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Anlässlich der Buchvernissage "Recherche
in der Praxis" von Catherine Boss und Dominique Strebel vom 27.11.12 im
Pressehaus Ringier in Zürich diskutierten unter Leitung von Hannes
Britschi, Susan Boos, Mona Fahmy, Dominique Strebel und Hansjürg
Zumstein über die derzeitige Situation des Recherchierens in unserer
Medienlandschaft.
Heute ist immer wieder von investigativem Journalismus die Rede.
Bei der Recherche wollen Journalisten die Informanten zum Reden bringen.
Er lernt diese Explorationstechniken in der Ausbildung.
Auf diese Techniken wurde an der Podiumsdiskussion nicht eingegangen.
Dafür wurden Erfahrungen und Ansichten der Profis
über ihr eigenen Recherchieren aus der Praxis beleuchtet. Beim
Hauptproblem der Recherche waren sich alle einig:
Es fehlt meist die Zeit, um gründlich zu recherchieren. Dennoch
müssten die Journalisten dem Recherchieren mehr Zeit geben. Leider
wird oft nicht zugewartet, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Bei
vielen Medien ist zwar das Bewusstsein fürs gründliche
Recherchieren geschaffen worden. Doch im Onlinebereich werden leider
Geschichten gerne ohne seriöse Klärung einfach übernommen.
Der Versuch, in online Artikeln Sachverhalte und Agenturmeldungen zu
vertiefen, gelingt vielen Anbietern nicht.
Wer Schritt für Schritt Neues anbieten will, ist heute gezwungen,
die Messlatte höher zu hängen, als es viele Onlineanbieter
machen. Der Druck nach neuen Geschichten ist dermassen gross,
dass Journalisten aus verständlichen Gründen versucht sind,
sogar Post aus einem Privatbriefkasten angeln (war beim Fall Leibacher
der Fall), um Beweismaterial zu präsentieren.
Der Moderator verstand es, die Erkenntnisse des Buches anhand konkreter
Beispiele (Kachelmann, Nef usw) zu veranschaulichen.
Quantitativ haben recherchierte Beiträge zugenommen, aber
nicht qualitativ. Es mangelt an der Vertiefung und Vernetzung der
unzähligen Versatzstücke in der Medienwelt.
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