
Es rumort weiter hinter den Bankmauern der UBS. Am Samstag hat der
"Tages-Anzeiger" über einen möglichen Abbau von bis zu 10 000
Jobs berichtet.
Noch gleichentags wendet sich UBS-Chef
Sergio Ermotti
laut Sonntagspresse schriftlich an die weltweit 63'500 Mitarbeitenden.
Der emotional aufgeladene Brief hat es in sich: Er sei "persönlich
enttäuscht" über Leute in der Bank, die zu solchen Spekulationen
beitragen, schreibt Ermotti. Diese Mitarbeitenden würden
"unverantwortlich oder lediglich in ihrem eigenen Interesse handeln".
Wenig Verständnis für diesen schriftlichen Ausbruch zeigt
Kommunikationsexperte Marcus Knill. Ermotti gebare sich, als ob alle
Mitarbeiter einen anonymen Brief an die Presse versandt hätten. "Er
lässt seinen Frust heraus und leert Pech über die Belegschaft
als Ganzes, anstatt erst nach dem Ursprung des Informationslecks zu
suchen."
Eine solch überstürzte Reaktion sei erfahrungsgemäss
meist ein Zeichen für den grossen Druck, unter dem ein CEO stehe und
mache zudem bewusst, dass ein Chef nicht gelernt habe, mit unangenehmen
Überraschungen umzugehen. "Es könnte auch ein Indiz für
interne Probleme sein", so Knill.
Strategisch sei der Brief zudem ein schlechter Zug. "So könnte
Ermotti den Rückhalt seiner Mitarbeitenden vollends verlieren und
einen irreparablen Schaden anrichten." Das UBS-Personal werde zu Recht
"stocksauer" sein.
Wie viel am "Tages-Anzeiger"-Bericht über den massiven Stellenabbau
dran ist, lässt der UBS-Chef in seinem Schreiben offen. Die
"Überprüfung der Geschäftsbereiche" sei noch nicht ganz
abgeschlossen. "Endgültige Entscheidungen wurden somit noch nicht
gefällt", schreibt Ermotti und bittet die Mitarbeiter, sich nicht
von den Artikeln und Nachrichten in den Medien ablenken zu lassen.
Kommentieren wolle er Spekulationen grundsätzlich nicht - "ganz egal,
ob sie falsch sind oder auch wahre Elemente enthalten".
Laut dem Zeitungsbericht soll das UBS-Jahresbudget allein in der
Informatik von heute 3,6 Milliarden auf 2,35 Milliarden Franken im Jahr
2015 gesenkt werden. Damit müssten von den 8200 Arbeitsplätzen
über 2000 weggespart werden, rechnet der "Tages-Anzeiger" vor. In
der Schweiz würden gegen 1000 IT-Jobs auf der Kippe stehen.