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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Okt, 2012)

Ermottis emotionaler Brief

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Es rumort weiter hinter den Bankmauern der UBS. Am Samstag hat der "Tages-Anzeiger" über einen möglichen Abbau von bis zu 10 000 Jobs berichtet. Noch gleichentags wendet sich UBS-Chef Sergio Ermotti laut Sonntagspresse schriftlich an die weltweit 63'500 Mitarbeitenden. Der emotional aufgeladene Brief hat es in sich: Er sei "persönlich enttäuscht" über Leute in der Bank, die zu solchen Spekulationen beitragen, schreibt Ermotti. Diese Mitarbeitenden würden "unverantwortlich oder lediglich in ihrem eigenen Interesse handeln". Wenig Verständnis für diesen schriftlichen Ausbruch zeigt Kommunikationsexperte Marcus Knill. Ermotti gebare sich, als ob alle Mitarbeiter einen anonymen Brief an die Presse versandt hätten. "Er lässt seinen Frust heraus und leert Pech über die Belegschaft als Ganzes, anstatt erst nach dem Ursprung des Informationslecks zu suchen." Eine solch überstürzte Reaktion sei erfahrungsgemäss meist ein Zeichen für den grossen Druck, unter dem ein CEO stehe und mache zudem bewusst, dass ein Chef nicht gelernt habe, mit unangenehmen Überraschungen umzugehen. "Es könnte auch ein Indiz für interne Probleme sein", so Knill. Strategisch sei der Brief zudem ein schlechter Zug. "So könnte Ermotti den Rückhalt seiner Mitarbeitenden vollends verlieren und einen irreparablen Schaden anrichten." Das UBS-Personal werde zu Recht "stocksauer" sein. Wie viel am "Tages-Anzeiger"-Bericht über den massiven Stellenabbau dran ist, lässt der UBS-Chef in seinem Schreiben offen. Die "Überprüfung der Geschäftsbereiche" sei noch nicht ganz abgeschlossen. "Endgültige Entscheidungen wurden somit noch nicht gefällt", schreibt Ermotti und bittet die Mitarbeiter, sich nicht von den Artikeln und Nachrichten in den Medien ablenken zu lassen. Kommentieren wolle er Spekulationen grundsätzlich nicht - "ganz egal, ob sie falsch sind oder auch wahre Elemente enthalten". Laut dem Zeitungsbericht soll das UBS-Jahresbudget allein in der Informatik von heute 3,6 Milliarden auf 2,35 Milliarden Franken im Jahr 2015 gesenkt werden. Damit müssten von den 8200 Arbeitsplätzen über 2000 weggespart werden, rechnet der "Tages-Anzeiger" vor. In der Schweiz würden gegen 1000 IT-Jobs auf der Kippe stehen.

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