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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Aug, 2012)

Neil Armstrong und die Mondlandung

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Neil Armstrong hat am 21. Juli 2969 als erster Mensch den Mond betreten. Seine Worte "That's one small step for man, one giant leap for mankind" sind berühmte Worte geworden. Die Mondlandung war auch medienmässig ein Grossereignis. Noch nie hatten so viele Leute gleichzeitig ein Erreignis gemeinsam verfolgt. Schweizer Fersehen. Der Spiegel:
Ob Armstrong den entscheidenden Artikel "a" im Eifer des Gefechts verschluckt, oder ob er den Tücken der Übertragungstechnik zum Opfer fällt, wird sich nie abschliessend klären lassen. Um die Bedeutung der Mondlandung zu würdigen, spielt diese Frage auch keine Rolle. Mit beinah kaltblütiger Gelassenheit hat der Kommandant die Mondlandefähre von "Apollo 11" per Hand im Meer der Ruhe zum Aufsetzen gebracht. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass der Autopilot die "Eagle" zwischen gefährliche Felsen dirigieren wollte. Auch sind Armstrong und sein Kollege Buzz Aldrin nur knapp an einem Absturz aus Treibstoffmangel vorbeigeschrammt. Eine Rede, die Präsident Richard Nixon im Falle eines Scheiterns der Mission halten würde, liegt ohnehin in Washington bereit. Doch mit der geglückten Landung ist das Manuskript überholt. Und Armstrongs Auftritt als veritabler Ausserirdischer elektrisiert den Planeten: Es ist das erste Mal, dass ein Mensch einen anderen Himmelskörper betritt. (...) Gut 43 Jahre sind seit der historischen Landung vergangen. Nun ist Neil Armstrong 82-jährig verstorben. Nach Angaben seiner Familie waren Komplikationen nach einer Bypass-Operation Anfang des Monats Schuld. "Neil war einer der grössten amerikanischen Helden - nicht nur in seiner Zeit, sondern aller Zeiten", erklärte US-Präsident Barack Obama am Samstag, nachdem er die Todesnachricht erhalten hatte. Doch in Wahrheit wollte Armstrong gar kein Held sein. Oder bestenfalls ein "unwilliger", wie es seine Familie in der Todesnachricht formulierte. Freilich, nach der Rückkehr zur Erde waren Armstrong, Aldrin und Michael Collins, der im Mondorbit verblieben war, frenetisch bejubelt worden. In mehr als 20 Staaten machten die Mondfahrer Höflichkeitsbesuche, sogar in der Sowjetunion. Doch wie deren Vorzeige-Flieger Jurij Gagarin war auch Armstrong nach seiner Landung kein Mann der grossen Worte. Er wurde es trotz einiger Werbeauftritte, Reden und Interviews auch später nicht. Armstrong war dabei keineswegs menschenscheu. Wer Aufzeichnungen seiner raren Interviews sieht, kann sich auch nach seinem Tod davon überzeugen. Andererseits wollte er aber auch nicht als Sensation herumgezeigt werden. Er habe kein Problem mit Aufmerksamkeit, er verdiene sie nur nicht, sagte er dem Fernsehsender CBS. Nur durch äussere Umstände sei er der erste Mensch auf dem Mond gewesen. Das habe niemand so geplant. Armstrong trat in solchen Gesprächen immer freundlich auf - und alles andere als unzugänglich. Doch konnte er es nicht leiden, wenn mit seinem Namen Geld gemacht wurde. Also schrieb er irgendwann keine Autogramme mehr und verklagte seinen Friseur, als der einige Astronautenhaare für gutes Geld verscherbelte.
Das Weisse Haus war für ein Debakel vorbereitet:
Der geheime Nachruf auf die "Apollo 11"-Crew offenbart, welches Drama sich nicht nur auf den Bildschirmen abspielte, über die die ersten Schritte Armstrongs im Mare Tranquillitatis, dem Meer der Ruhe, live und schwarzweiss flimmerten. Sondern auch hinter den Kulissen, wo mit dem Schlimmsten gerechnet wurde. Wäre es Armstrong und Aldrin nicht gelungen, vom Mond zur "Apollo 11" zurückzukehren, hätten sie sich selbst überlassen werden sollen - zum Sterben in galaktischer Funkstille. Es waren die Nixon-Berater H.R. Haldeman und Peter Flanigan, die dieses makabre Szenario im Detail festklopften. Sie reagierten damit auf eine Empfehlung von Nixons Redenschreiber William Safire. Der wurde, als er über Nixons Lobrede für "Apollo 11" sass, seinerseits vom Ex-Astronauten Frank Borman, dem Nasa-Verbindungsmann zum Weissen Haus, auf ein mögliches Worst-Case-Szenario hingewiesen. Erst lange, nachdem er als Kolumnist zur "New York Times" gewechselt war, offenbarte Safire die warnenden Worte Bormans: "Du überlegst dir besser eine alternative Stellungnahme des Präsidenten, falls es ein Missgeschick gibt." Also schickte Safire den Chefplanern zwei Tage nach dem Start von "Apollo 11" und zwei Tage vor der Mondlandung ein getipptes, vierseitiges Memo mit der ominösen Überschrift: "Für den Fall eines Mond-Desasters." Darin schlug er folgendes Protokoll vor: Bei einem Unglück solle Nixon erst die "Witwen in spe anrufen", um ihnen "das aufrichtigste Beileid einer tieftraurigen Nation" zu übermitteln, und dann eine Rede an diese Nation selbst halten. Anschliessend hätte Nasa die Kommunikation mit den gestrandeten Männern gekappt und einen Priester mit einer Art modifizierten Seebestattung beauftragt, um die Seelen der Astronauten "den tiefsten Tiefen" anzuvertrauen - gefolgt vom Vaterunser. Die ungenutzte Rede, die Safire für Nixon entwarf, umfasst 233 schicksalsschwangere Worte. "Diese tapferen Männer, Neil Armstrong und Buzz Aldrin, wissen, dass keine Hoffnung auf ihre Rettung besteht", hätte der Präsident gesagt, die Mondgestrandeten noch im Präsens würdigend. "Doch sie wissen auch, dass in ihrem Opfer Hoffnung für die Menschheit liegt." Drei Jahrzehnte lang war Nixons Backup-Rede "top secret", versteckt vor den Augen der Welt in den Privatpapieren des Präsidenten im US-Nationalarchiv. Erst zum 30. Jahrestag 1999 grub sie Jim Mann aus, ein Reporter der "Los Angeles Times". "Die Geschichte einer Tragödie, die keine war", betitelte er seinen Bericht. Dann verschwanden die Papiere wieder in der Versenkung - bis heute. (...)
Hier die nichtgehaltene Rede, die im Falle eines Scheiterns des Raumfahrtabenteuers mit Armstrong und Aldrin im Juli 1969 von Nixon gehalten worden wäre:

