Obama hatte in der ersten Debatte verloren. Seine Umfragewerte gaben
um 4 Prozentpunkte nach. Des senkt den Erwartungsdruck.
Nach
New York Times sind Umfragewerte, die durch
News verursacht worden sind, auch schnell wieder ausgebügelt. Obama hat
also noch eine Chance. Wird er sie nutzen?
Quelle: New York Times
In dieser Town-Hall Debatte wirkte
Obama lockerer und angriffiger als Romney. Er kam vor allem in der Aussenpolitik besser
weg: als Romney behauptete, dass Obama lange gebraucht habe, um es einen Terrorattack
zu nennen konnte Obama darauf hinweisen, dass er im Rosengarten am Tag nach dem Angriff von
Terror gesprochen hatte. Die Moderatorin musste Romney belehren.
Eine ungeschickte Formulierung Romney's waren die
Mappen voller Frauen.
Die Wirtschaft war mit 2 Prozent Redezeit das wichtigste Thema. Dann kamen Aussenpolitik und
Steuern. Am Ende, die Energie und Einbürgerungsfragen.
[4.40 Uhr] Romney nutzt die Schlussfrage, um an seine
Biografie, seine Erfahrung in der Privatwirtschaft und seine Amtszeit
als Gouverneur zu erinnern. Merkwürdigerweise bringt er indirekt
jenes Thema auf, dass ihn vor einigen Wochen arg in Bedrängnis
brachte: Seine abschätzigen Äusserungen über 47
Prozent der Amerikaner. "Ich kümmere mich um 100 Prozent der
Amerikaner". Geschicktes Schlussstatement von Obama: Er spricht über
Fairness und Chancengleichheit und greift Romney ein letztes Mal an -
ausgerechnet für dessen umstrittene 47-Prozent-Äusserungen. "Ich
glaube, Romney ist ein netter Mensch", sagt er. "Aber er bezeichnete
47 Prozent der Amerikaner als Opfer - denken Sie, über wen er
da sprach." Romney sitzt auf seinem Stuhl und blickt etwas missmutig
drein. Er weiss: Er kann jetzt nicht mehr darauf antworten. "Vielen Dank
an Sie beide", verabschiedet CNN-Moderatorin Crowley die Kontrahenten.
[4.33 Uhr] Romney arbeitete sich wieder an der Wirtschafspolitik des
Präsidenten ab. Aber die Angriffe sind längst nicht so effektiv
wie vor zwei Wochen in Denver. Obama scheint zufrieden mit seinem
eigenen Auftritt. Während Romney attackiert, lächelt er in
die Kameras. Die Libyen-Frage hat den Republikaner verunsichert. Seine
ganze Körpersprache ist anders, demütiger. "Romney ist seit
der Libyen-Frage nicht mehr der gleich", twittert TV-Analyst Chuck Todd.
[4.28 Uhr] Den kurzen Aussenpolitik-Abstecher hat Romney nicht genutzt -
im Gegenteil. Obwohl die Obama-Administration in den vergangenen Tagen
wegen ihres Verhaltens nach der Libyen-Attacke verstärkt in die
Kritik geraten war, kann der Republikaner nicht punkten. Im Gegenteil: Er
muss sich verteidigen, dass er den Angriff damals politisch auszunutzen
versuchte. "Wie konnte Romney nur das Libyen-Thema verpatzen", twittert
die konservative Kommentatorin Laura Ingraham.
[4.20 Uhr] Romney verzettelt sich. Er wirft Obama vor, die Attacke in
Libyen erst nach 14 Tagen als einen "Terrorakt" bezeichnet zu haben.
Tatsächlich vertrat der Präsident damals bereits nach 24 Stunden
im Rosengarten des Weissen Hauses diese Einschätzung. "Holen Sie
sich das Protokoll", belehrt er Romney. Selbst CNN-Frau Crowley springt
Obama bei. Uups...
[4.15 Uhr] Und dann kommt das Thema doch noch: Libyen. Ein Zuschauer
fragt nach den Hintergründen der Attacke auf das US-Konsulat
in Benghasi. Interessant: Obama verändert seiner Stimmlage und
seinen Auftritt: Kurze Sätze, entschlossener Gesichtsausdruck,
subtile Gestik. Erstens habe er damals rasch sein Sicherheitsteam
zusammengerufen, zweitens detaillierte Aufklärung verlangt. "Wenn
Leute Amerikaner attackieren, werden wir sie verfolgen." Ich, der der
Commander in Chief - das ist die Botschaft.
[4.05 Uhr] Ist hier niemand an Aussenpolitik interessiert? Keine einzige
Frage dazu bisher. Stattdessen: Steuern, Wirtschaft, Arbeitslosigkeit.
Nicht schlecht für Romney, denn auf diesen Feldern ist Obama
angreifbarerer als in der Aussenpolitik.
