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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Apr, 2012)

Grenzen des guten Geschmacks ueberschritten

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Schwedische Kulturministerin Lena Adelsohn Liljeroth hatte im Museum fü Moderne Kunst in Stockholm eine Installation des Künstlers Makode Linde eingeweiht. Sie ist jetzt unter Druck. Die Grenzen des guten Geschmacks wurden da wohl überschritten.

Aus 20 Min:


Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Seit vergangenem Wochenende diskutieren die Schweden, ob ihre Kulturministerin die Grenzen desselben überschritten hat: Lena Adelsohn Liljeroth hatte am Sonntag im Museum für Moderne Kunst in Stockholm eine - gelinde gesagt - gewagte Installation des Künstlers Makode Linde eingeweiht. Liljeroth schnitt dabei einen Kuchen in der Form einer schwarzen Frau an. Der Akt sollte die grausame Praxis der Genitalverstümmelung von Frauen in Schwarzafrika symbolisieren. Das Innere des Kuchens war blutrot und Linde, dessen eigener Kopf Teil der Installation war, schrie bei jedem Schnitt vor Schmerzen. Zu allem Überfluss fütterte die lachende Ministerin den Künstler auch noch mit einem Stück seines eigenen "Leibs". Genitalverstümmelung, Kannibalismus, Rassismus: Die Aktion provozierte auf derart vielen Ebenen, dass die Rücktrittsforderungen an die Adresse Liljeroths nicht lange auf sich warten liessen. Der Verband Schwarzer Schweden Afrosvenskar kritisierte die Veranstaltung als "rassistisches Spektakel". Die Beteuerungen der Ministerin, die Provokation diene einem guten Zweck, mache alles nur noch schlimmer, sagte eine Sprecherin. Liljeroths sei "inkompetent" und als Ministerin nicht mehr tragbar. Die Beschuldigte liess verlauten, sie habe Verständnis für die Empörung. In einem Communiqué sagte sie, sie sei anlässlich des Weltkunsttags eingeladen worden, über die Freiheit der Kunst und ihr Recht auf Provokation zu sprechen. "Dann baten sie mich, den Kuchen anzuschneiden. Ich bin keine Kunstkritikerin, aber ich kann sehr gut verstehen, dass die ganze Situation missverstanden wurde." Liljeroth ist laut "Svenska Dagbladet" bereit, die Verantwortlichen bei Afrosvenskar zu einer persönlichen Aussprache zu treffen. Am Dienstag erhielt die Affäre eine weitere Dimension: Das Museum für Moderne Kunst in Stockholm musste nach einer Bombendrohung evakuiert worden. Ein Entschärfungskommando sei im Einsatz, sagte Polizeisprecher Mats Almqvist. Der Hintergrund der Bombendrohung ist noch unklar. Wenige Stunden zuvor hatte der finnische Präsident Sauli Niinisto das Museum während eines Staatsbesuches besichtigt. Wahrscheinlicher scheint jedoch der Eklat der Kunstministerin zwei Tage zuvor.

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