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www.rhetorik.ch aktuell: (22c. Sep, 2012)

Erich Hess im Fernsehen

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Blick:
Gegen drei Millionen Deutsche schauten am Freitagabend zu, wie sich JSVP-Präsident Erich Hess zum Affen macht. Vier Minuten dauert der naive Auftritt des Berner Grossrats in der Satire-Sendung "heute Show" auf ZDF. In holprigem Hochdeutsch betet er das SVP-Programm runter, winkt und grinst auf Befehl in die Kamera, wiederholt dauernd seinen Namen und rät den Deutschen: "Schaut euren Politiker besser auf die Finger!" Währendem schiebt sich der Reporter den Kugelschreiber in die Nase, verschwindet aufs WC, um dann hinter Hess' Rücken sexuelle Hand- und Mundakrobatik zu vollbringen. Hess realisiert - es ist kaum zu glauben - nicht, dass dies kein ernsthaftes Interview ist. Zu SonntagsBlick sagt er: "Mir ist schon aufgefallen, dass es ein bisschen ein komisches Reporterteam ist." Er habe aber gedacht, "es sind halt Deutsche".
Nachtrag vom 25. September, 2012 Heute nimmt Hess im Blick Stellung zu seiner Lachnummer im deutschen Fernsehen. Seine Schilderung verdeutlicht allen Mediennutzern einmal mehr, wie wichtig die Schulung im Umgang mit Medien ist. Der Journalist hatte mit Hess ein leichtes Spiel, weil er die primitivsten Gundregeln nicht kannte. Vor jedem Interview werden normalerweise die Spielregeln besprochen und professionelle Journalisten halten sich daran. Hess hätte unbedingt auf das Recht (auf das eigene Bild und die eigene Stimme) pochen müssen. Hätte er sich professionell schulen lassen, wäre er auf den Trick "Schauen Sie in die Kamera" nicht hereingefallen. In einem Interview spricht der Interviewte stets mit dem Interviewer. Dann sieht er auch allfällige bösartige Spiele (wie: Auf die Uhr schauen, gelangweilt wegblicken, den Kugelschreiber in die Nase stossen usw.). Zur Entlastung des "verarschten" Politikers muss heute gesagt werden. Auch Profis könnte man böswillig in die Pfanne hauen, indem man sie 10 Mal banale Sequenzen wiederholen lässt und nachher auch das sendet, was zu den Vorgesprächen und Organisationsanordnungen gehört. Die Journalisten hätten zudem die Aufnahmen von Hess absegnen lassen müssen, so wie es auch bei der Versteckten Kamera der Fall ist. Der Film ist zwar ein Hingucker. Er amüsiert zwangsläufig das Publikum, weil die Zuschauer solche grotesken Szenen schadenfreudig geniessen. Anderseits ist das Video kein Produkt, welches das Ranking der Journalisten aufwertet. Im Gegenteil: In unseren Seminaren werden jene, die den Film gesehen haben, den Journalisten gegenüber eine noch skeptischere Haltung einnehmen, als sie es ohnehin schon haben. Das widerspricht unserem dialogischen Ansatz.
Aus dem Blick:
Ab Freitagabend habe er zahlreiche Rückmeldungen zu seinem Auftritt in der "Heute-Show" des ZDF erhalten. Die meisten davon seien freundlich und aufmunternd gewesen, einige beleidigend. "Aber das bin ich mich gewohnt", sagt der Berner. Sein Auftritt beim ZDF sorgte für viele Lacher in Deutschland un der Schweiz. Nach Strich und Faden wurde der JSVP-Präsident vom Satire-Magazin aufs Glatteis geführt. Im Blick.ch-Video-Interview erklärt er im Detail, wieso er darauf reinfiel. Und fügt an: "Die deutschen "Journalisten" stellten mir noch mehr Fallen, doch da habe ich den Köder nicht geschluckt."

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