[4.00 Uhr] Kurze Atempause: "Lauren? Laurreane?" Sowohl Obama als auch
Romney kriegen das mit dem Namen einer Fragerin nicht so recht hin. Die
wiederholt: "Lorraine." - "Ah, Lorraine", sagt Obama.
Hier hört Obama mal zu: Er sprach zur Hälfte knapp 20 Minuten,
Romney 17 Minuten.
[3.55 Uhr] Unangenehme Frage für Romney. Eine Zuschauerin will
wissen, ob ein Romney-Sieg nicht eine Widerauferstehung der Bush-Politik
bedeuten würde. Nein, sagt Romney und versucht, sich innenpolitisch
von dem Ex-Präsidenten abzusetzen. Obama greift das auf: "Es
gibt tatsächlich Unterschiede zwischen den beiden", sagt er. "Der
Gouverneur ist in manchen Dingen noch radikaler."
[3.47 Uhr] Die Hälfte des TV-Duells ist vorüber: Obama hat
ein wenig mehr Zeit benötigt für seine Antworten. Er sprach
bislang knapp 20 Minuten, Romney dagegen nur 17 Minuten.
[3.45 Uhr] Romney weiss: Er hat ein Problem mit weiblichen
Wählern. Jetzt hat er eine Chance, sie direkt anzusprechen. Was
er denn tun würde, um die Ungleichheiten zwischen Frauen
und Männern auf dem Arbeitsmarkt zu beseitigen, wird er
gefragt. "Wichtiges Thema", sagt er. Dann verweist er auf seine
Amtszeit als Gouverneur. Die war natürlich grossartig, was Frauen
angeht: Viele weibliche Führungskräfte in seinem Team, die
Einführung flexibler Arbeitszeiten. "Ich weiss, wie es geht." Obama
greift ihn umgehend an: Als Romney gefragt worden sei, ob er gesetzliche
Massnahmen zur finanziellen Gleichstellung von Männern und Frauen
unterstütze, sei dieser ausgewichen. "Das ist nicht die Haltung,
die Frauen brauchen." Punkt für Obama.
[3.40 Uhr] Die Präsidentschaftskandidatin der Grünen Partei in
den USA, Jill Stein, und ihre Stellvertreterin sind im Vorfeld des zweiten
TV-Duells festgenommen worden. Polizeiangaben zufolge versuchten Stein
und die Grünen-Vizepräsidentschaftskandidatin Cheri Honkala,
am Dienstag auf das Gelände der Hofstra University zu gelangen. Den
beiden Frauen wird Ruhestörung vorgeworfen.
[3.38 Uhr] Obama versucht eine einfache Rechnung aufzumachen: Romney =
teuer. Seine Steuerversprechen und seine geplanten Militärausgaben
kosteten etliche Milliarden, rechnet der Präsident vor. "Aber wenn
wir ihn fragen: Wie wollen Sie das finanzieren, hat er darauf keine
Antwort." Der verteidigt sich: "Wenn wir hier über unseriöse
Finanzierung sprechen: Wie sieht es denn mit dem fünf Billionen
Dollar Defizit aus, das dieser Präsident zu verantworten hat?"
[3.30 Uhr] Beide Kontrahenten geben sich bislang streitlustig. Obama
macht einen deutlich offensiveren Eindruck als vor zwei Wochen. Er
schreitet die Bühne während seiner Antworten auf und ab,
geht auf die Zuschauer zu, sticht mit dem Zeigefinger in die Luft,
spricht Romney direkt an. Der Republikaner gibt sich ähnlich
forsch, attackiert immer wieder die Politik des Amtsinhabers. "Sein
Schuldenberg wird zur Folge haben, dass Steuern erhöht werden",
sagt er in Richtung der Zuschauer.
[3.25 Uhr] Eine Zuschauerin verhaspelt sich bei ihrer Frage und muss auf
ihren Zettel schauen, was sie eigentlich von den beiden wissen wollte.
"Sie machen das toll", sagt Obama. Die Zuschauer kichern.
Angrifflustiger Romney: "Sagen Sie es doch. Ich habe eine einfache Frage
gestellt"Zur Grossansicht REUTERS
[3.20 Uhr] Unangenehme Situation für Obama: Romney knöpft
sich erneut die Energiepolitik des Präsidenten vor: Höhere
Benzinpreise, eine geringere Ölproduktion. "Stimmt nicht", sagt
Obama. "Na gut", so Romney, "dann sagen Sie doch mal, wie sich die
Ölproduktion in ihrer Amtszeit konkret entwickelt hat." Obama
drückt sich um eine klare Antwort, trifft eher allgemeinere
Aussagen. "Sagen Sie es doch. Ich habe eine einfache Frage gestellt",
hakt Romney nach. Obama scheint ein wenig irritiert.
[3.15 Uhr] Energiepolitik ist im Wahlkampf ein wichtiges Thema - so auch
im TV-Duell. Ein Zuschauer fragt die Kontrahenten nach ihren Plänen.
