Die israelische Armee lässt ferngesteuerte Autos an der Grenze
zum Gaza-Streifen patrouillieren. Die Maschinen sollen derzeit nur mit
Sensoren ausgerüstet sein - können aber jederzeit bewaffnet
werden. Damit wären sie die ersten einsatzfähigen fahrenden
Kampfroboter.
In manchen Kriegsgebieten werden inzwischen beinahe täglich Menschen
von ferngesteuerten Maschinen getötet: Fliegende Drohnen sind in
den vergangenen Jahren von einer Randerscheinung zur Standardwaffe
der US-Streitkräfte geworden. In Afghanistan haben sich die
unbemannten Kampfflugzeuge der Typen "Predator" und "Reaper" als so
effektiv erwiesen, dass eine Reihe weiterer Staaten bemüht ist,
sich bewaffnete Flugdrohnen zuzulegen - auch Deutschland.
Am Boden sind Kampfroboter dagegen noch eine Seltenheit. Doch
das dürfte sich demnächst ändern. Seit Jahren
entwickeln Rüstungskonzerne in aller Welt laufende und rollende
Waffenplattformen, die nur noch aus der Ferne von Menschen gesteuert
werden. In Israel ist seit kurzem ein Roboter dieser Art erstmals im
militärischen Einsatz angelangt: der "Guardium", der aussieht wie
eine Kreuzung aus einem Kleinwagen und einem Stealth-Kampfjet.
Die israelische Armee hat ihre Roboter-Initiative nach eigenen Angaben
bereits 2008 begonnen. Seitdem habe man den "Guardium" nach und nach in
den militärischen Alltag eingeführt. Die Drohne wird demnach
vor allem für autonome Patrouillen an der Grenze zum Gaza-Streifen
eingesetzt. Die israelische Armee prahlt bereits mit dem "Phantom
am Zaun".
(...)
Bemerkenswert: Unklar bleibt an dieser Stelle, ob in einem solchen
Szenario ein Mensch die Waffen auslösen würde oder nicht. Schon
der Alltagseinsatz eines ferngesteuerten bewaffneten Landroboters
wäre ein Novum. Eine Maschine aber, die automatisch Ziele erfassen
und selbst über Leben und Tod entscheiden könnte, wäre
für Kritiker eine Horrorvision.
Derzeit gelten solche vollautomatische Waffensysteme noch als
Zukunftsmusik. Doch ob sie wirklich noch 20 oder 30 Jahre entfernt sind,
wie manche Experten glauben, ist offen. So hat die südkoreanische
Armee schon 2006 im Irak den "Security Guard Robot" erprobt. Der SGR-1,
entwickelt von Samsung Techwin und der Korea University, ist mit einem
Maschinengewehr bewaffnet und soll in der Lage sein, Feinde automatisch
zu erkennen und zu bekämpfen. Ein martialisches Video wirbt für
seine Fähigkeiten.
Allerdings ist der Roboter in den bisherigen Versionen nicht
mobil. Als stationärer Wächter soll der SGR-1 bei
der extrem personalintensiven Überwachung der Grenze zu
Nordkorea helfen. Südkoreas Regierung hat nach Angaben des
Rüstungs-Informationsdiensts globalsecurity.org seit 2003 mehr als
eine Milliarde Dollar in das Programm gesteckt. 2010 wurde der SGR-1
erstmals an der demilitarisierten Zone erprobt.
(...)
Doch schon in naher Zukunft werde es technologisch möglich sein,
"Roboter zu bauen, die ohne direkte Autorisierung oder Kontrolle eines
Menschen töten können", warnte Uno-Sonderberichterstatter
Philip Alston 2010 in einem Report an die Generalversammlung der
Vereinten Nationen. Zwar sei manches an dieser Technologie "eindeutig
positiv" - etwa die Möglichkeit, Leben von Zivilisten und Soldaten
zu schonen. Doch dass Roboter tödliche Fähigkeiten bei
herabgesetzter menschlicher Kontrolle erlangen könnten, wecke
Bedenken, die "von Menschenrechtlern bisher fast vollkommen unbeachtet
geblieben sind".
Das immerhin scheint sich gerade zu ändern. Erst diese
Woche hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch einen Bericht
über die Killerroboter der Zukunft veröffentlicht. Ihr Votum:
Derartige Maschinen gehören verboten. Sie wären vermutlich
niemals in der Lage, schwierige Situationen richtig zu beurteilen und
Gewalt verhältnismässig einzusetzen. "Vollständig autonome
Roboter wären unfähig, humanitäre Standards einzuhalten",
heisst es in dem Bericht. Zudem seien wichtige Fragen ungeklärt -
etwa wer zu bestrafen wäre, wenn ein vollautomatischer Roboter ein
Kriegsverbrechen beginge.
Bei der israelischen Armee schreitet die Entwicklung derweil voran.
Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre werde man die nächste
Generation der Wachroboter erhalten, sagte IDF-Leutnant Hajbi. "Sie
wird noch grössere Fähigkeiten bieten, mehr Missionspakete,
eine grössere Plattform und für längere Zeiträume
operieren können." Die IDF werde das Roboter-Programm ausweiten:
"Das ist nur eine Frage der Zeit und des Geldes."
Eines der kommenden Modelle ist der "Avantguard", ebenfalls entwickelt
von G-NIUS. Er ist nach Angaben der Firma bereits von der israelischen
Armee erprobt und zertifiziert. Am Zweck der Maschine lässt der
Hersteller diesmal keinen Zweifel: Es handele sich um ein "Unmanned
Ground Combat Vehicle" (UGCV), ein unbemanntes Kampffahrzeug.
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