20 Min: Viel Laerm um nichts:
Wer auf der Facebook-Seite der Bündner Berggemeinde Obermutten
"Gefällt mir" drückt, dessen Profilbild wird auf einem
Anschlagbrett im Dorf ausgehängt. Die Idee löste vor einem
Jahr ein weltweites Medienecho aus. Der Dorfschreiner musste zwei
weitere Anschlagwände produzieren, um für die 18'500 Fans
Platz zu machen.
"Aus 10'000 Franken Budget haben wir nach drei Monaten 2.4 Millionen
Franken Medienpräsenz geschaffen", freut sich Cyrill Hauser, von
der zuständigen Agentur Jung von Matt/Limmat. 60 Millionen Menschen
kennen inzwischen den Namen Obermutten.
Doch in Obermutten ist laut dem "Gastrojournal" der grosse Boom
ausgeblieben. "Es kommen immer wieder ein paar Gäste zu uns,
überschwemmt werden wir aber nicht", lautet die ernüchternde
Bilanz von Gerry Flatscher, dem Wirt des Gasthauses Post.
Das erstaunt Stefan Würth vom Social-Media-Unternehmen Beecom
nicht. Der Weg von Facebook zur Konsumation sei weit. Für die
effektiven Umsätze in der Gastronomie sei Google immer noch weit
einflussreicher als Facebook. Die stärkste Wirkung habe aber nach
wie vor die Mund-Propaganda.
Kritisch beurteilt der Kommunikationsexperte Marcus Knill die Kampagne
von Obermutten: "Die Motivation, nach Obermutten zu reisen, ist durch ein
"Gefällt mir" noch nicht gegeben. Bloss Aufmerksamkeit zu wecken,
genügt nicht. Diese Kampagne ist nicht zu Ende gedacht."