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www.rhetorik.ch aktuell: (27. Okt, 2012)

Blindorientierte Sprache

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Quelle: SF


Wer so spricht, dass der Zuhörer das Gehörte sieht, nutzt eine für Blinde optimisierte Sprache Die Zuhörenden können mit den Ohren die Schilderung sehen. Gute Schriftsteller schreiben so, dass wir der Leser die Bilder vor dem inneren Auge sehen kann. So hat Martin Suter im Buch "Die Zeit, die Zeit" dank seines filmischen Erzählstiles grossen Erfolg hat. Seine Sprache wird von passenden Verben getragen und konkrete Details werden nicht ausgeklammert. Ein Beispiel:

Dann deckte er den Tisch für zwei Personen, entkorkte eine Flasche Antinori, schenkte beide Gläser voll, nahm eines und begab sich wieder auf seinen Posten. Im Garten auf der anderen Gartenseite stand jetzt der alte Mann, der dort wohnte, mit einem Gartenschlauch neben einem der Apfelbäume und goss ihn mit weichem Strahl. Er hielt den Kopf gesenkt. Als benötige die Arbeit seine volle Konzentration. Er arbeitet oft im Garten. Mähte, schnitt, hackte, stach um, rechte, goss und pflanzte. Und verbrannte, trotz behördlichem Verbot seine Gartenabfälle. Das Wasser kochte wieder. Taler riss die Packung auf, schüttete die Spaghetti ins Wasser und rührte ein paar Mal um, damit sie nicht aneinanderklebten. Er stellte den timer auf acht Minuten. Beim Läuten des Timers schreckte er zusammen. Er ging zurück in die Küche, goss die Spaghetti ins Sieb und viel Olivenöl in den leeren Topf. Dann kippte er die Pasta zurück, goss noch mehr Olivenöl darüber, wendete sie ein paar Mal mit der Spaghettizange, schöpfte eine Portion in den Teller, tat Tomatensauce und geriebenen Parmesan dazu und setzte sich damit an den Esstisch im Wohnzimmer.
In der angewandten Rhetorik wird von den Zuhörern dieser filmische Erzählstil geschätzt. Er ist nicht langweilig, weckt die Aufmerksamkeit und ermöglicht Präsentationen ohne aufwändige zusätzliche Visualisierungen.

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