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www.rhetorik.ch aktuell: (22. Aug, 2012)

Amateurrestauration Glosse

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Der Spiegel:

Nicht ganz so, wie's vorher war... aber so ähnlich: Wenn man das Bild sieht, wirkt es auf den ersten Blick wie eine Zeitungsente - so extrem verpatzt ist das Fresko. Doch die missratene Restaurierung einer kirchlichen Wandmalerei in der spanischen Ortschaft Borja bei Zaragoza ist offenbar kein verspäteter Aprilscherz. Was als kleine Ausbesserung des dortigen Werks "Ecce Homo" begann, endete laut einem Bericht der spanischen Zeitung "El País" in der Zerstörung des Abbilds Christi. Die Urheberin der künstlerischen Katastrophe ist eine Frau in ihren Achtzigern, die in der Nachbarschaft der Kirche wohnt, berichtet das Blatt. Sie nahm spontan einen Pinsel zur Hand, um die beschädigte Wandmalerei auszubessern, offenbar "in guter Absicht", wie die Kulturbeauftragte des Kirchenrats mitteilte, und "ohne um Erlaubnis zu fragen". Später habe sich die alte Dame bei der örtlichen Kulturbehörde gemeldet, um ihre ungewollte Patzerei zu beichten. Inzwischen wurden "El País" zufolge Experten mit der Rettung des Werks aus dem 19. Jahrhundert beauftragt. Die Malerei "Ecce homo" wird dem Künstler Elías García Martínez zugeschrieben. Laut der spanischen Nachrichtenagentur EFE werde sich die Wiederherstellung des Bildes allerdings überaus schwierig gestalten. Wie die Kulturbehörde erklärte, sei das Werk "schwer beschädigt". Die Christusmalerei sieht jetzt ein bisschen so aus wie ein Monchichi, jene kleinen Äffchen, die in den achtziger Jahren fast jedes deutsche Kinderzimmer zierten. Die Amateur-Restauratorin von Borja sieht sich derweil Parodien und Karikaturen ausgesetzt. Die Patzerei der alten Dame ist offenbar zu einem der meistkommentierten Ereignisse des spanischen Mediensommers geworden. Es existiert beispielsweise bereits eine spanischsprachige Facebookgruppe mit dem Namen "Damen, die den Christus von Borja restaurieren" ("Señoras que restauran Cristos de Borja"), auch im Kurznachrichtendienst Twitter wird das Thema "Ecce homo" vielfach diskutiert.
Nachtrag vom 24. August: Die Geschichte, die zuerst auf Seiten wie "reddit" erschienen ist, ist nun auf praktisch allen Medien gebracht worden. Der Medienrummel könnte das spanische Dorf Borja zu einem Kultort machen, denn jederman will jetzt die Zeichnung sehen. Die Geschichte könnte auch längerfristig der Stadt helfen. Denn Touristen kann die Geschichte von der misslungenen Restauration gezeigt werden. Auch die Umbenennung von "Ecce Homo" (seht her, dieser Mensch) zu "Ecco Mono" (seht her, dieser Affe) passt.

20 Min Beitrag.
Nachtrag vom 26. August: Die Vermutung hat sich bestätigt. Das verschandelte Jesus-Fresko machte Borja berühmt. Die Stadt erlebt in diesen Tagen einen aussergewöhnlichen Touristenboom. Hunderte Menschen bewunderten die kirchliche Wandmalerei am Wochenende.

Spiegel

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