Nicht ganz so, wie's vorher war... aber so ähnlich: Wenn man
das Bild sieht, wirkt es auf den ersten Blick wie eine Zeitungsente -
so extrem verpatzt ist das Fresko. Doch die missratene Restaurierung
einer kirchlichen Wandmalerei in der spanischen Ortschaft Borja bei
Zaragoza ist offenbar kein verspäteter Aprilscherz. Was als kleine
Ausbesserung des dortigen Werks "Ecce Homo" begann, endete laut einem
Bericht der spanischen Zeitung "El País" in der Zerstörung
des Abbilds Christi.
Die Urheberin der künstlerischen Katastrophe ist eine Frau in ihren
Achtzigern, die in der Nachbarschaft der Kirche wohnt, berichtet das
Blatt. Sie nahm spontan einen Pinsel zur Hand, um die beschädigte
Wandmalerei auszubessern, offenbar "in guter Absicht", wie die
Kulturbeauftragte des Kirchenrats mitteilte, und "ohne um Erlaubnis
zu fragen". Später habe sich die alte Dame bei der örtlichen
Kulturbehörde gemeldet, um ihre ungewollte Patzerei zu beichten.
Inzwischen wurden "El País" zufolge Experten mit der Rettung
des Werks aus dem 19. Jahrhundert beauftragt. Die Malerei "Ecce homo"
wird dem Künstler Elías García Martínez
zugeschrieben. Laut der spanischen Nachrichtenagentur EFE werde sich
die Wiederherstellung des Bildes allerdings überaus schwierig
gestalten. Wie die Kulturbehörde erklärte, sei das Werk
"schwer beschädigt". Die Christusmalerei sieht jetzt ein bisschen
so aus wie ein Monchichi, jene kleinen Äffchen, die in den achtziger
Jahren fast jedes deutsche Kinderzimmer zierten.
Die Amateur-Restauratorin von Borja sieht sich derweil Parodien und
Karikaturen ausgesetzt. Die Patzerei der alten Dame ist offenbar zu
einem der meistkommentierten Ereignisse des spanischen Mediensommers
geworden. Es existiert beispielsweise bereits eine spanischsprachige
Facebookgruppe mit dem Namen "Damen, die den Christus von Borja
restaurieren" ("Señoras que restauran Cristos de Borja"), auch
im Kurznachrichtendienst Twitter wird das Thema "Ecce homo" vielfach
diskutiert.
Nachtrag vom 24. August: Die Geschichte, die zuerst auf Seiten wie "reddit" erschienen ist,
ist nun auf praktisch allen Medien gebracht worden. Der Medienrummel könnte das spanische Dorf
Borja zu einem Kultort machen, denn jederman will jetzt die Zeichnung sehen. Die Geschichte könnte
auch längerfristig der Stadt helfen. Denn Touristen kann die Geschichte von der misslungenen
Restauration gezeigt werden. Auch die Umbenennung von "Ecce Homo" (seht her, dieser Mensch)
zu "Ecco Mono" (seht her, dieser Affe) passt.
Nachtrag vom 26. August: Die Vermutung hat sich bestätigt.
Das verschandelte Jesus-Fresko machte Borja berühmt. Die Stadt erlebt in diesen Tagen
einen aussergewöhnlichen Touristenboom.
Hunderte Menschen bewunderten die kirchliche Wandmalerei am Wochenende.