"Das Schicksal hat bestimmt, dass die Männer, die zum Mond flogen, um dort in Frieden zu forschen, auf dem Mond bleiben werden, um dort in Frieden zu ruhen.

Diese tapferen Männer, Neil Armstrong und Buzz Aldrin, wissen, dass keine Hoffnung auf ihre Rettung besteht. Doch sie wissen auch, dass in ihrem Opfer Hoffnung für die Menschheit liegt. Diese zwei Männer geben ihr Leben für das nobelste Ziel der Menschheit: die Suche nach Wahrheit und Verstehen.

Sie werden von ihren Familien und Freunden betrauert werden; sie werden von ihrer Nation betrauert werden; sie werden von den Menschen der Welt betrauert werden; sie werden von einer Mutter Erde betrauert werden, die es wagte, zwei ihrer Söhne ins Unbekannte zu entsenden.

Mit ihrer Erkundung bewegten sie die Menschen der Welt, sich als eins zu fühlen; mit ihrem Opfer schweissen sie den Bund der Menschen noch enger zusammen.

In alten Zeiten schauten die Menschen nach den Sternen und sahen Helden in den Konstellationen. In modernen Zeit tun wir es ähnlich, doch unsere Helden sind epische Männer aus Fleisch und Blut. Andere werden folgen und sicher ihren Weg heimfinden. Dem Menschen wird die Suche nicht versagt bleiben. Aber diese Männer waren die ersten, und sie werden zuvorderst in unseren Herzen bleiben.

Jeder Mensch, der in künftigen Nächten zum Mond aufschaut, wird wissen, dass es einen Winkel einer anderen Welt gibt, der für immer zur Menschheit gehört.



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