Die Briten haben gesehen, dass man die Eröffnungsfeier nicht mit noch mehr
Gigantismus steigern kann. Sie nutzten den Humor und kleideten die Feier in
eine historische Geschichte der Menschheit und des Landes.
Tagi:
Die rund 27 Millionen Franken teure, von Filmregisseur Danny Boyle
inszenierte Eröffnungsfeier war wie erwartet pompös, jedoch
auch geistreich, magisch und witzig. Sie hat alle noch so hohen
Erwartungen sogar übertroffen und neue Massstäbe für
Eröffnungsfeiern gesetzt.
Britischer Humor schwebte in vielen Darbietungen mit. Das London
Symphony Orchestra spielte eine Version von Vangelis' Synthesizer-Werk
"Chariots of Fire" aus dem gleichnamigen britischen Sportspielfilm. Den
dabei ebenfalls eingesetzten Synthesizer bediente Rowan Atkinson. Der
Schauspieler musste im schnellen Achteltakt pausenlos die immer gleiche
Taste bedienen. Er mimte dabei zur Erheiterung der 62'000 Zuschauer
im Stadion den gelangweilten, abgelenkten und dauernd mit anderem
beschäftigten Mister Bean.
Noch bevor der englische Gitarrenvirtuose Mike Oldfield ein Potpourri
seines Schaffens als innovativer Rockmusikkomponist zum Besten gab,
war Queen Elizabeth mit Prinz Philip im Schlepptau in der Ehrenloge
eingetroffen, begleitet von IOK-Präsident Jacques Rogge. Eine eigens
für die Eröffnung gedrehte und auf grossen Schirmen in der Arena
eingespielte 007-Sequenz hatte suggeriert, dass James Bond alias Daniel
Craig für einmal die Königin selbst auf eine seiner Missionen
im Auftrag Ihrer Majestät mitgenommen hatte. Die letzte Szene zeigte,
wie sich der Agent - etwas ängstlich - und die sich selbst spielende
Queen - todesmutig - aus einem Helikopter über dem Olympiastadion
in die Tiefe stürzten und liessen die Fallschirme aufgehen.
Blick:
Die pompöse Eröffnungs-Party haut uns vom Hocker und
übertrifft alle Erwartungen. Zuerst wird eindrücklich die
britische Geschichte dargestellt: Von der Industriealisierung bis zu den
Beatles. Auch der Britische Humor kommt nicht zu kurz: Das London Symphony
Orchestra wird von Rowan Atkinson, alias Mister Bean, unterstützt.
Für den Hammer sorgt aber die Queen: In einem eingespielten
Film wird gezeigt, wie Her Majesty, gespielt von der Queen
höchstpersönlich, von ihrem Geheimagenten James Bond, gespielt
vom aktuellen Darsteller Daniel Craig, im Buckingham Palace abgeholt wird.
Nach einem Flug im Hubschrauber über London kreist dieser in der Tat
über dem Stadion. Im Film ist zu sehen, wie Bond besorgt hinab in
die Arena blickt. Als er sich umdreht zur Königlichen Hoheit, springt
diese ohne zu zögern aus dem Helikopter. "007" muss hinterher.
In der Realität fliegen in diesem Moment tatsächlich zwei
Fallschirme hinab ins Olympiastadion. Wenig später zeigt sich die
Queen auf der Ehrentribüne - Jubel im Stadion. Die Königin
steht mit entspanntem Gesichtsausdruck da - fast hätte sie über
ihren Stunt gelächelt.