresszentrum, und nicht etwa, wie gewünscht, in der Knesset, 100
Meter weiter. Statt zu Politikern zu sprechen, hat er sich Studenten
ausgesucht. Er hat das Richtige getan. Was hätte er auch ausrichten
sollen, im Halbrund der verhärteten Fronten, wo die Professionellen der
ewigselben Problematik seit Jahrzehnten mit denselben Argumenten
jonglieren.
Spiegel:
Israel werde sich auch weiterhin auf die USA verlassen können. Nur durch Verhandlungen
lasse sich dauerhaft Frieden zwischen Israel und den Palästinensern
schaffen, von dem jeder profitieren könne. Er beschrieb aber auch
sehr deutlich die Ungerechtigkeiten, denen Palästinenser ausgesetzt
seien, er beschwor die jungen Israelis, sich in die Lage der Nachbarn
hineinzuversetzen. Eine ungewöhnlich kritische Rede, für die
ihn Politiker später angriffen. Der Präsident setzte und hoffte,
demonstrativ und deutlich, auf die kommende Generation.
Alle klatschten, als Obama versicherte, Israel nach
Kräften weiterhin unterstützen zu wollen, als er Israel als
jüdischen Staat bezeichnete und die Hisbollah als eine terroristische
Organisation. Als er aber die israelischen Siedlungen in der Westbank
als ein Hauptproblem im Friedensprozess nannte, applaudierte zwar die
Mehrheit, einige hielten ihre Hände aber auch demonstrativ im Schoss.
"Ich bin froh, dass er gekommen bist", bilanzierte Noam Herzog, Student
der Jerusalemer Hebräischen Universität. "Es gibt zu viele
bei uns, die den Friedensprozess aufgegeben haben, die frustriert und
resigniert sind, dass sich etwas ändern wird. Und unsere neue
Regierung hat offenbar auch andere Prioritäten. Diese Rede hat die
Zwei-Staaten-Lösung zumindest wieder auf die Agenda gesetzt." Und
auch Roi Herman, 25, gewann dem Besuch etwas ab: "Ob sich diese
idealen Lösungen wie das Räumen von Siedlungen auch umsetzen
lassen, wird sich zeigen. Zumindest ist Obama für mich jetzt aber
glaubwürdiger, weil er selbst hier gewesen ist. Er kennt des Land
nicht mehr nur von der Landkarte."
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