"Wir wollen weiter nach Öl bohren", sagt Obama "Aber wir müssen
auch nach Alternativen Ausschau halten." Dann stichelt er gegen Romney:
"Seine Politik ist: Lass die Energiekonzerne die Gesetze schreiben."
Romney wirft dem Präsidenten abermals eine verfehlte Politik vor
und bringt einige grosse Versprechen hervor: Mehr Ölbohrungen, mehr
Lizenzen, mehr Industriejobs, mehr Energieunabhängigkeit. "Lassen
Sie uns unsere eigenen Energievorteile nutzen."
[3.12 Uhr] Es geht gleich forsch los, beide Kontrahenten reiten
erste Attacken. "Die Politik des Präsidenten hat das Land nicht
zurück in die Erfolgsspur gebracht", sagt Romney. Darauf Obama:
"Romney hat keinen Fünfpunkte-Plan, er hat einen Einpunkteplan:
Die Reichen kriegen Steuererleichterungen."
[3.06 Uhr] Ein Student stellt die erste Frage: Wie er nach seinem
Uniabschluss finanziell auf die Beine kommen werde, wo er doch so
viel Schulden angehäuft haben dürfte? Darauf Romney: "Das
wichtigste ist: Sie müssen einen Job bekommen, sobald Sie aus der
Uni kommen." Obama bedient ebenfalls das Job-Argument: "Wir müssen
nicht nur Jobs schaffen. Wir müssen vor allem Jobs schaffen, die
gut bezahlt sind."
[3.02 Uhr] Die TV-Debatte startet, beide Kontrahenten betreten das
Fernsehstudio, schütteln sich freundlich die Hand, winken ins
Publikum. Romney darf die erste Frage beantworten. CNN-Moderatorin
Crowley erklärt nochmal die Regeln: Obama und Romney haben jeweils
zwei Minuten Zeit, um auf die Fragen zu antworten.
[2.55 Uhr] Es ist ein bisschen wie im Flugzeug: CNN-Moderatorin Candy
Crowley tritt auf die rote Bühne und ermahnt die Zuschauer, ihre
technischen Geräte auszustellen. "Es wird sicher ein grosser Abend",
sagt sie. "Sie sitzen in der ersten Reihe der Geschichte."
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[2.40 Uhr] Die Bedingungen sind anders als vor zwei Wochen:
Die Kontrahenten treffen in einem sogenannten "Town Hall"-Format
aufeinander. Im Studio sitzen 80 unentschlossene Wähler, aus deren
Reihen etwa 15 Fragen gesammelt werden, die Obama und Romney beantworten
müssen. Thematisch wird es um Innen- wie auch um Aussenpolitik gehen,
moderiert wird das Duell von CNN-Frau Candy Crowley. Experten glauben,
dass das Format Obama eher liegt als Romney, der im direkten Umgang mit
Wählern mitunter seine Probleme hat.
[2.30 Uhr] Obamas Tag heute, in einem Hotel in Hempstead auf Long Island
unweit von New York, in der Nähe des Debatten-Schauplatzes an der
Hoefstra University: Sport am Vormittag, dann 45 Minuten Trainingsession
für die Debatte, Nudeln mit Hühnchen zum Lunch, noch einmal
eine Stunde Probe am Nachmittag, dann Relaxen mit Freunden, schliesslich
Dinner mit der First Lady, es gab Steak und Kartoffeln. Über Romneys
Tag weiss man nichts genaues, nur dass er im Moment schon Backstage im
Kreise der Familie sitzt, mit Ann Romney und diversen Söhnen. Obama
ist soeben ebenfalls an der University eingetroffen.
[2.25 Uhr] 20.25 Uhr in New York, 2.25 Uhr in Hamburg: Herzlich Willkommen
zu unserem Liveticker! In einer halben Stunde beginnt das zweite direkte
TV-Duell zwischen Barack Obama und Mitt Romney. Lustlos und müde
hatte sich Obama im ersten Treffen gegen den Herausforderer Anfang Oktober
präsentiert. Jetzt will der Präsident alles besser machen und
"leidenschaftlich" für seine Wiederwahl werben. Das versicherte das
Lager des Demokraten kurz vor der mit Hochspannung erwarteten Debatte
der Kandidaten an der Hofstra University in Hempstead im Bundesstaat
New York. Man darf gespannt sein, wer am Ende bei den US-Wählern
besser ankommt.
Nachtrag vom 18. Oktober:
Beide Akteure haben immer wieder mit gestrecktem Zeigefinger Attacken
oder Korrekturen unterstrichen. Schon bei der ersten Debatte hatte die
New York Times die nichtverbale Sprache von Romney und Obama im
Video aufgezeigt. Sami Molcho interpretierte die
Zeigefingerhand als Pistole. Sie wirkt
belehrend. Es lohnt sich deshalb, sich diese Geste abzugewöhnen.
Nonverbale Signale mit der Hand hatten auch bei
Hitzfeld grosse Folgen.