Causa Moergeli
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Die "Causa Mörgeli" hat die Schweizer Medien die letzten Tage schwer
beschäftigt. Die Strategie der Konfrontation und der über die Medien
ausgetragene Streit hat sich für Mörgeli nicht bewährt. Er ist
von der Uni Zürich entlassen worden. Aus
20 Min:
Die Affäre um die Entlassung von Christoph Mörgeli als Leiter
des Medizinhistorischen Museums nahm ihren Anfang am 11. September
2012. An diesem Tag machte der "Tages-Anzeiger" die Vorwürfe
von Flurin Condrau, Leiter des Medizinhistorischen Instituts der Uni
Zürich, gegen "seinen" Museumsdirektor publik.
Genau zehn Tage später orientierte Andreas Fischer, Rektor der
Uni Zürich, an einer Medienkonferenz über die Entlassung von
Christoph Mörgeli. Zwischenzeitlich war es manchmal schwierig, den
Überblick zu behalten. Es ging um Christoph Mörgelis Akzeptanz
bei Fachkollegen, um nie gehaltene Vorlesungen und um Details in der
Zürcher Beamtengesetzgebung.
Of der Politiker ohne mediale Schlammschlacht den Job behalten hätte.
Der Tagesanzeiger spekuliert.
Nach "medial ausgetragenen Konflikten und schweren Vorwürfen"
von Mörgeli sei das Vertrauensverhältnis unwiederbringlich
zerstört, sagte Andreas Fischer, Rektor der Universität
Zürich vor den Medien. Mörgeli habe die Loyalitätspflicht
verletzt, eine Rückkehr ins Museum sei undenkbar.
Deshalb erfolge die sofortige Freistellung, sagte Fischer weiter.
Hauptursache für die Kündigung ist jedoch die von der
Universität als ungenügend eingestufte Arbeitsleistung von
Mörgeli als Kurator.
Aus der Luzerner Zeitung vom 22. September, 2012
Nachtrag vom 24. September, 2012:
Bei dieser Auseinandersetzung wurden Grundsätze der Krisenkommunikation missachtet.
Die Universität Zürich entliess Mörgeli
an einer Medienkonferenz fristlos. Bei dieser medial gross aufgemachten
Auseinandersetzung haben sich beide Akteure hinsichtlich Kommunikation
happige Fehler zu Schulden kommen lassen. Beide kommunizierten ungeschickt.
Weil die Uni Zürich erst 10 Tage nach dem Tagesanzeigerartikel
informierte, waren Indiskretionen, Vermutungen und Spekulationen die Folge.
Aus Gründen des Persönlichkeitsrechtes hätte
das Mitarbeitergespräch erste Priorität gehabt. Dass
von Uni - Mitarbeitern interne Informationen den Medien zugespielt wurden,
war eine Panne, die eigentlich geahndet werden müsste.
Der Auftritt der Bildungsdirektorin als vorgesetzte Stelle war hernach
deplatziert. Regierungsrätin Regine Aeppli hätte darauf hinweisen
müssen, dass es in dieser Phase an der Universität sei, den
Fall zu klären. Als übergeordnete Instanz darf man nicht sofort
eingreifen. Aepplis Medienaussage wirkte unkoordiniert und stimmte
mit den Fakten nicht in allen Punkten überein.
Es war ein Schnellschuss, der nachher korrigiert werden musste.
Auch Christoph Mörgeli handelte unbedacht. Unter Druck
informierte auch er zu selektiv, zu ungenau. Er verschwieg zuerst,
dass er bereits in einem Mitarbeitgespräch kritisiert worden
war. Er musste nachträglich ebenfalls Aussagen präzisieren
und der Öffentlichkeit klar machen, dass er erst über die Medien
den Bericht der vorgesetzten Stelle erhalten habe. Mörgeli verlor
die Nerven, anstatt eine Denkpause einzuschalten. Sein Kapitalfehler war, dass
er die Universität mit Schmutz bewarf.
Es fehlte ihm jegliche selbstkritische Haltung. Er stellte sich nur als
Opfer dar. Dass auch politische Motive mitspielen könnten, zeigten
sich erst angebliche interne Aktennotizen. Mörgeli informierte
zu diffus und verstiess gegen die Krisenkommunikationsregel:
"Alles was Du sagst, muss wahr sein. Aber Du musst nicht immer alles
sagen, was wahr ist." Der vorschnelle Beizug eines Anwaltes führte
zu unnötigen Schlagzeilen. Auch das Eingreifen der SVP - mit
Blocher und Brunner - schadeten dem Kritisierten. Die Entlassung
erfolgte vor allem durch das fragwürdige Verhalten während
der Krisensituation.
Die Geschichte ist noch nicht fertig. Jetzt sind die Juristen am Drücker.